Wir haben es satt

Lebensmittelverschwendung stoppen

Weltweit werden genug Lebensmittel produziert, um gut zwölf Milliarden Menschen ausreichend ernähren zu können. Trotzdem leidet eine Milliarde Menschen Hunger und sterben jeden Tag über 50.000 Menschen an Unterernährung. Schuld daran ist die generelle Verarmungspolitik, aber auch konkret die Spekulation mit Grundnahrungsmitteln und das Verbrennen von Getreide als „Biosprit“.

von Krischan Friesecke, Berlin

Mit dem Beginn der Krise 2008 orientierten sich Banken und Versicherungskonzerne sowie Investmentfonds neu.

Profite auf Kosten der Ärmsten

In den letzten Jahren investierten diese Anleger vermehrt an den Rohstoffbörsen, hier nicht zuletzt in Nahrungsmittel. Die Weltmarktpreise für Weizen stiegen im letzten Jahr um sagenhafte einhundert Prozent, für Mais um gut 65 Prozent. Beide Getreidesorten sind Hauptnahrungsmittel gerade in armen Ländern der Welt. Allein deutsche Unternehmen wie Deutsche Bank und Allianz investierten 2011 elf Milliarden Euro in Nahrungsmittel und verschärfen so Hungersnöte in Afrika, Asien und Teilen Südamerikas.

Hungern für „Mobilität“

Ein weiterer Faktor für den wachsenden Hunger ist „Biosprit“. Allein in den USA wurden im letzten Jahr 138 Millionen Tonnen Mais zu Treibstoff verarbeitet, dazu hunderte Millionen Tonnen Getreide. Nicht nur, dass für „Biosprit“ Nahrungsmittel vernichtet werden, „Biosprit“ sorgt ebenfalls für steigende Preise bei Grundnahrungsmitteln. Hinzu kommt, dass auch hier Banken und Versicherungen Investitionsmöglichkeiten „entdeckt“ haben. „Land-Grabbing“ nennt sich das Aufkaufen oder Pachten von vor allem afrikanischen Agrarflächen durch Konzerne, Investmentfonds, aber auch Regierungen wie China. Auf dem Großteil der Flächen werden Pflanzen angebaut, die zu „Biosprit“ verarbeitet werden. Wichtige Anbauflächen für Nahrungsmittel gehen so verloren.

Soja für Europas Schweine

Seit 2006 EU-weit verboten wurde, dass Küchen- und Speisereste an Nutztiere verfüttert werden dürfen, steigen die europäischen Soja-Importe. Jährlich werden 35 Millionen Tonnen an Sojabohnen aus Nord- und Südamerika importiert. Angepflanzt wird dieses Soja in Monokulturen, für die oftmals andere Nahrungsmittelpflanzen weichen müssen oder es wird Regenwald vernichtet. Zudem sind über 90 Prozent der angebauten Sojabohnen gentechnisch verändert, lediglich im Norden Brasiliens wird noch konventionelles Soja produziert. Und wer verdient an gentechnisch veränderten Pflanzen wie Soja? Monsanto, der Weltmarktführer für gentechnisch verändertes Saatgut, der schon unzählige Bauern in den Ruin getrieben hat.

Unsere Nahrungsmittelproduktion muss raus aus den Händen von Konzernen und Investmentfonds, das wird in diesem kapitalistischen System nicht möglich sein. n

Forderungen der SAV

  • Die globale Hungerkrise ist weltmarktgemacht – die Verursacher sollen zahlen. Drastische Besteuerung von allen Spekulationsgeschäften und Börsenwetten
  • Nein zur heutigen „Biosprit“-Politik
  • Schluss mit den EU-Agrarexport-Subventionen, die in Europa hauptsächlich Agrarindustriellen zu Gute kommen und in den unterentwickelten Ländern die lokalen Produzenten ruinieren
  • Agrarwende“ heißt: Schluss mit der Liberalisierungs- und Privatisierungspolitik von IWF und Weltbank
  • Überführung von Nahrungs- und Düngemittel-Multis, den Nestlés und Monsantos dieser Welt, in öffentliches Eigentum

 

Demonstration „Wir haben die Agrarindustrie satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!“

 

Berlin, 19. Januar 2013

11 Uhr: Auftakt Berlin Hbf./ Washingtonplatz

www.wir-haben-es-satt.de