Gemeinsamer Kampf um jeden Arbeitsplatz und jedes Werk!

General Motors – Opel, Saab, Vauxhall

?Wir sind am Dr?cker, wir sitzen am l?ngeren Hebel?, so ein streikender Kollege bei Opel Bochum am 15. Oktober. ?Das geht da drinnen alles viel zu b?rokratisch zu, wir m?ssen die B1 [eine Stadtautobahn] zumachen, dann ist Schluss hier?, so ein anderer ?ber die Verhandlungen von Werksleitung und Betriebsrat. Der spontane Streik der KollegInnen in Bochum ist die richtige Antwort auf die Sparpl?ne von General Motors (GM): Werkstore wurden mit Gabelstaplern und Lastwagen blockiert und die Eing?nge von den Streikenden kontrolliert.
 
?Fast die gesamte Belegschaft von etwa 10.000 Mitarbeitern w?rde auf dem Werksgel?nde gegen die vom Mutterkonzern General Motors geplanten Stellenstreichungen protestieren?, so die S?ddeutsche Zeitung auf ihrer Internetseite.
Gleichzeitig gab es in R?sselsheim Proteste von Berufssch?lerInnen und Sch?lerInnen: ??Um zu leben, brauchen wir Opel?, schreit ein Jugendlicher ins Megafon, als er mit dem Demonstrationszug der Heisenberg-Sch?ler auf den Platz vor der R?sselsheimer Marktkirche einbiegt. […] Es geht um Ausbildungspl?tze und Jobs. ?Wenn Opel zu macht, dann ist hier alles aus?, ruft der junge Mann. Gerade sind die 250 Protestierenden, alle zwischen 16 bis 20 Jahre alt, Berufssch?ler und Gymnasiasten im beruflichen Zweig, am alten Karstadt-Geb?ude vorbeigekommen.? (Frankfurter Rundschau, 15. Oktober 04)

General Motors

GM, der weltgr??te Autokonzern, verk?ndete soeben Quartalszahlen mit einem Gewinn von 440 Millionen Dollar. Gleichzeitig sollen von den 62.000 Arbeitspl?tzen in Europa 12.000 vernichtet und damit 500 Millionen Euro j?hrlich mehr Profit entstehen. 90 Prozent der Arbeitsplatzvernichtung sollen GM zufolge bereits 2005 durchgezogen werden. Das Ziel: K?rzung der Lohnkosten bis Ende des Jahrzehnts um 30 Prozent. Werksschlie?ungen sind zuk?nftig nicht ausgeschlossen.
Die Verflechtung der Produktion verhindert eine schnelle Schlie?ung eines Werkes. Doch ab 2006 sieht das Management den Weg frei. Und bei einem Modellwechsel, der n?chste steht bei Astra und Zafira ab 2009an, sind alle Grausamkeiten von der GM-Spitze her denkbar.
Schon jetzt gilt: ?Wenn man alle Fakten in Betracht zieht, m?ssten wir Bochum schlie?en. Aber wie sollen wir das anfangen??, so ein Manager laut FAZ.net (12. Oktober 04). Bochum br?uchte nach diesen Angaben etwa 750 Millionen Euro an Modernisierungs-Investitionen ? vergleichbar mit dem, was 2002 in R?sselsheim investiert wurde. Doch bei den allgemeine ?berkapazit?ten macht das keinen Sinn ? und sichert auch in R?sselsheim keine Arbeitspl?tze.
Nun versucht GM, die Werke gegeneinander auszuspielen. Die Versuche die Werke in Trollh?ttan bei G?theburg (Schweden), und in R?sselsheim bei Frankfurt in einen Lohndumping-Wettbewerb zu schicken, m?ssen durch einen gemeinsamen Kampf aller KollegInnen bei GM durchkreuzt werden. Die KollegInnen bei GM in Antwerpen in Belgien reagierten auf die Proteste in Bochum mit Solidarit?tsaktionen. Auch die Besch?ftigten in Ellesmere Port und Luton (Gro?britannien) sowie in Zaragoza (Spanien), Azambuja (Portugal) und in Gleiwitz (Polen) k?nnen bei Protesten gegen diesen Kahlschlag genauso einbezogen werden wie die KollegInnen in den USA.
Denn der entschlossene Widerstand der KollegInnen in Bochum darf nicht alleine bleiben. Schon dieser Widerstand wurde von unten ? ohne Aufruf der IG Metall und gegen den Willen des Gesamtbetriebsrat durchgesetzt. Die Betriebsratsspitze versuchte noch, die Belegschaft von spontanen Protesten abzubringen.
Dabei kann ein Streik wegen der Vernetzung und Internationalisierung der Produktion schnell enorme Auswirkungen haben. Schon eine Arbeitsniederlegung ?von wenigen hundert Mitarbeitern? w?rde gen?gen, ?um die Fertigung von Opel in ganz Europa lahmzulegen?, so die Bef?rchtung der b?rgerlichen Kommentatoren der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Internet (12. Oktober 04). Damit kann das Management und die Aktion?re von GM zur Umkehr gezwungen werden.

Wir fordern:

– Keinerlei Schlie?ungen von Werken, Kampf um jeden Arbeitsplatz
– Gegen Entlassungen und Arbeitslosigkeit: Massive Arbeitszeitverk?rzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich.
– ?ffnung der Gesch?ftsb?cher. Die KollegInnen m?ssen wissen, wie die Lage wirklich aussieht und wo die Profite der letzten Jahre hingegangen sind.
– ?berf?hrung aller Konzerne, die entlassen oder mit Werksverlagerungen drohen, in ?ffentliches Eigentum bei Kontrolle und Verwaltung durch Besch?ftigte und Allgemeinheit: Die Werke wurden durch die Besch?ftigten aufgebaut und betrieben, ganze Regionen h?ngen von ihnen ab. Die Entscheidungen ?ber die Verwendung dieser Ressourcen m?ssen der Diktatur des Profits entzogen und demokratisch im Interesse der KollegInnen und der Allgemeinheit gef?llt werden.

