Sudan: Rückschlag nach halber Revolution

Am 25. Oktober putschten die Generäle der sudanesischen Armee. Der demokratisch gewählte Regierungschef Abdallah Hamdok wurde vom Militär an einen unbekannten Ort verschleppt. Der Architekt des Putsches, General Abdel Fattah al-Burhan, ließ alle Gewerkschaften und andere Organe der Arbeiter*innendemokratie verbieten. Die Demokratie, die während drei langen Monaten des Generalstreiks und der Revolution 2018 und 2019 erkämpft worden war, ging innerhalb einer Woche verloren.

Von Sammy Albright, Nürnberg

Natürlich akzeptierte das sudanesische Volk den Putsch nicht. Es griff erneut zu seiner erfolgreichen Taktik aus der Revolution. Die Gewerkschaften riefen zum Generalstreik und zu Massendemonstrationen auf. Und die Menschen folgten den Aufrufen. In den folgenden Tagen und Wochen gingen Millionen von Lehrer*innen, Eisenbahner*innen, Jugendlichen, Bankangestellten, Bergleuten sowie die Arbeiter*innen aus der Gastronomie auf die Straße.

In mindestens 700 Städten und Dörfern im Sudan demonstrierten die Menschen und blockierten das wirtschaftliche Leben. Das sudanesische Volk vereinigte sich gegen den Putsch zur Verteidigung der Demokratie. Weltweit wurden Solidaritäts-Demonstrationen angemeldet. Auch in Deutschland fanden Proteste statt. In Bayern solidarisierten sich SAV-Mitglieder und unterstützten die Proteste. Auf einer Demonstration in München hielten die SAV-Mitglieder Wissam und Nikolas starke Solidaritäts-Reden auf Deutsch und Arabisch. Sie wiesen auf die kapitalistischen Ursachen des Militärputsches hin und riefen zum Aufbau einer internationalen revolutionären Partei auf.

Die Genossen haben Recht! Der Militärputsch und die Gegenrevolution sind die Folgen des Versäumnisses der sudanesischen Massen, die Bourgeoisie und deren treue Beschützer, das Militär, zu bekämpfen. Die sogenannte “Sudanese Communist Party” und die “Sudanese Professional Association” – der größte Gewerkschaftsverband – arbeiten seit 2018 gemeinsam innerhalb einer Koalition mit bürgerlichen Parteien unter dem Motto “Kräfte für Freiheit und Umwandlung” (Forces for Freedom and Change). Die bürgerlichen Parteien in der Regierung hingegen arbeiteten mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen. Mit neoliberalen Sparmaßnahmen griffen sie die Arbeiterklasse direkt an. Das Misstrauen gegenüber der Regierung war weit verbreitet. Diese wiederum gestattete dem Militär, seine Macht zu behalten.

Den vollen Weg gehen

Das Versagen der Regierung, sich gegen einen Putsch zu schützen, und Massendemonstrationen in Sudan zeigen, dass die Revolution von 2018 unvollendet geblieben ist und die Arbeiter*innen weitergehen müssen. Wenn linke Parteien eine Koalition mit bürgerlichen eingehen, führt das zwangsläufig dazu, dass diese Sparmaßnahmen zu Lasten der Arbeiter*innenklasse akzeptieren. Sudan braucht eine kompromisslose revolutionäre Partei, die nicht nur für die bürgerliche Demokratie kämpft, sondern für die echte Demokratie der Arbeiter*innenklasse, den Sozialismus. Gegen den Putsch! Alle Macht den Arbeiter*innen und Student*innen des Sudans! Für eine komplette sozialistische Demokratie!