Südafrikas Queer-Community wird angegriffen.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 wurden mindestens 14 offen lebende Schwule, Lesben und Transgender in Südafrika Opfer von gewalttätigen Übergriffen – alle endeten tödlich.

von Talia Coetzee, Workers and Socialist Party (WASP) und ISA in Südafrika

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 wurden mindestens 14 offen schwul, lesbisch und transgender lebende Menschen in Südafrika Opfer von gewalttätigen Angriffen – alle endeten tödlich. Dieser erschreckende Trend deutet auf ein Problem der südafrikanischen Gesellschaft hin, das nicht die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient: den Hass auf Mitglieder der LGBTQI+ Community.

Verstorbene Opfer der brutalen Attacken

  • Bonang Gaelae, 12. Februar 2021
  • Nonhlanhla Kunene, 5. März 2021
  • Sphamandla Khoza, 29. März 2021
  • Nathaniel “Spokgoane” Mbele, 2. April 2021
  • Khulekani Gomazi, 3. April 2021
  • Andile ‘Lulu’ Nthuthela, 10. April 2021
  • Lonwabo Jack, 18. April 2021
  • Lucky Kleinboy Motshabi, 24. April 2021
  • Phelokazi Mqathana, weekend of 1. Mai 2021
  • Lindokuhle Mapu, 9. Mai 2021
  • Aubrey Boshoga, 29. Mai 2021
  • Masixole Level, 6. Juni 2021
  • Anele Bhengu, 13. Juni 2021
  • Lulama Mvandaba, Juni 2021

Man könnte sich fragen, wie man herausfinden soll, ob all diese Menschen wirklich ermordet wurden, nur weil sie queer waren, aber die unglaubliche Brutalität dieser Verbrechen ist nicht zu leugnen. Auf Masixole Level wurde 16 Mal eingestochen. Sphamandla Khozas Leiche wurde in einem Graben gefunden, mit Messerstichen und durchgeschnittener Kehle, nachdem eine durchzechte Nacht mit Nachbarn damit endete, dass er wegen seiner Sexualität gedemütigt und schließlich ermordet wurde. Khulekani Gomazi wurde zu Tode geprügelt, ihr Körper wies ebenfalls Spuren auf, die darauf hindeuteten, dass sie hinter einem Auto hergeschleift worden war. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Täter nicht unbedingt von Hass motiviert sind, sondern eher von Angst.

Es ist unmöglich, den Anstieg dieser besonderen Form von geschlechtsspezifischer Gewalt zu analysieren, ohne die Auswirkungen des Covid-19-Virus auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft im Allgemeinen zu berücksichtigen. In ähnlicher Weise sehen wir eine Zunahme fremdenfeindlicher Hetze und Angriffe sowie einen Anstieg der Gewalt gegen Frauen und Kinder. Wir sind mit der ständigen Notwendigkeit zu überleben konfrontiert, jetzt mit dem zusätzlichen Stress durch massive Arbeitsplatzverluste, Haushaltskürzungen, Korruption und fortgesetzte Sparmaßnahmen, die von der ANC-Regierung durchgeführt werden. Dies verdeutlicht das fortgesetzte Versagen des Kapitalismus, der marginalisierte Gruppen nachweislich nicht nur ausgrenzt, sondern auch lebensfeindliche Lebens- und Arbeitsbedingungen für sie schafft.

Die Tatsache, dass die genannten Opfer Schwarze sind und überwiegend aus der Arbeiter*innenklasse stammen, kann nicht ignoriert werden. Es ist kein Geheimnis, dass Menschen, die von Armut betroffen sind, aufgrund der Bedingungen, in denen sie sich befinden, nicht nur leichter Opfer von Unterdrückung, sondern auch von Gewalt werden. Da der Staat die Mittel, das Personal und die Löhne in den Bereichen Bildung, Gesundheit und anderen sozialen Diensten kürzt, haben die Armen und die Arbeiter*innenklasse zunehmend keinen Zugang zu den notwendigen Diensten und Ressourcen für psychische und physische Gesundheitsbedürfnisse, angemessenen Wohnraum und die Flucht aus potenziell gewalttätigen und lebensbedrohlichen Situationen. Das entschuldigt zwar nicht die Taten der Täter, zeigt aber einmal mehr die Katastrophe, die der Kapitalismus aufgrund seiner Unfähigkeit, Reichtum und Ressourcen zu regulieren, unweigerlich mit sich bringt.

Pride ist ein Protest – die Stonewall Aufstände von 1969 in den USA haben den Weg frei gemacht für die weltweiten Pride-Märsche, die eigentlich politische Proteste für queere Rechte waren. Im Laufe der Zeit wurden diese Märsche von der Kapitalist*innenklasse kooptiert, aber wir sehen wieder, wie die junge Generation die radikalen Anfänge zurückfordert, während sie zunehmend die Schlussfolgerungen zieht, dass das kapitalistische System Teil des Problems ist. Während sich der Pride-Monat dem Ende zuneigt, ist es wichtig, dass wir betonen, dass wir für die Befreiung der Queers nicht nur in einem Akt der Einheit zusammenstehen müssen, um Gewalt und Diskriminierung zu bekämpfen, sondern auch unaufhörlich das System bekämpfen müssen, das hilft, diese Ungleichheit zu erhalten.

WASP unterstützt den Kampf für LGBTQI+-Rechte, nicht nur auf dem Papier, sondern im wirklichen Leben, und fordert die Arbeiter*innenbewegung, kämpfende Communities und die organisierte Jugend auf, den Kampf gegen Queerphobie aufzunehmen.

Wir sagen:
  • Ein wahres Ende der Queer-Unterdrückung kann nicht durch ein System erreicht werden, das Ungleichheit benötigt, um sich selbst zu erhalten. Der Kampf gegen queere Unterdrückung muss mit anderen Kämpfen der Arbeiter*innenklasse und der Unterdrückten verbunden und darauf ausgerichtet werden, für eine sozialistische Umstrukturierung der Gesellschaft zu kämpfen.
  • Ein Ende des Kapitalismus wird nicht sofort die jahrhundertelange Transphobie und Homophobie auslöschen, aber es würde schnell gegen die spürbarsten Ungleichheiten wirken und die Grundlage für eine Gesellschaft schaffen, die geschlechts- und sexualitätsbedingte Diskriminierung vollständig abschaffen könnte.
  • Alle Menschen, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, müssen gemeinsam für die Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen der Gesellschaft kämpfen.
  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – von Lohndiskriminierung profitieren nur die Bosse.
  • Kostenlose, staatlich finanzierte und qualitativ hochwertige Bildung auf allen Ebenen für alle.
  • Verstaatlichung des Gesundheitssystems, keine Zwei-Klassen-Gesundheitsapartheid mehr. Jeder Mensch, unabhängig von Klasse, Rasse, Geschlechtszugehörigkeit und sexueller Orientierung, muss freien Zugang zu hochwertigen psychischen und physischen Gesundheitsdiensten haben.
  • Schutzräume und Wohnungen, um allen die Freiheit zu geben, missbräuchliche Beziehungen zu verlassen.
  • Null-Toleranz gegen sekundäre Viktimisierung von Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt durch Polizei und Gerichte – Säuberung der Polizei von Tätern
  • Schulungen über geschlechtsspezifische Gewalt für alle Polizei- und Justizbeamt*innen.
  • Communities, Arbeiter*innen und Jugendliche vereinen, um Hassverbrechen gegen LGBTQI+ Menschen zu bekämpfen