Warnungen vor einem „Währungskrieg“

Gipfel des Internationalen Währungsfonds (IWF) gescheitert


 

Warnungen vor einem Währungskrieg dominierten den letzten Gipfel des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank am Wochenende des 9./10. Oktobers in Washington DC. Die weltweite Zusammenarbeit von Politikern ist in Auflösung, so wie es sich, als die Weltwirtschaft in 2008 abstürzte, bereits abgezeichnet hatte. Viele Regierungen sind dabei, ihre Währungen künstlich abzuwerten, um damit die eigene Exportwirtschaft anzukurbeln, was neue wirtschaftliche Einbrüche riskiert. Der Gipfel endete in einem Fiasko. Das einzige Resultat: eine gemeinsame Erklärung ohne wirklichen Inhalt. Nachfolgend zwei Artikel von Per-Åke Westerlund, die Anfang in der schwedischen sozialistischen Zeitung „ Offensiv“ erschienen , einer zum Thema Weltwirtschaft, der andere über den drohenden Währungskrieg:

Die Weltwirtschaft auf dem Weg in den ”Double-Dip”

Die Weltwirtschaft war im Jahr 2008 nur um 2,8 Prozent gewachsen und schrumpfte sogar im Jahr 2009 zum ersten Mal seit über 65 Jahren um 0,6 Prozent. Wobei sie in den entwickelten Industrienationen im Durchschnitt sogar um 3.2 Prozent schrumpfte. Die USA – als größte Industrienation der Welt- verbuchte einen Rückgang von 3,2 Prozent, In einigen europäischen Staaten – wie Deutschland, Italien und England – war das Abrutschen der Wirtschaft noch größer, so auch in Japan.

Nur durch die größten “Rettungspakete” aller Zeiten konnte verhindert werden, dass die Krise nicht die gleichen Ausmaße erreichte, wie zu Zeiten der „Großen Depression“ der 1930er Jahre. Um den Unterschied zu den Rezessionen der letzen Jahrzehnte zu unterstreichen, bezeichnet der IWF die aktuelle Krise als die „Große Rezession“

Der Kapitalismus feierte sein Comeback nach einer Nahtoderfahrung. In den USA endete die schwerste und längste Rezession seit 1929 erst im Juni diesen Jahres (laut Regierungsvertretern, Anm. d. Übers.). Allerdings ist es bereits offensichtlich geworden, dass die beschlossenen Konjunkturpakete nicht weitreichend genug waren, um einen Aufschwung dauerhaft zu stabilisieren und außerdem die Krise durch die massiven Sparpakete der Regierungen weiter verschärft werden wird.

Vor dem eigentlichen Gipfel in Washington mit Finanzministern und Weltbankmanagern aus 187 Ländern präsentierte der IWF einen aktualisierten Bericht zur Lage und Zukunft der Weltwirtschaft (World Economic Outlook – WEO), der besagt: „die Risiken für einen Abschwung bleiben weiterhin erhöht“. Die Erholung der entwickelten kapitalistischen Länder vollzieht sich „nur langsam“ angesichts der Überwindung der schwersten Rezession seit dem 2. Weltkrieg. Der Produktionsausstoß der Weltwirtschaft liegt noch immer unter dem Stand von 2008.

Das Wachstum im laufenden Jahr 2010 gründet sich auf die Konjunkturförderungsprogramme und der Erhöhung von Lagerbeständen. Die Überproduktion ist weit verbreitet, Investitionen gering und die Arbeitslosigkeit weiterhin sehr hoch. Der IWF schätzt, dass weltweit 210 Millionen Menschen arbeitslos sind – 30 Millionen mehr als noch vor drei Jahren.

Auf dem Weg in den “Double-Dip“?

Der World Economic Outlook (WEO) sagt voraus, dass sich das weltweite Wachstum im nächsten Jahr verlangsamen wird. Für die entwicketen Industrienationen (USA, Westeuropa, Japan und einige wenige mehr) wird das Wachstum von 2,7 Prozent in diesem Jahr auf 2,2 Prozent im kommenden Jahr sinken. Für die sogenannten Schwellenländer, mit China an der Spitze, wird ein Rückgang von 7,1 Prozent auf 6,4 Prozent erwartet. Die aufstrebenden Nationen haben zwar ein erheblich größeres Wachstum, doch warnt der Internationale Währungsfond IWF vor der hohen Abhängigkeit dieses Wachstums von der Exportwirtschaft.

