Arbeitsniederlegung bei Opel in Bochum: „Das haben wir gemacht!“

Am Samstagmorgen, 16. Oktober, trat Betriebsrats-Vize Einenkel (IG Metall) vor die KollegInnen bei Opel-Bochum, die seit Donnerstag die Werkstore besetzt halten. Auf seine Ausführungen, wonach man ja schon viel getan habe, wurde äußerst kritisch reagiert: „Ihr habt bis jetzt nichts für uns getan! – Das haben wir gemacht und außerdem fängt es erst an. Es ist noch nichts gelaufen!“
 
Seit die Konzernleitung von General Motors, dem Mutterkonzern von Opel, Saab (in Schweden) und Vauxhall (in Großbritannien), 10.000 Entlassungen bei Opel in Deutschland angekündigt hat, stehen die Räder im Bochumer Opel-Werk still. Das Bürohäuschen des Werkschutzes ist von außen gespickt mit Solidaritätserklärungen. Betriebe aus Bochum und der näheren Umgebung erklären hier ihre Unterstützung für die Arbeitsniederlegung bei Opel. Auch Siemens- und Ford-Belegschaften, andere Opel-Standorte und das Kölner Stadtratsmitglied der linken Liste „gemeinsam gegen sozialraub“ sind mit einem Soli-Schreiben vertreten. Daneben hängt eine Unterschriftenliste einer Bochumer Schule, auf der mehrere Dutzend SchülerInnen ihre Unterstützung für die Opel-WerkerInnen bekunden. Geld wurde ebenfalls von den SchülerInnen gesammelt, um die zur Zeit nicht entlohnten ArbeiterInnen auch finanziell zu unterstützen. Damit erhalten die kämpfenden KollegInnen bis dato mehr Rückendeckung von SchülerInnen als von der IG-Metall, die sich beklagenswerter Weise sehr zurück hält.

Für die Bochumer Opel-ArbeiterInnen war sehr schnell klar, dass nur Gegenwehr eine Antwort auf die Ankündigungen von Entlassungen sein kann – so lange, bis der Horrorkatalog der Konzernführung vom Tisch ist. „Wenn auch die anderen nichts für uns tun – unsere Arbeitsniederlegung ist Solidarität mit den anderen“, stellt ein Kollege die traditionelle Kampfbereitschaft im Ruhrgebiet heraus und schneidet damit auch ein erstes Problem an: Die Entschlossenheit der BochumerInnen muss so schnell wie möglich nicht nur in die anderen Opel-Werke in Deutschland, sondern auch zu den KollegInnen in Antwerpen, Luton, Gliwice und so fort getragen werden. Erste Solidaritätsbekundungen von den anderen GM-Beschäftigten liegen bereits vor.

Steinbrück und Clement werden mit ihren Aufrufen, an die Arbeit zurück zu kehren, als Verräter abgetan. Der NRW-Wirtschaftsminister Schartau (SPD), der Freitag den Standort Bochum besuchte, bekam den gesammelten Frust der Beschäftigten zu spüren. Darüber hinaus besteht Einigkeit darüber, dass es einfach nicht mehr hinnehmbar ist, immer länger arbeiten und immer wieder auf Lohn verzichten zu müssen. „Wer glaubt denn, dass die Karstadt-Verkäuferin, die nun mit massivsten Lohneinbußen konfrontiert ist, noch ein Auto unterhalten geschweige denn kaufen kann?“, fragte ein Genosse der SAV vor dem Werkstor und erntete dafür starken Beifall.

Am kommenden Dienstag, 19. Oktober, findet ein europaweiter Aktionstag aller GM-Beschäftigen statt. Jetzt geht es darum, dass die kämpferischen Bochumer Opelaner und Opelanerinnen rasch Nachahmer in ihren Aktionen finden, und nicht nur bei GM-Opel europaweit, sondern auch bei VW, Ford und branchenübergreifend.