„Diesmal nehmen wir mehr mit“

Vor dem nächsten Bildungsstreik – ein Gespräch mit Nico, Schüler von der Tagore-Schule in Berlin-Marzahn


 

Im Juni findet der nächste bundesweite Bildungsstreik statt. Am 9. Juni wird es vormittags Großdemonstrationen geben.

Warum beteiligst du dich am Bildungsstreik?

In der Schule wird ein Haufen Zeit verbrannt, mit größtenteils sinnlosem und langweiligem Unterricht. Ich muss den Großteil des Tages da verbringen. Da muss sich was ändern.

Was ist für die SchülerInnen am Wichtigsten?

Weniger Stress in der Schule. Turbo-Abitur, Klausuren und volle Lehrpläne belasten die meisten. Viele haben das Gefühl, mithalten zu müssen, weil sie denken: Wenn ich schlechte Noten kriege, bekomme ich keinen Studienplatz oder nur schlechte Arbeit.

In Berlin wird eine Ganztagsschule eingeführt, aber die Hobbys und Interessen kann man nicht ausleben. Es ist nur Schule mit längeren Pausen und weniger Freizeit. Man muss noch länger in der „Anstalt“ sitzen.

Habt ihr Euch schon an den letzten Demonstrationen beteiligt?

Ich war bei den letzten beiden Bildungsstreiks, aber nur mit zehn bis 15 anderen Schülerinnen und Schülern aus unserer Schule. Letzten Sommer hatten wir uns schon vorgenommen, zum nächsten Mal richtig zu mobilisieren. Der Herbst war leider zu kurzfristig, aber diesmal nehmen wir mehr mit.

Wie sieht die Vorbereitung an Eurer Schule aus?

Eine selbstorganisierte Gruppe aktiver Schülerinnen und Schüler hat sich gefunden, welche die Vorbereitungen managen und coachen. Wir haben jeden Monat ein Referat zu „Bildung“, aber auch allgemeinere Themen wie „Rätedemokratie“ diskutiert. Als Nächstes diskutieren wir über „Überwachungsstaat“ und danach haben wir ein Treffen über „alternative Schul- und Unterrichtssysteme“ angesetzt.

Wir wollen eine demokratischere Schule, wo Lernende und Lehrende gemeinsam entscheiden, was und wie gelernt wird. Deshalb befassen wir uns mit „Demokratie“, „Überwachung“ et cetera.

Über die Referate berichten wir in unserer Schülerzeitung. Außerdem beantragen wir in mehreren Klassen Wandertage am Streiktag. Wir kämpfen jetzt dafür, dass es am 9. Juni keine Klausuren und Tests gibt. In der Vergangenheit wurden kurzfristig Klausuren angesetzt, um Leute vom Streik abzuhalten.

Wie mobilisiert ihr die anderen SchülerInnen?

Wir machen Aushänge und reden mit möglichst vielen Schülerinnen und Schülern. Bis zum Streik werden wir noch regelmäßig Flugblätter verteilen und versuchen, Schülerversammlungen sowie Vollversammlungen zu organisieren. Aktionen in den Pausen gehören aber auch dazu. Man könnte zum Beispiel in der Pause selbstgemalte Transparente aus dem Schulgebäude hängen oder mit einem Flash-Mob die Jagd nach guten Noten nachspielen. Dort kann man darstellen, wie sich immer mehr stressen und die Köpfe einhauen, um in der Konkurrenz zu bestehen. Mit einer vorbereiteten Rede verweist man dann darauf, dass wir gemeinsam für bessere, solidarische Bildung und Zukunftschancen kämpfen müssen.