Das Wachstum in den USA fiel im zweiten Quartal 2010 auf 1,6 Prozent und wird in der zweiten Jahreshälfte wohl kaum mehr als ein Prozent oder sogar weniger betragen. Staatliche Subventionsprogramme – wie Abwrackprämie, Investitionshilfen, Subventionen im Umweltschutz – sind eingestellt worden. Nach den Aussagen des Wirtschaftsexperten Nouriel Roubini befindet sich der Immobiliensektor der USA bereits in einem „Double-Dip“ – einer Wirtschaftskurve in Form des Buchstabens „W“. Der Immobilienhandel hat fast den tiefsten Stand aller Zeiten erreicht.

Viele Wirtschaftsexperten sagen langfristig ein schwaches Wirtschaftswachstum für die USA voraus. Eine wachsende Zahl von Experten jedoch hält ein erneutes Absinken in die Rezession für wahrscheinlicher. Mit den Worten des Internationalen Währungsfonds: „Darüber hinaus ist die wirtschaftliche Erholung weiterhin durch Schocks und die vorherrschenden Abwärtstendenzen gefährdet.“.

Schwachpunkte

Die Analyse des WEO zeigt einige Schwachpunkte in den reicheren Ländern auf:

Die Einnahmen der Privathaushalte sind gesunken und damit auch die Nachfrage und der Konsum. Millionen Menschen sind arbeitslos geworden oder haben ihre Häuser verloren. Im letzten Jahrzehnt wurde die Nachfrage mit Verbraucherkrediten künstlich hochgehalten. Nun sind diese Kredite zur Rückzahlung fällig.

Banken und der gesamte Finanzmarkt sind noch immer instabil. Der Immobilienmarkt, ein führender Wirtschaftsfaktor für das Wirtschaftswachstum in den USA, England, Irland, Spanien und anderen Ländern, ist tiefer abgerutscht als in vorherigen Krisen und wird seine „übliche“ Rolle als Wachstumsmotor in der Überwindung der aktuellen Rezession nicht spielen können.

Die Defizite der Staatshaushalte und die Verschuldung der Staaten wachsen rasend schnell an. Irland hat Anfang des Monats einen neuen „Weltrekord“ gebrochen mit einem Haushaltsdefizit des Staates von 32 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – zehn mal höher als es in den Mitgliedsverträgen und Statuten der EU festgeschrieben steht. Die Staatsverschuldung Irlands hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht.

Die meisten der seit 2008 beschlossenen“ Rettungspakete“ dienten dem Ziel, die Banken zu retten – die heute weltweit führenden „Subventions-Junkies“ – ein Wort das gerade Neoliberale benutzen, um Rentner und Arbeitslose zu diffamieren. Mit den Rettungspaketen wurden die Bankenprofite und Manager-Boni in der Wall Street, Londons Finanzdistrikt, etc. durch Defizite im jeweiligen Staatshaushalt finanziert.

Die Europäische Zentral Bank (EZB) hat Notfallgelder bereit gestellt, die rund um die Uhr abrufbar sind, um die Liquidität von Banken zu sichern. Ebenfalls hat die EZB Staatsanleihen im Wert von mehr als 63,5 Milliarden Euro gekauft. In Irland übernimmt die Regierung die Garantien für Kapitaleinlagen von Sparern und Investoren; gleichermaßen für einheimische und ausländische Spekulanten.

Der Internationale Währungsfonds hat ausgerechnet, dass Kredite im Wert von 4.000 Milliarden US $ (= vier Billionen) in den nächsten Jahren verlängert oder neu abgeschlossen werden müssen und bezeichnet die Europäischen Banken als besonders gefährdet. Die Banken müssen laut IWF (wegen Kreditausfällen bei der Rückzahlung durch Verbraucher und Unternehmen, Anm. des Übers.) Kredite über 2.200 Milliarden US $ (= 2,2 Billionen) abschreiben. Das sind zwar 100 Milliarden US $ weniger, als in vorherigen Prognosen, doch noch immer ein gigantischer Betrag. Von mehr als einem Viertel dieser Kreditabschreibungen werden die genauen Details der ausgefallenen Kredite nach wie vor geheim gehalten.

