Krieg bringt Zerstörung, Schmerz und Tod. Nicht nur den Soldat*innen, sondern auch den Zivilist*innen in den Kriegsgebieten. Und der Umwelt. Noch heute gibt es Bombentrichter aus dem 1. Weltkrieg, in denen keine Pflanze mehr wächst.
Von Verena Saalmann, Müllheim
Seit 2014 lassen sich solche Auswirkungen auch in der Donbass-Region beobachten. Während überirdisch die Auseinandersetzungen zwischen der Ukraine und Russland laufen und Fabriken zu Kollateralschäden werden, verfallen unterirdisch die Bergwerke. Stollen laufen unkontrolliert mit Wasser voll und stürzen ein, Gas tritt spontan aus Erdspalten aus, aus beschädigten Behältern treten giftige Chemikalien aus – schlimmstenfalls radioaktive. Sie verseuchen erst das Wasser vor Ort, dann das Grundwasser und später möglicherweise ganze Flüsse, die aus der Region fließen. Langfristig kann dadurch die ganze Region unbewohnbar werden. Schon jetzt werden Risse an Gebäuden und verseuchtes Trinkwasser beobachtet, es ist zu menschengemachten Erdbeben gekommen.
Die Menschen, die dort leben und lebten haben kaum eine Möglichkeit diese Katastrophen aufzuhalten. Durch die Konflikte haben die Zechen geschlossen, die Arbeitslosigkeit ist immens, und wer nicht vor dem Krieg flieht, zieht wegen der perspektivlosen Situation weg. Die Betreiber der ehemaligen Bergwerke und die Regierungen auf beiden Seiten sind nicht bereit, die verlassenen Industrieanlagen zu warten, zu demontieren oder geordnet zurückzubauen. Teilweise wird einfach damit aufgehört einsickerndes Wasser aus Anlagen zu pumpen. Stattdessen führen sie weiter ihren Krieg, von dem niemand in diesen Gebieten etwas hat. Im Gegenteil. Selbst wenn die Kampfhandlungen irgendwann enden, ist sehr fraglich, ob die Gegenden sich auch nur in den nächsten Jahrzehnten erholen können.
CO2-Schleuder Militär
Vor dem Hintergrund solcher dauerhaften Katastrophen erscheinen die kurzfristigen Auswirkungen der Kampfhandlungen weniger dramatisch – sind es aber dennoch. Der CO2 Ausstoß durch Militär ist immens. Neben einem Leopard-Panzer erscheint sogar ein SUV als klimafreundliche Alternative – das US Militär ist der größte Verbraucher fossiler Brennstoffe und schafft es damit in die TOP 50 der Staaten mit dem höchsten CO2-Ausstoß. Aber auch ohne Kriegseinsätze stößt Militär immens viel CO2 aus. Ein Eurofighter der Bundeswehr (sofern er nicht gerade kaputt ist) stößt z.B. 11 Tonnen CO2 pro Flugstunde aus. Durchschnittlich jeden 2. Tag hält die NATO eine militärische Übung ab, bei der ihre Panzer und Flugzeuge sinnlos das Klima schädigen. Dazu kommen noch weitere Schäden wie durch die Rüstungsproduktion oder Truppentransporte. Niemand fährt mit dem Fahrrad an die Front.
Aber nicht nur die direkt betroffenen Kriegsparteien schaden der Umwelt. Auch in Deutschland gibt es Klima-Diskussionen. Russisches Erdgas soll durch amerikanisches Gas ersetzt werden. Oder die Laufzeit der Atomkraftwerke verlängert werden, wie es auch in Belgien grade überlegt wird. Auch eine Verzögerung des Kohleausstiegs wurde schon vorgeschlagen. All diese Vorschläge bringen nur einer Gruppe etwas: Den Besitzer*innen der großen Energieunternehmen. Unternehmen wie jene, die im Donbass erst Profite gemacht haben, und dann die Region sich selber überlassen haben. Unternehmen, die sich schon seit Jahrzehnten nichts auf Klimaschutz geben. Unter ihnen wird der Gewinn aus dem Energieverkauf neu aufgeteilt.
Menschen und Umwelt leiden für die Profite der Kriegsindustrie
Die 100 Milliarden, die für die Aufrüstung bereitgestellt wurden (und die Aktienkurse der Rüstungsindustrie befeuert haben), könnten alternativ für den Ausbau erneuerbarer Energien bereitgestellt werden, oder zur Förderung energetischer Sanierungen und Neubauten, bei denen es gerade Kürzungen gab. Das Geld, was es jetzt spontan für die Aufrüstung gibt, gab es jedoch nicht für die Bekämpfung des bzw. den Umgang mit dem Klimawandel.
2018 gab es 24 Kriege und bewaffnete Konflikte auf der Welt. Genau wie jetzt in der Ukraine haben die Menschen, die in diesen Kriegsgebieten leben, nur Leid durch sie erfahren. Die Umwelt wurde zerstört, ihre Heimat und oft ihre ganze Lebensgrundlage. Die schädlichen Auswirkungen auf das Klima treffen die ganze Menschheit. Um den Planeten weiterhin für uns lebensfreundlich zu halten, kann es nur eine Position geben: Keine Aufrüstung! Kein Krieg!