Kryptowährungen: Keine Alternative, sondern Ausdruck eines Spekulationsblasen-Kapitalismus

Statement der Linkse Socialistiche Partij (LSP)/Parti Socialiste de Lutte (PSL), ISA in Belgien

Nach Jahrzehnten von Reallohnsenkungen und sinkender Lebensstandards ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Arbeiter*innen für schnelle finanzielle Gewinne durch Kryptowährungen interessieren. Das Phänomen ist nicht ganz neu: Glücksspiele gibt es schon seit Jahrzehnten; das Glücksspiel mit Kryptowährungen, deren Wert in den letzten Jahren dramatisch gestiegen ist, scheint außerdem mehr Chancen zu bieten als Lotto oder Euromillions.

Das Problem ist natürlich, dass Kryptowährungen wie Bitcoin letztlich eine Illusion sind. Es gibt keinen realen Wert, sondern nur fiktives Kapital. Es wird kein neuer Wert geschaffen, sondern nur eine Spekulationsblase. Tragischerweise werden viele Menschen diesem groß angelegten Schneeballsystem zum Opfer fallen. Der Aufstieg der Kryptowährungen ist nicht überraschend in einer Zeit, in der alle Finanzprodukte aller Art mit dazu gehörigen Derivaten stark im Kommen sind. Dies ist an sich das Ergebnis stagnierender Rentabilität von Investitionen in den Produktionssektor, was in den letzten Jahrzehnten zu einer Stärkung von Finanzgeschäften geführt hat.

Oft wird ein Vergleich mit der niederländischen Tulpenmanie in den 1630er Jahren gezogen. Durch Spekulationen schoss der Preis für Tulpenzwiebeln in die Höhe, bis auf das Zehnfachen eines durchschnittlichen Jahreseinkommens für eine Zwiebel. 1637 platzte dieses Blase, als sich herausstellte, dass Händler*innen Tulpen, die ihnen nicht gehörten, an Käufer*innen weiterverkauft hatten, die sie nicht bezahlen konnten. Natürlich sind Bitcoins etwas Anderes als Tulpen und ihre Kursentwicklung ist anders, aber das entscheidende Merkmal einer Blase ist, dass sie irgendwann platzt.

Einige ihrer Fans stellen Bitcoins nicht nur als Glücksspiel dar, sondern als eine neue Erfindung zur Verbesserung der Welt. Schließlich wird die Rolle der Banker und der Regierungen eliminiert, was das System demokratischer, transparenter und gleicher macht. Das Problem bei dieser Argumentation ist, dass sie auf einem sehr festen Glauben an den “freien Markt” beruht – derselbe Narrativ, der uns den Crash von 2008 beschert hat. Außerdem ist der Wertanstieg von Bitcoins und anderen Kryptowährungen untrennbar mit der Zunahme der Finanzspekulationen in den letzten Jahren verbunden. Das ist weder sehr transparent noch demokratisch.

Kryptowährungen sind keine Lösung für Verschwendung und Finanzchaos, sondern ein ultimativer Ausdruck davon. Kleinanleger*innen, die mit ihren Ersparnissen zocken, sind den Märkten ausgeliefert. Es sind die großen Unternehmen, die die Fäden ziehen. Unternehmen wie PayPal und Tesla haben eine Menge Krypto-Token gekauft. Drohen die großen Akteure zu verlieren, ändern sie einfach die Regeln. Das haben wir bereits bei Gamestop gesehen. Neue Technologien werden nicht im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung eingesetzt, sondern zur Steigerung der Gewinne.

Es sei auch darauf hingewiesen, dass Bitcoins äußerst umweltschädlich sind. Riesige Computerfarmen arbeiten Tag und Nacht an der „Förderung“ von Bitcoins. Eine Transaktion erfordert 5.000mal mehr Energie als eine einfache Bankkartenzahlung. Der gesamte Bitcoin-Betrieb eines Jahres benötigt so viel Energie wie Argentinien, ein Land mit 45 Millionen Einwohner*innen. Gleichzeitig haben 13 % der Weltbevölkerung keinen Zugang zu Strom.

Um das Finanzwesen transparent und demokratisch zu gestalten, muss der gesamte Sektor in öffentlicher Hand sein. So würde eine demokratische und rationale Planung möglich, bei der auch der Umweltschutz ein zentrales Anliegen ist. Die verfügbaren Ressourcen können dann für die Bedürfnisse der Mehrheit der Bevölkerung eingesetzt werden, anstatt sie für virtuelle Tulpenzwiebeln zu verschwenden.

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