Wer muss zahlen?

Regierungen in Griechenland, Portugal Spanien und Irland sind von international agierenden Kapitalisten – die genau in diesen Ländern höchst profitable Spekulationsgeschäfte tätigen – unter Druck gesetzt worden, damit sie die brutalen Sparpakete durchsetzen. Löhne, Gehälter, Renten, Kindergeld und öffentliche Ausgaben wurden gekürzt und Arbeitsplätze vernichtet.

Die Kapitalisten haben Blut geleckt und sehen in der Wirtschaftskrise eine goldene Möglichkeit, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse aggressiv zu attackieren. In diesem Licht muss man auch die Nachricht sehen, dass vor zwei Wochen Irlands Kredite vier Prozentpunkte teurer waren, als deutsche Kredite.

Der IWF kommt zu dem Schluss, dass die entwickelten Wirtschaftsnationen „verstärkt einen ausgeglichenen Staatshaushalt anstreben, das Haushaltsdefizit zunächst stabilisieren und dann nach und nach die hohen öffentlichen Schulden reduzieren und ihre Finanzsektoren sanieren und reformieren müssen.“ – und dies, obwohl der IWF zur gleichen Zeit die Sorge um die niedrige Wachstumsrate der Weltwirtschaft zu seinem Leitmotiv gemacht hat. Es ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, gleichzeitig die Staatsschulden abzubauen und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Es ist so, als ob man beim Autofahren gleichzeitig den Vorwärts- und Rückwärtsgang einlegen wollte.

In der Praxis bedeutet die Argumentationslinie der Kapitalisten und des IWF als ihr Sprachrohr nichts anderes als Wachstumsanreize für Banken und Großunternehmen und für den Rest der Bevölkerung tiefe Einschnitte und neoliberale „Reformen“. Gewünscht werden: „Reformen für die schnell gewachsenen Konjunkturprogramme, vor allem in den Bereichen Leistungsansprüche und Steuerreformen, die die Produktion und nicht so sehr den Konsum fördern sollen“. Der IWF will „Arbeitsmarktreformen“, die „das Wachstum fördern und neue Jobs kreieren“. Was das konkret heißt, sieht man gerade in Spanien: geringere Renten („Leistungsansprüche an den Staat“) und eine Vereinfachung des Kündigungsschutzes, so dass Arbeiter nun leichter von Arbeitgebern entlassen werden können („Arbeitsmarktreform“).

Aber selbst der IWF muss zugeben, dass der Sparkurs die Wirtschaft trifft. Die Reduzierung der Ausgaben im öffentlichen Sektor um ein Prozent reduziert das Wirtschaftswachstum um 0,5 Prozent über einen Zeitraum von zwei Jahren. Dies ist der Grund, warum die Wirtschaft in Spanien, Irland, Portugal und den baltischen Staaten am Schrumpfen ist. Und je mehr Länder ihre Ausgaben kürzen, umso größer werden die depressiven Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

”Unorthodoxe Methoden”

Was können Regierungen tun, wenn die Zinsrate bereits bei “null” liegt, die Konjunkturpakete ausgeschöpft sind und trotzdem sowohl Nachfrage, als auch Wachstum weiterhin schwach sind? Der IWF erwartet, dass die US-amerikanische Notenbank – die „Federal Reserve“, den Start in eine neue Runde „unkonventioneller Maßnahmen“ oder „quantitativer Erleichterungen“ einläutet. Das heißt, dass sich die Federal Reserve selbst Milliarden US $ zuspricht, um Staatsanleihen (sog. „I Owe You“’s – IOU’s) zu kaufen. (Im Klartext heißt das, dass die Geldpressen angeschmissen werden, um die Staatsanleihen kaufen zu können. – Anm. d. Übers.)

Das ist Hokuspokus auf höchster Ebene. „Niemand ist sich derzeit sicher, ob und wie diese quantitativen Erleichterungen und andere unorthodoxe Geldmarktregulierungen funktionieren“, stellt die Financial Times in ihrer Ausgabe vom 6. Oktober fest. Der IWF bezieht eine ähnliche Position: „Man weiß relativ wenig über die Wirksamkeit von unkonventionellen erleichternden Geldmarktregulierungen und finanziellen Einsparungen (im Staatshaushalt).“ Der wahrscheinlichste Effekt wird sein, dass sowohl die Zinsraten und der Dollarkurs weiter fallen werden, was die US-Exporte begünstigen wird.