Daf?r ist eine Kampfstrategie n?tig. Unter dem Druck der KollegInnen konnten sich die Gewerkschaftsspitzen gerade noch zu einem internationalen Aktionstag am 19. Oktober durchringen. Doch: ?Die Kollegen haben kein Vertrauen, dass am Dienstag [dem 19. Oktober] mehr als nur Dampfablassaktionen stattfinden?, so ein Aktivist in Bochum.
Die Gewerkschaftsf?hrungen folgen der Logik der Unternehmer: Sie beteiligen sich daran, Standorte gegeneinander auszuspielen oder K?rzungen mitzutragen ? nur vielleicht nicht ganz so hart. Mit ihren Spitzengeh?ltern haben sie es sich in diesem kapitalistischen System bequem gemacht. Sie akzeptieren die Logik der K?rzungen und des Verzichts. Wir k?nnen uns das nicht leisten. Wir brauchen eine grundlegend andere Strategie:
– Streik gegen Lohnraub und Arbeitszeitverl?ngerung. Die GM-Pl?ne m?ssen vom Tisch.
– Wahl von Streik- und Aktionskomitees auf allen Ebenen (gruppen-, abteilungs- und werksweit sowie werks?bergreifend), um den Widerstand von unten zu leiten und zu kontrollieren und um m?glichst viel KollegInnen in den Kampf aktiv einzubeziehen.
– Vernetzung des Widerstands durch eine europaweite Konferenz von Delegierten der Besch?ftigten aus allen Werken. Diese Konferenz kann ein Aktionsprogramm aufstellen, f?r das gemeinsam gek?mpft wird.
– Eint?giger Streik in allen Autowerken Europas als Warnung an die Unternehmer und ein klares Zeichen, dass die AutomobilarbeiterInnen gegen alle Versuchen der Spaltung und der ?teile und herrsche?-Taktik der Konzerne Widerstand leisten.
– In allen Werken, die von Entlassungen bedroht sind, sind Betriebsbesetzungen n?tig: die Streik- und Aktionskomitees m?ssen aktiv verhindern, dass solche Pl?ne realisiert werden, die Produktion muss und kann unter eigener Kontrolle fortgef?hrt werden
– Statt Co-Management und Verzicht: Internationale gemeinsame Gegenwehr, f?r k?mpferische und demokratische Gewerkschaften
– Wie in Bochum ist entschlossener Widerstand immer wieder nur gegen die eigene Gewerkschaftsf?hrung und die Betriebsratspitzen m?glich. Um diesen Widerstand zu ?berwinden ist es n?tig, dass sich k?mpferische KollegInnen zusammenschlie?en und organisiert den Kampf zur Verteidigung der Interessen der Besch?ftigten aufnehmen und dazu auch den Kampf in und um die Gewerkschaften organisiert f?hren.

Kapitalismus funktioniert nicht

Hintergrund der Angriffe bei GM sind laut b?rgerlichen Medien Management-Fehler. Keine Frage: Das Management tat alles, um Profite zu steigern und sich selbst zu bereichern. Doch diese Krise ist keine GM-Misere. Sie ist Ausdruck des Kapitalismus im Niedergang. Trotz enormer M?glichkeiten zur Produktion von Wohlstand werden nur die Reichen reicher, Werke sogar geschlossen und die Besch?ftigten und die Masse der Bev?lkerung sollen bezahlen.
Riesige ?berkapazit?ten bei GM ? intern wird dort von 350.000 Autos geredet, die pro Jahr mehr produziert werden k?nnten ? sind nur Teil der allgemeinen ?berkapazit?ten der Autoindustrie insgesamt: Die Kapazit?tsauslastung liegt weltweit nur bei etwa 75 Prozent. Und das obwohl schon massiv Produktionsm?glichkeiten vernichtet wurden, zum Beispiel von GM in Luton in Gro?britannien, wo ein PKW-Werk komplett dicht gemacht wurde.
DaimlerChrysler setzte nun in Deutschland K?rzungen in H?he von 500 Millionen Euro durch, VW will die Personalkosten um 30 Prozent senken, in Coventry drohen mehr als 2.000 Besch?ftigten bei Jaguar (Ford) Massenentlassungen, von denen weitere 10.000 Jobs in den Midlands abh?ngen. Ganze St?dte und Regionen h?ngen davon ab: In Trollh?ttan sind 6.000 Jobs direkt, 25.000 weitere indirekt beim gr??ter Arbeitgeber GM / Saab bedroht, in Bochum h?ngt eine Region nach dem Niedergang der Kohleindustrie von GM / Opel ab.
Der Widerstand dagegen findet ?berall statt. Allein bei DaimlerChrysler streikten 60.000 in Deutschland an einem Tag. Doch diese Proteste m?ssen zusammengebracht werden, um Erfolg zu haben.
Und ein Erfolg ist m?glich, wenn die kapitalistischen Mechanismen der Profitproduktion beseitigt und durch eine sozialistische Demokratie ersetzt werden. Die Multis bek?mpfen sich heute gegenseitig und ziehen sich, die Besch?ftigten und die Allgemeinheit in die Krise. Ihre gigantischen Ressourcen k?nnen und m?ssen im Interesse von Mensch und Umwelt genutzt werden, um weltweit den Bedarf an ?ffentlichen Verkehrsmitteln, an Autos, Lastwagen und anderen Produkten zu befriedigen und um demokratisch geplant eine sinnvolle Produktion zu erm?glichen.