Surr Surr in die Katastrophe

Teslas Gigafactory in Brandenburg

Neben seiner Liebe für Twitter, für dessen Kauf er 44 Mrd. Dollar geboten hat, und SpaceX ist US-Milliardär Elon Musk besonders für eines bekannt: Tesla. Auch das deutsche Bundesland Brandenburg bleibt nicht von dem amerikanischen Automobilhersteller verschont. Am 22. März dieses Jahres eröffnete Elon Musk mit seiner Tesla Gigafactory in Grünheide, einer märkischen Gemeinde nahe Berlin die größte Elektroauto-Fabrik Deutschlands. 

Von Celina Fattach, Bremen

Doch sind E-Autos nicht der erste Schritt in eine klimaneutrale Zukunft? Sie sind leise, verbrauchen keine fossilen Brennstoffe und blasen auch keine giftigen Abgase in die Luft. Ist somit die neue Fabrik nicht ein absoluter Gewinn und Schritt in die richtige Richtung? 

Falsch gedacht. Die Gigafabrik hat’s gezeigt; Elektroautos sind nicht gleich umweltfreundlich. Das Problem beginnt beim Bau der Fabrik selbst, die ausgerechnet auf einem Waldstück errichtet wurde. Dafür mussten ganze 300 Hektar gerodet werden, das Unternehmen möchte das Gebiet um weitere 100 Hektar erweitern. Gar kein Problem, wenn dementsprechend aufgeforstet wird, oder nicht? Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist die Forstbehörde sich jedoch nicht sicher, wie viel vom neugepflanzten Wald tatsächlich überlebt. Die Böden sind trocken und unfruchtbar, auch als direktes Resultat der Fabrik selbst. 

Wassermangel, Umweltzerstörung und Ausbeutung

Brandenburg und Berlin sind nachweislich die trockensten und wärmsten Bundesländer Deutschlands, die Regenfälle sind gering bis nicht existent. Wasser ist eine knappe Ressource, und doch benötigt die Fabrik so viel Wasser, wie eine Stadt mit 40.000 Einwohner*innen. Die Anwohner*innen zeigen sich zurecht besorgt, doch ihre Sorgen werden nur mit Aufrufen zum Sparen entgegnet. Diskussionen über einer „Deckelung des Wasserverbrauchs“ sind im Umlauf, natürlich auf Kosten der einfachen Arbeitenden. Ihnen soll der Hahn zum Trinkwasser abgedreht werden, da es sich unmöglich gestaltet eine stabile Wasserversorgung für Mensch und Fabrik sicherzustellen. Wer im Privathaushalt mehr Wasser verbraucht, könnte in Zukunft mit Bußgeldern rechnen, während die Autofabrik glücklich vor sich hin produziert. 

Wasser ist jedoch nicht die einzige Ressource, die ein Problem darstellt. Um eine E-Auto-Batterie herzustellen benötigt man weitere begrenzte Bodenschätze: Kobalt, Lithium, Graphit, Nickel und Mangan. Deren massenhafter Abbau – unter miesen Arbeitsbedingungen – zerstört die Lebensgrundlagen von Mensch und Tier in den Abbaugebieten. Und auch die Frage der Entsorgung der Millionen E-Batterien ist noch ungeklärt. Von Nachhaltigkeit kann hier nicht die Rede sein, besonders wenn der benötigte Strom zum Laden der Autos nicht 100% aus erneuerbaren Energien gezogen wird – funfact: wird er nicht. 

Schon einen Monat nach der Eröffnung der nächste Klimakiller: das Auslaufen von 15.000 Litern einer unbekannten Chemikalie inmitten des Trinkwasserschutzgebietes. Das Eintreten in Boden und Grundwasser könnte verheerende Folgen mit sich bringen. Das Landesumweltamt unter Umweltminister Axel Vogel (Grüne) bestreitet, dass es sich um einen Störfall gehandelt habe. Umso besorgniserregender, wenn die Angaben aus der Fabrik sich nicht mit den Beweisen decken, und klar wurde, dass die Flüssigkeit nicht wie zuvor behauptet nur innerhalb der Fabrik auslief, sondern auch im Außenbereich. Die vielen Widersprüche sind höchst verdächtig, und eine Garantie, dass so etwas nicht noch einmal passieren könnte, nicht existent. 

Wie die Arbeitsbedingungen in der Fabrik selbst aussehen werden ist noch nicht klar, doch wenn man dem US-Beispiel folgt, kann auch hier nur von Ausbeutung gesprochen werden. Dass schon bei den Bauarbeiten von 14-Stunden-Schichten unter dem Mindestlohn berichtet wurde lässt für die Zukunft Schlimmes erahnen.

Was wir stattdessen brauchen

Das alles für ein Auto, was nicht unbedingt klimafreundlicher ist als ein Verbrenner. Denn entscheidend sind nicht nur die Emissionen während der Fahrt, sondern auch die, die während der gesamten Produktion des Autos anfallen. Es ist gesellschaftlicher Wahnsinn zu glauben, man würde das Klima retten, wenn jeder Menschen eine eigene tonnenschwere Blechkiste besitzt, um alleine von A nach B zu fahren. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Menschen in Deutschland sich, auch mit Kaufprämie, solch ein Gefährt nicht leisten können.  

Statt einen Milliardär noch reicher zu machen, sollten wir den von den Beschäftigten produzierten Reichtum nutzen, um den Klimawandel zu stoppen: Mit dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs – zeitgemäße E-Mobilität ist nämlich öffentlich, kostenlos, gut vernetzt. Statt elektrische Luxuskarren brauchen wir Busse, Bahnen, E-Car-Sharing. Dafür muss die Produktion in öffentliches Eigentum überführt und dann umgestellt werden. Auch bei Tesla in Brandenburg. 

Bild von Leonhard Lenz, CC0, via Wikimedia Commons