Ob dadurch jedoch die Nachfrage innerhalb der USA selbst gesteigert wird, ist mehr als zweifelhaft, da diese Art Krisenmanagement die Privathaushalte und Unternehmen eher zu Vorsicht und Zurückhaltung drängt.

Neugewichtung?

Die meisten Wirtschaftswissenschaftler begründen ihre Hoffung auf eine vollständige Erholung der Weltwirtschaft auf eine veränderte Balance oder Neugewichtung zwischen den Staaten. Länder mit hohen Rücklagen – in erster Linie China, Deutschland und Japan, sollten mehr konsumieren. Chinas riesiger Handelsüberschuss gegenüber dem Rest der Welt wird als Hauptgrund für das aktuelle weltweite Ungleichgewicht gesehen (siehe unten).

Hinter diesem Ungleichgewicht sind jedoch zwei treibende Kräfte erkennbar: zum einen Chinas Investitionen, Produktion und Exporthandel, aber auch zum anderen die kreditgetriebenen Haushaltsdefizite der USA. In diesem Zusammenspiel spielt es eine wichtige Rolle, dass Großunternehmen aus den USA und Europa ihre Produktionsstätten nach China verlegt haben und dadurch die reimportierten Fertigprodukte im Westen billiger geworden sind.

Dieses Ungleichgewicht zu verändern ist allerdings keine einfache Aufgabe. Der IWF gibt zu: „Mittelfristig wird die Inlandsnachfrage (in “Schwellenländern”) wohl nicht stark genug sein, um die Schwäche der Nachfrage in den entwickelten Wirtschaftsnationen auffangen zu können. Daher muss davon ausgegangen werden, dass die weltweite Ausbalancierung oder Neugewichtung zum Stillstand kommen wird.“

Einfacher gesagt, würde die Ausbalancierung und Neugewichtung der Weltwirtschaft das Wirtschaftswachstum in China, Indien und anderen Ländern mit der stärksten Wachstumsrate in 2010 bremsen.

Kapitalistische Wirtschaftsexperten stimmen weitgehend überein, dass die aktuelle Krise keine Parallelen in der Vergangenheit hat, dass die Erholung unsicher und stark gefährdet ist und dass die Arbeiterklasse die Rechnung dafür bezahlen soll.

Für uns SozialistInnen ist es die Aufgabe, zu verdeutlichen und zu erklären, dass es keinen kapitalistischen Ausweg aus dieser Krise gibt – das System muss durch eine bewusste und organisierte Arbeiterbewegung abgeschafft werden. Die Krise und die Ausbeutung des Kapitalismus muss durch einen demokratischen Sozialismus ersetzt werden.

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Der Kapitalismus wird zunehmend parasitär

Mehr als die Hälfte aller Bewegungen auf dem Aktienmarkt in den USA wird von Computern ohne die Beteiligung eines einzigen Menschen gesteuert und getätigt, Logarithmische Formeln kalkulieren die aktuellen Preisunterschiede innerhalb von Mikrosekunden (1 ms = der ein-millionste Teil einer Sekunde). Selbst das schnellste Breitbandkabel ist dafür zu langsam und daher zahlen die Börsenhaie bereits extra Geld, um ihre Computer möglichst in Räumen nahe an den Börsen an der Wall Street, in Stockholm, etc, zu installieren.

von den Einkommenssteigerungen in den USA (1976 bis 2007) gingen 58 Prozent an die superreichen 1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Inlandsnachfrage der großen Mehrheit wurde durch Verbraucherkredite aufrecht erhalten.

Das Vermögen der britischen Banken betrug im Jahr 1988 etwa das Doppelte des Bruttosozialproduktes Englands. Im Jahr 2006 war es bereits das Fünffache.

Mit zunehmenden wirtschaftlichen Problemen ist die EU nun dabei zu erforschen, mit welchen Mitteln sie ihre Hilfe für Investitionskapital und für die Exportwirtschaft steigern kann.

In 2008 hat die Spekulation an den Börsen mit Nahrungsmittelwerten zu einer weltweiten Explosion der Lebensmittelpreise geführt. Dies geschah auch nach den Naturkatastrophen in diesem Sommer in Russland und Pakistan.

