Jobkiller Kapitalismus: Kampf um jeden Arbeitsplatz

Opel, Karstadt, Philips, Schlecker, Spar… – eine Welle von Arbeitsplatzvernichtung wütet in Deutschland. In den Medien wird über fünf Millionen Arbeitslose im Winter spekuliert. Durch Hartz droht Hunderttausenden der Absturz. Die Bochumer Opelaner haben die richtige Antwort gegeben: Der Kampf um jeden Arbeitsplatz muss aufgenommen werden.
 
Bei Rekordgewinnen und Spitzengehältern wird davon geredet, das sei der Lohn für „unternehmerisches Risiko“. Doch wer trägt denn hier ein Risiko? Die Aktionäre und Manager haben ihre Dividenden, Kursgewinne und Spitzengehälter längst in Sicherheit gebracht. Das Risiko tragen die Beschäftigten.
Beispiel Deutsche Bank: Von 870 Millionen Euro Dividende an die Aktionäre war für 2004 die Rede. „Der höchstbezahlte deutsche Vorstandschef, Deutsche-Bank-Primus Josef Ackermann, liegt mit Gesamtbezügen von 11,07 Millionen Euro auf Platz 5 der europäischen Topverdiener“, so das Manager-Magazin. Jetzt sollen dort 4.700 Arbeitsplätze vernichtet werden!

Gegen Lohnverzicht und Arbeitszeitverlängerung

Siemens und Daimler – beides Experten beim Arbeitsplatzabbau (Daimler minus 13.000, Siemens minus 12.000 Stellen) setzten ihren Beschäftigten die Pistole auf die Brust: Lohneinbußen und Arbeitszeitverlängerung oder wir verlagern die Produktion – trotz neuer Gewinne, die kurz darauf verkündet wurden.
Die Lohnverluste der Beschäftigten heizen nun die Dumping-Spirale nach unten an: Nachdem Daimler 500 Millionen aus den KollegInnen presste, wollte Opel/General Motors nicht nachstehen und fordert ebenfalls 500 Millionen. VW will zwei Nullrunden bei den Löhnen durchdrücken. Beide wollen ihre Personalausgaben um 30 Prozent senken.
Lohnverzicht rettet keine Arbeitsplätze, er spielt nur einen Standort gegen den anderen aus. Das führt zu einer Dumping-Spirale nach unten – zugunsten der Profite. Davon wird kein einziges Auto, kein Handy oder sonstwas mehr verkauft oder produziert – im Gegenteil: wir, die Masse der Bevölkerung, können uns immer weniger leisten. Damit wird keinerlei Arbeitskraft zusätzlich benötigt und kein Arbeitsplatz verteidigt.
Auch Arbeitszeitverlängerungen führen in die Sackgasse. Siemens macht das vor: In Kamp-Lintfort wurde eine „drohende“ Verlagerung verhindert. Die von der IG Metall akzeptierte Mehrarbeit vernichtete die Arbeitsplätze von 800 Leiharbeitern und stellt weitere Jobs in Frage – denn die gleiche Arbeit kann jetzt von weniger KollegInnen bewältigt werden.
Eine Arbeitszeitverlängerung von 35 auf 40 Stunden in der Woche bedeutet, dass die gleiche Arbeit, die vorher acht Beschäftigte verrichtet haben, nun von sieben erledigt werden kann. Jeder achte Kollege wird „überflüssig“!

Arbeitszeitverkürzung

Statt Arbeitszeitverlängerungen muss die vorhandene Arbeit auf alle verteilt werden, bei vollem Lohn- und Personalausgleich.
Die Einführung der 35-Stunden-Woche in den 80er und 90er Jahren sicherte und schuf nach IG-Metall-Angaben 300.000 Arbeitsplätze. Denn die nötige Arbeitszeit, um die Produkte herzustellen, konnte auf mehr Schultern verteilt werden. Und die Produktivitätssteigerungen kamen nicht einfach den Profiten zugute, sondern den KollegInnen, die weniger Zeit im Betrieb und Büro verbringen mussten.
Einige Betriebe versuchten, die Arbeitszeitverkürzung durch verstärkte Arbeitshetze kaputt zu machen. Daher muss ein voller Personalausgleich durchgesetzt werden.
Aber ist das und ein voller Lohnausgleich finanzierbar? Trotz Krise und Arbeitsplatzvernichtung gelang den Konzernen eine Steigerung ihrer Profite: Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen stiegen im ersten Quartal 2004 um neun, im zweiten Quartal um 20 Prozent.
Beschäftigte mussten in den letzten Jahren Lohnabsenkungen, Niedriglöhne, Tarifabschlüsse unter der Inflationsrate und so weiter hinnehmen. Eine Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich ist ein Schritt dazu, die Umverteilung der letzten Jahre von unten nach oben rückgängig zu machen. Sie lässt sich auf Kosten der Profite finanzieren.
Deshalb: Für die Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich.

Enteignet die Jobkiller

Die Einigung bei KarstadtQuelle bedeutete die Zustimmung von ver.di zum Abbau von 5.500 Stellen – „sozialverträglich“. Die KollegInnen sollen 760 Millionen Euro als Opfer bringen zur Sanierung des Unternehmens. Dabei gibt es keinen „sozialverträglichen“ Personalabbau: Jede Vernichtung von Arbeitsplätzen bedeutet eine Steigerung der Arbeitslosigkeit.
Städte und Stadtteile rebellieren jetzt schon gegen die Karstadt-Pläne: Denn für viele Orte bedeutet die von Karstadt einkalkulierte Schließung von Filialen das Sterben der Innenstädte und eine deutlich schlechtere Versorgung der Bevölkerung.
Der Bedarf ist da, die Arbeitsplätze müssen erhalten werden – aber Profite sind damit nicht zu machen. Das zeigt: Der Markt versagt.
Die Kaufhäuser, Büros und Betriebe, bei denen jetzt mit Entlassungen oder Verlagerungen gedroht wird, wurden von den Beschäftigten aufgebaut und betrieben. Sie können genutzt werden, um die Bedürfnisse der Masse der Bevölkerung zu befriedigen.
Demokratisch muss die arbeitende Bevölkerung dort entscheiden, was und wie produziert wird – und die Arbeitsplätze sichern. Doch entscheiden kann man nur über das, was einem gehört. Daher müssen Konzerne, die entlassen oder mit Verlagerungen drohen, in öffentliches Eigentum überführt werden.

von Stephan Kimmerle, Berlin

Das Programm der SAV gegen die Krise in der Autoindustrie

Zum Kampf bei General Motors – Opel Bochum


Wie kann Arbeitslosigkeit bekämpft werden?