Wie weiter bei e.GO Mobile?

Startschwierigkeiten, Corona, Insolvenz – die Belegschaft des Aachener Elektroautobauers hat in diesem Jahr viel durchzumachen. Die rund 430 Kolleg*innen erhielten am 31. August auf einer Betriebsversammlung die Nachricht, dass es jetzt unter neuem Namen mit neuem Investor weitergehen kann.

SAV Aachen

Die neue „Next.e.GO Mobile SE“ führt seit dem 1. September die Geschäfte des Autobauers. Frisches Geld kam von der ND Investment B.V., einer niederländischen Tochter der ND Group aus Düsseldorf. Diese hatte mit Autos bisher wenig am Hut, sondern hatte mit einem anderen Tochterunternehmen (Ecolog) Geschäfte als Dienstleister für die Bundeswehr gemacht. Laut Wirtschaftswoche vom 21. September beschäftigt die ND Group rund 12.000 Menschen.

Der neue Investor bei e.GO war als einziger Bieter in dem monatelangen Insolvenzverfahren übriggeblieben, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Noch Ende 2018 galt e.GO als eines der weltweit erfolgreichsten Start-ups und wurde mit einer Milliarde Dollar bewertet. Aus der Insolvenz heraus dürfte das Unternehmen einen winzigen Bruchteil davon gekostet haben.

Investment will Rendite

Angesichts zusammengebrochener Lieferketten dürfte es weiterhin schwierig sein, neue Autos zu bauen und zu verkaufen. Ein großer Teil der Belegschaft befindet sich noch immer in Kurzarbeit, der Parkplatz vor dem Werk ist ziemlich leer. Vermutlich sind weitere Investitionen nötig, um die Produktion wieder hochzufahren und eine größere Anzahl an Autos zu verkaufen als bisher.

Eine Gefahr ist, dass nach dem Neustart schnell ein neuer Käufer für e.GO gefunden werden soll, zu einem Vielfachen des Kaufpreises. Angeblich gab es Interessenten aus verschiedenen Teilen der Welt, um dort Joint-Ventures aufzubauen. Dies könnte den Produktionsstandort in Aachen schon in ein bis zwei Jahren bedrohen. Dann gilt es wieder, die rund 430 Arbeitsplätze zu verteidigen.

Mit privaten Investoren bleiben die Arbeitsplätze im Aachener Werk gefährdet. Das Know How der Beschäftigten, die Leistungen der Ingenieur*innen und die Anlagen sind jedoch wichtig für die produktive Basis der Verkehrswende. Der beste Weg zur Sicherung der Jobs, der Löhne und der Ressourcen wäre die Überführung von e.GO in öffentliches Eigentum, unter der demokratischen Kontrolle der Beschäftigten und die Vernetzung mit anderen öffentlichen Betrieben, die am Verkehrssystem der Zukunft arbeiten. E-Autos als 1:1-Ersatz für Verbrenner sind nicht sinnvoll, aber in der Übergangsphase kann E-Mobilität eine Rolle dabei spielen, Benzin und Diesel abzulösen.

Direkt nebenan kämpft die Belegschaft des Reifenherstellers Continental gerade um ihren Standort mit 1800 Arbeitsplätzen, ein Solidaritätsschreiben des e.GO-Betriebsrates lag bei der Mahnwache aus.