Währungskrieg – eine neue Phase der Krise

”Regierungen, die versuchen, über die Manipulierung der Wechselkurse innenpolitische Probleme zu lösen, riskieren einen Währungskrieg“, gab IWF-Vorsitzender Dominique Straus-Kahn vor dem Gipfel bekannt. Nach dem Ende des Gipfels zeigte er sich klar enttäuscht: „Die Sprache (der Abschlusserklärung) wird nichts verändern. Wir benötigen die Annahme von Regulierungsmaßnahmen.“

Als erster hat der Finanzminister Brasiliens erklärt, das ein “internationaler Währungskrieg” begonnen hat. Japan, Südkorea, Taiwan, Schweiz, Kolumbien und später auch Brasilien gehören zu den Ländern, die Regelungen getroffen haben, um den Wert ihrer Landeswährungen künstlich zu verringern.

Durch das langsame Wirtschaftswachstum in den reichen Industrienationen entstand ein großer Kapitalfluss in Richtung der Schwellenländer, wie zum Beispiel Indien und Brasilien, wodurch der Wert der jeweiligen Landeswährung stieg. In der Europäischen Union zeigen sich Politiker besorgt darüber, dass der Euro im Verhältnis zu sowohl US-Dollar, als auch zum chinesischen Renminbi wieder steigt.

In Japan hat die Zentralbank „Bank of Japan” US-Dollar aufgekauft, was ein fehlgeschlagener Versuch war, den rasch steigenden Kurs des YEN abzubremsen. Dieser lieg auf dem höchsten Stand im Vergleich zum US-Dollar seit 1995. Die japanische Zentralbank hat ebenfalls angekündigt, „quantitative Erleichterungsmaßnahmen“ (siehe obigen Artikel) zu ergreifen, so im Ankauf von Staatsanleihen, aber auch von privaten Stammaktien. Sie erhofft sich davon sowohl das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, als auch den Wechselkurs des YEN niedrig halten zu können.

Die in den USA erwartete nächste Stufe dieser sogenannten quantitativen Erleichterungen wird vermutlich sehr viel größer sein, als die in Japan. Es wird erwartet das die US-amerikanische Notenbank,- die Federal Reserve – bis zu 100 Milliarden US-Dollar pro Monat zum Kauf von Staatsanleihen aufwenden wird.

Das “Institute of International Finance” IFF, dem weltweit einzigen globalen Zusammenschluss im Finanzsektor von mehr als 430 Großbanken, hat bereits vor einem aus dem Konkurrenzkampf bei den Wechselkursen entstehenden Protektionismus gewarnt. Der Protektionismus (durch Festschreibungen und Eingriffe in den Wechselkurs und die Erhebung von Schutzzöllen) war ein entscheidender Faktor zur Entstehung der „Großen Depression“ in den 1930er Jahren. Jede nationale kapitalistische Klasse versuchte, sich auf Kosten der anderen zu retten.

USA vs. China

Der aktuelle größte Währungskonflikt besteht zwischen den USA und der VR China. Ein Teil des Flügels der US-amerikanischen Kapitalisten und zu einem größeren Maß Politiker versuchen, China für die Arbeitslosigkeit und Werksschließungen in den USA verantwortlich zu machen. Sie fordern von China die Abwertung ihrer Währung – des Renmimbi, um dem US-amerikanischen Markt wieder eine „faire“ Grundlage zur Inlandsproduktion „zurückzugeben“. Hingegen betrachtet die chinesische Diktatur und ihre Kapitalisten das wachsende Exportgeschäft als wichtige Grundlage, um an der Macht zu bleiben, und wollen daher den Wechselkurs des Renmimbi niedrig halten.

