Karl Lauterbach, Konzernknecht

Eigentlich ein schlauer Move: Du wirst der Nachfolger von einem Typ der dermaßen unfähig, stulle und offen korrupt ist, dass sich alle denken: “Egal, was der Neue macht, so schlimm wie bei Jens Spahn kann’s ja nicht werden …”. Und dann hilft dir auch noch, dass sich wegen deines Jobs als Gesundheitsminister sofort alle verrückten Querdenker*innen auf dich einschießen, so dass du dir sicher sein kannst, dass der Großteil der Menschen dich instinktiv in Schutz nimmt. Läuft.

Von David Schultz, Hamburg

Spoiler-Alarm: Karl Lauterbach ist wirklich der Allerletzte, der das Wort „Pflegerevolution“ in den Mund nehmen sollte. Sowohl Pfleger*innen als auch Revolutionär*innen sind ernsthaft davon angepisst, dass er das getan hat. Es ist völlig egal, welchen Zeitraum seines Lebens man sich anschaut, er hat immer den willigen Vollstrecker für die Profitinteressen der Großkonzerne gespielt.

Einführung der DRG

Er war zunächst CDU-Mitglied und Adenauer-Stiftungs-finanziert und ließ sich dann für die SPD aufstellen. Dabei kann man ihm zugute halten, dass er früher als viele erkannt hat, dass zwischen den beiden Parteien längst keine entscheidenden Unterschiede mehr bestehen. Doch schon die Mitgründung des „Instituts für Gesundheitsökonomie“ und das Mitentwickeln der Fallpauschalen (DRG – Diagnosis Related Groups) zeigen deutlich, was der „Gesundheitsminister“ denkt: Es ist ihm egal, wie hart das Gesundheitssystem zusammengespart wird, solange man noch die Profite der Klinikkonzerne und der Pharmaindustrie pushen kann.

Fallpauschalen heißen: Auch, wenn es noch sinnvoll wäre, einen Patienten weiter zu behandeln, bekommen die Kliniken nur eine bestimmte Pauschalsumme pro „Fall“. Patient*innen länger in der Klinik zu behalten ist für diese teuer. Der Druck steigt, sie vor der vollständigen Genesung zu entlassen – und langfristig die Folgekosten, weil nicht genesene Leute eher erneut erkranken.

Krankenhäuser im ländlichen Raum? Können gerne einige geschlossen werden, gibt eh keine „Qualitätsversorgung“ da. Auch in Großstädten sollen Kliniken geschlossen werden. In Lauterbach-Sprech heißt das „mehr spezialisierte Gesundheitszentren“ – eine dreiste Beschönigung der Tatsache, dass es regional nur noch Notfallversorgung geben soll. Kranke Angehörige besuchen? Dazu darf man dann bald in die nächste Großstadt fahren und hoffen, dass die Besuchszeiten noch mit der eigenen Arbeit vereinbar sind …

Mit Konzernvertreter*innen „Reformen“ ausbaldowern? Ja, bitte, man muss sich nur mal anschauen, mit wem er in der Rürup-Kommission 2002/03 zusammengearbeitet hat, da ist von Daimler über BMW bis BASF alles dabei gewesen, was über unsere Renten- und Krankenversicherung bestimmen will.

Geschenke für Big Pharma

Deswegen ist es auch umso passender, dass er vor Weihnachten 2022 den Pharmakonzernen größere Gewinnspannen ermöglichten wollte, indem er vorschlug, die Höchstpreise für Kindermedikamente, welche die Krankenkassen bezahlen, heraufzusetzen. Als Begründung musste die Verknappung einiger Medikamente herhalten. Der Sprecher der gesetzlichen Krankenversicherungen nannte das zurecht ein „Weihnachtsgeschenk an die Pharmaindustrie“ und bezweifelte offen, dass dadurch auch nur ein Mangelmedikament schneller in die Apotheken komme. Es geht wieder um höhere Profite, nicht um bessere Versorgung.

Aber es gibt doch den „Pflegebonus“? Ja, ganz toll. Alle überlastet, Personal fehlt an allen Ecken und Enden, und dann gibt’s einen Bonus statt notwendiger Neueinstellungen und Entlastungsstrategien … und dann nur für einen Teil der Beschäftigten! Als wären Hilfspfleger*innen, Catering oder Facility nicht genauso überlastet mit der aktuellen Situation in den Krankenhäusern. Eigentlich auch konsequent, schließlich hat Lauterbach schon 2001-2013 im Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken gesessen, während den Reinigungskräften dort nicht einmal der ohnehin geringe Mindestlohn gezahlt wurde.

Wenn man soviel von Ökonomie versteht, wird man doch zumindest rechnen können – und bestellt nicht für Riesensummen doppelt so viele Impfdosen wie benötigt, weil man vergessen hat, dass für Auffrischungsimpfungen geringere Dosen gebraucht werden als für Erstimpfungen? In Deutschland wurden Impfdosen weggeschmissen, während andere Länder noch mit Impfungen unterversorgt sind.

Vielleicht bleibt zumindest der „Fun Fact“, dass kein Fernsehsender irgendwo eine Kamera hinstellen kann, ohne dass sich Lauterbach davor stellt und redet. Ein Hinweis darauf, dass der Kollege zukünftig lieber in die Medienbranche wechseln will? Bei Scooter sind ja jetzt zwei Plätze in der Band freigeworden, da kann er mit „schneller, härter, Lauterbach“ zumindest ein paar Freunde der gepflegten Dad-Jokes begeistern…