Kampf um jeden Arbeitsplatz!

Unsere Betriebe bleiben

Aachen, ein beschauliches Städtlein tief im Westen. Beschäftigte verschiedener Betriebe sammeln sich gemeinsam mit AnwohnerInnen und Familien zum Martinszug gegen die Werkschließung des Waggonbauers Bombardier – für 600 Familien geht es hier um die Existenz. Viele der Anwesenden wissen: heute Bombardier – morgen wir.

von Doreen Ullrich, Aachen

Nicht nur bei Bombardier, sondern bei sieben weiteren Betrieben in der Aachener Region geht es um die Vernichtung von mehreren hundert Arbeitsplätzen. Kurz vor Weihnachten stehen in ganz Aachen 1.400 bis 2.000 Arbeitsplätze auf der Kippe.

Aachen ist kein Einzelfall

In vielen Betrieben macht sich die Krise – die bereits im Rest Europas grassiert – inzwischen bemerkbar, mit Auftragsrückgängen und stillgelegten Kapazitäten. Eine Folge: Die Zahl der Kurzarbeiter-Innen stieg drastisch an, über 44.000 waren es allein in der Metall- und Elektrobranche schon im Oktober 2012 – der höchste Stand seit 2010. Eine weitere Folge: Arbeitsplatzvernichtung. Wegfall von 5.000 Arbeitsplätzen bei Opel allein 2012, Stellenvernichtung auch beim Krisengewinner Deutsche Bank.

Strategie für Gegenwehr

Die Bosse reagieren überall schnell auf die drohende Krise. Genauso schnell brauchen die Beschäftigten der betroffenen Betriebe eine Strategie für Widerstand. Hier muss gelten: Egal ob Leiharbeiter oder Festangestellter – jeder einzelne Arbeitsplatz muss verteidigt werden.

Einem Tod auf Raten durch Auffanggesellschaften muss eine Absage erteilt werden, denn klar ist: Nach dem Ende solcher Übergangsformen sitzen die Beschäftigten trotzdem beim Amt, im schlimmsten Fall mit weniger Arbeitslosengeld durch schlechtere Bezahlung in den Auffanggesellschaften – eine Perspektive für neue Arbeitsplätze sieht anders aus.

Die Waffe des Streiks

Wenn wie bei Bombardier gar ein ganzes Werk geschlossen werden soll, dann muss Druck aufgebaut werden, solange Aufträge noch abgearbeitet werden – denn solange können die Bosse noch da getroffen werden, wo es ihnen am meisten weh tut: beim Profit. Eine unbefristete Betriebsversammlung könnte der erste Schritt sein. Zudem hätte die Gewerkschaft die Möglichkeit, über die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag streikfähig zu werden – in dem Fall müssten die Kosten aber so in die Höhe getrieben werden, dass dabei ein Erhalt des Werkes ’rumkommt.

Wenn Unternehmer auf die Betriebsschließung bestehen, dann muss der Kampf dafür geführt werden, diese Betriebe in öffentliches Eigentum zu überführen – demokratisch kontrolliert und verwaltet durch die arbeitende Bevölkerung.

Kämpfe koordinieren

Geht es KollegInnen aus verschiedenen Betrieben an den Kragen, dann ist Vernetzung – örtlich, regional und darüber hinaus – wichtig. Die Belegschaften aller von Arbeitsplatzvernichtung bedrohten Betriebe müssen sich zusammentun und gemeinsame Gegenwehr organisieren – angefangen mit Demonstrationen bis hin zu gemeinsamen Streikaktionen. Das erhöht nicht nur den ökonomischen, sondern auch den politischen Druck. Einen Finger kann man brechen – fünf Finger aber sind eine Faust.