In den Jahren 2005 bis 2008 haben die gemeinsamen Interessen beider Großmächte dazu geführt, dass in den Zeiten der noch wachsenden Weltwirtschaft, China eine Abwertung des Renminibi um 20 Prozent gegenüber der US-Währung akzeptiert und umgesetzt hat. Mit dem Beginn der Krise hat Peking jedoch den Wechselkurs des Renminbi wieder eingefroren. Unter den Drohungen der Ergreifung von Gegenmaßnahmen aus den USA und einer leichten Erholung der Weltwirtschaft in diesem Jahr stieg der Wechelkurs des Renmimbi wieder seit Juni um 2,3 Prozent. Doch die Forderungen von US-Ökonomen und Politikern bestehen auf einer Aufwertung von 20 bis 40 Prozent

Das “House of Representatives”, die Abgeordnetenkammer des US Kongresses, hat vor Kurzem zugestimmt, einen Gesetzesentwurf aufzusetzen, der gegen “unfaire Subventionen” von Währungen vorgehen soll. Dies ist eine direkte Androhung, Chinas Produkte als Strafe mit Schutzzöllen beim Import zu belegen. Der Entwurf muss noch den Senat durchlaufen und bei Zustimmung des Senats von Präsident Obama unterschrieben werden, um rechtsgültig zu werden.

„Ist die Zeit für einen Währungskriege mit China gekommen?“ Die Antwort scheint mehr und mehr ‘Ja’ zu sein“, schrieb Martin Wolf, der Chefkommentator für Wirtschaft bei der Financial Times vor zwei Wochen. Für ihn stellt Chinas niedrige Wechselkursrate eine Art von Protektionismus dar.

Ein neues Plaza Abkommen?

Es sieht danach aus, dass das Weiße Haus den IWF dazu gedrängt hat, China zum Nachgeben zu zwingen. Nach dem gescheiterten Gipfel hofft Obama nun, die Unterstützung der G-20 Staaten beim Gipfeltreffen in Südkorea im November zu bekommen.

Das Modell, das oft dazu herangezogen wird, gründet sich im sogenannten „Plaza Accord“ von 1985 (einem unterzeichneten internationalen Übereinkommen zwischen Frankreich, BRD, Japan, USA und England, Anm. d. Ü.), als Japan die Aufwertung des Yen zum US-Dollar vertraglich akzeptierte. Peking sieht dieses Modell eher als Warnung, denn seit seinem Inkrafttreten hat es für Japan eine zwei Jahrzehnte dauernde wirtschaftliche Stagnation gebracht.

Teurere Exporte aus China würden den Welthandel verlangsamen. Eine Verringerung der Exporte aus Asien, falls mehr Währungen dem Wechselkurs des Renmimbi folgen würden, würde die gesamte Weltwirtschaft bremsen.

Chinas Wachstum basiert auf massiven Investitionen. Der Anteil an Investitionen wuchs von 32 Prozent auf 40 Prozent des Bruttosozialproduktes in den Jahren 1997 bis 2009. In der gleichen Zeit fiel der Anteil der privaten Haushalte von 45 Prozent auf 36 Prozent. Die Nachfrage zu steigern könnte daher zu einem Abfall der Investitionen führen. Doch sind es die Investitionen, die derzeit Chinas Wirtschaft antreiben. Die Investitionen ihrerseits beruhen auf einer Finanzblase, da sie oft mit künstlich überbewerteten Grundstückspreisen gegenfinanziert werden.

Ein höherer Wechselkurs des Renminbi würde die inneramerikanischen Probleme der USA auch nicht lösen können. Ein teurerer Renminbi würde zu Preissteigerungen in den USA führen. Ein größere Abwertung des US-Dollar würde nicht nur der US-Regierung Probleme bei der Kreditbeschaffung zur Finanzierung des Haushaltes bereiten, sondern auch den privaten Haushalten bei der Beschaffung von Verbraucherkrediten und den Unternehmen zur Kreditbeschaffung für Investitionen. Ebenfalls hat die USA ein Außenhandelsdefizit mit vielen Staaten.

Der “Währungskrieg”, zurzeit noch in den Kinderschuhen, könnte im schlimmsten Falle in einen offenen Handelskrieg münden. Bei den wachsenden imperialistischen Widersprüchen vor allem zwischen den USA und China geht es auch um die Kontrolle der natürlichen Rohstoffe und um militärisch-strategische Macht.

Wie in der Frage der Lösung der allgemeinen weltweiten Krise gibt es auch in der Frage des drohenden Währungskrieges keine kapitalistische Lösung. Auch wenn sich Regierungen und Kapitalisten untereinander bekämpfen, werden sie immer damit übereinstimmen, die Last der Krisen auf die Arbeiterklasse und Armen abzuwälzen.