SAV-Bundeskonferenz: Organisationsaufbau in Zeiten der Pandemie

Vom 4.-6. Juni fand die Bundeskonferenz der SAV statt. Delegierte und Gäste diskutierten über die aktuelle Situation in Deutschland und auf der ganzen Welt, bilanzierten die politische Arbeit der Corona-Jahre und machten Pläne für die nächste Zeit.

Ursprünglich hätte die Bundeskonferenz 2021 in Kassel stattfinden sollen. Die Enttäuschung war groß, als entschieden wurde, die Präsenzkonferenz zu Gunsten eines Onlinetreffens abzusagen. Das Zusammenkommen mit Genoss*innen, die informellen Diskussionen und das Kontakte knüpfen kann eine virtuelle Konferenz natürlich nicht ersetzen.

Es haben sich aber trotzdem über 100 Genoss*innen und Unterstützer*innen der SAV zur 1. Onlinekonferenz angemeldet. Die hohe Teilnahme konnte die Enttäuschung dann doch etwas abmildern und war ein schöner Lohn für die vielen Stunden Arbeit, die Genoss*innen in die Vorbereitung gesteckt hatten.

Freitag ging es los mit den Weltperspektiven, also einer Generaldebatte über die aktuell wichtigsten Entwicklungen der kapitalistischen Weltwirtschaft und der Klassenkämpfe – ein spannendes Thema, das von gleich drei internationalen Genoss*innen durch Beiträge bereichert wurde: Stephen Boyd aus Irland, Sonja Grusch aus Österreich und Andros Payatsos aus Griechenland hielten Einleitungen und Schlussworte und umrahmten damit eine spannende Diskussion, unter anderem zu der viel diskutierten Frage, ob und inwiefern der Neoliberalismus noch das global dominierende politische Paradigma ist, wie sich die Auseinandersetzung zwischen China und der USA entwickeln wird, die Perspektiven der EU und die Auswirkungen der Klimakatastrophe.

Samstag ging es um die Perspektiven in Deutschland. Neben der Bundestagswahl wurde auch über das Berliner Volksbegehren zur Enteignung von Mietkonzernen, die Entwicklung der LINKEN zwischen Anpassung, Widerstand und den „linkskonservativen“ Ideen Sahra Wagenknechts, über die AfD, Fridays for Future und den Höhenflug der Grünen diskutiert. Auch programmatische Fragen kamen zur Sprache, etwa zum Umgang mit Ideen des Intersektionalismus in feministischen und LGBTQI+-Bewegungen. In Workshops ging es um Themen und Arbeitsfelder wie die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, unsere Publikationen und die sozialistisch-feministische Initiative ROSA.

Der Sonntag stand zum Schluss ganz im Zeichen des Aufbaues der SAV. Genoss*innen diskutierten darüber, wie man die Nach-Lockdown-Zeit nutzen könnte, um mehr Menschen zu erreichen, und gegen den Kapitalismus zu mobilisieren. Wie weit dabei Soziale Medien oder Printmedien eine Rolle spielen, wie diese optimal zu nutzen sind, wie wir unser Wissen über Kämpfe vertiefen und viele weitere Fragen. Immer wieder gezogene Bilanzen zeigten, dass wir viele Fortschritte gemacht haben, trotz verbleibenden Baustellen: Dank der Inbetriebnahme unserer eigenen Cloud sind wir nicht mehr auf Google-Dienste angewiesen, um unsere Redaktionsarbeit zu machen. Auch ein neues Büro ist mittlerweile in Reichweite. Wir konnten bundesweite Schulungen durchführen und neue Genoss*innen heranführen, Verantwortung in der Organisation zu übernehmen. Und auch an den Stellen, wo wir unsere Vorsätze nicht erreicht haben, wurden neue Pläne geschmiedet.

Wir sind uns einig, dass ein wesentlicher Schwerpunkt unserer Arbeit in den nächsten Monaten und Jahren die Unterstützung von ROSA beim Aufbau eines sozialistischen Pols in der feministischen Bewegung sein wird, wir aber auch weiterhin in der LINKEN aktiv sein werden und dort für konsequenten Antikapitalismus und gegen Regierungsbeteiligung eintreten werden.

Zum Schluss haben wir dann noch die Lehren aus unserer Spaltung 2019 im Statut aufgenommen und bisher unklare Prozesse weiter definiert. Auch wenn wir hoffen, dass solche harten Auseinandersetzungen nicht noch einmal auf uns zukommen, sind wir nun im Zweifelsfall zumindest besser für sie gerüstet.

Ein aufregendes Jahr liegt vor uns, für das wir uns ehrgeizige Ziele für unser Wachstum gesetzt haben. Und in das wir mit einer an Handys, Computern und Tablets wenig harmonisch, aber dafür euphorisch gesungenen Internationalen gestartet sind.