Die Profitmacherei der Pharmakonzerne

Gilead-Tabletten

Geldhungrige Unternehmen kassieren von menschlichem Elend


Thomas White, 27.3.20
Sozialistische Partei (ISA in Irland)

In den als positiv geltenden Nachrichten sieht es so aus, als ob Remdesivir, ein antivirales Medikament, das nach dem Ebola-Ausbruch von 2014 entwickelt wurde, zur Behandlung von Patienten mit schweren Fällen von Covid-19 eingesetzt werden könnte. Das Medikament hat sich zwar nicht als Heilmittel erwiesen, aber es kann die schlimmsten Auswirkungen der Krankheit lindern. Remdesivir wurde laut einem von KEI veröffentlichten Papier mit mindestens 79 Millionen Dollar an US-Regierungsgeldern entwickelt.

Eine dunkle Wolke zieht jedoch über diesen Silberstreifen am Horizont: In Gestalt der Firma, die das Patent für das Medikament besitzt, Gilead Sciences. Dieses Unternehmen ist bekannt für seine herzlosen und grausamen Preistreibereien gegenüber gefährdeten Gruppen wie Krebspatienten und HIV-Infizierten. Zum Beispiel wird Truvada, ein Medikament zur Verhinderung der Ausbreitung von HIV, von Gilead zu einem Preis von 2000 Dollar pro Monat verkauft, während die Produktionskosten bei 6 Dollar liegen.

“Medikamente für seltene Leiden”.
Dieses berüchtigte geldgierige Unternehmen tut alles, um aus der weltweiten Covid-19-Pandemie und dem Leid der Betroffenen Kapital zu schlagen. Der Orphan Drug Act in den USA von 1983 war ein Versuch, private, gewinnorientierte Pharmaunternehmen durch besondere Anreize zur Herstellung von Produkten zur Behandlung seltener Krankheiten zu ködern. Diese Bezeichnung erlaubt es dem Unternehmen, sieben Jahre lang exklusiv von diesem “Produkt” zu profitieren. Es verhindert, dass in den USA Generika-Alternativen verfügbar sind.

Gilead nutzte eine Gesetzeslücke, um Remdesivir von der Food and Drug Administration (FDA) zum “Orphan Drug” erklären zu lassen. Das Gesetz ist Medikamenten vorbehalten, die Krankheiten behandeln, von denen weniger als 200.000 Menschen in den USA betroffen sind. Eine Gesetzeslücke erlaubt es jedoch, Medikamente, die häufigere Krankheiten behandeln, als „Medikament für seltene Krankheiten“ zu klassifizieren, wenn die Zulassung erfolgt, bevor die Krankheit diese Schwelle erreicht. Da zum Zeitpunkt der Zulassung nur 40.000 Menschen positiv auf Covid-19 getestet wurden, kann Remdesivir technisch gesehen so eingestuft werden.

Das Profit-System
Gileads Versuche, inmitten einer globalen Pandemie skrupellose Geschäftemacherei zu betreiben, wurden jedoch von vielen, darunter auch von Bernie Sanders, zu Recht scharf kritisiert. Obwohl die FDA dem Unternehmen am Montag diesen Sonderstatus gewährte, forderte Gilead am Mittwoch die Rücknahme des Status und beugte sich damit dem Druck von unten.

Ihr gefühlloses Vorgehen wirft ein Licht auf eine einfache Wahrheit: dass Profit keinen Platz im Gesundheitswesen hat und dass die Priorisierung des Wohlergehens der Unternehmen vor den wirklichen Bedürfnissen der einfachen Menschen das Symptom eines kranken Systems ist. In der aktuellen Krise wird sichtbar, wie Regierungen in der ganzen Welt das Leben heldenhafter Mitarbeiter des Gesundheitswesens und gefährdeter Bevölkerungsgruppen opfern, um die Wirtschaft am Laufen zu halten und die Profite der Bosse zu schützen.

Wir glauben, dass wir zur Bekämpfung dieser Pandemie Unternehmen wie Gilead und die gesamte Gesundheitsbranche in demokratisch kontrolliertes, öffentliches Eigentum überführen sollten, wobei die Ressourcen auf der Grundlage der Bedürfnisse der Beschäftigten im Gesundheitswesen, die am besten wissen, was und wo benötigt wird, zugewiesen werden.

Es ist nicht hinnehmbar, dass das Leben und die Gesundheit der einfachen Arbeiterklasse gefährdet werden, nur damit die Aktionäre von Gilead Gewinn machen können. Ein System, welches das Streben nach Profit über alles andere stellt, ist zwangsläufig nicht dazu in der Lage, eine angemessene Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.

Bild: Tony Webster , CC BY 2.0