Bohrende Fragen zum Fracking

Foto: http://www.flickr.com/photos/84279606@N02/ CC BY-ND 2.0
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Die großflächige Verseuchung

Ein „Hurra“ geht um die Welt, dunkle Energie ist nicht nur nicht auffindbar, sondern auch keine Lösung für alle Energieprobleme. Deswegen wurde in der Mottenkiste alter Zeiten gebuddelt und das „Fracking“ hervorgezaubert.

von Marco Immisch, Berlin

Erdöl und Erdgas kann auch in Gesteinen vorkommen. Das Blöde dabei ist, zumindest wenn man das Öl oder Gas nicht dort belassen will, dass man es nicht auf konventionellen Weg (man bohrt das Vorkommen an und presst das Gas oder Öl heraus) fördern kann.

Was geschieht beim Fracking?

Grob gesprochen (zu den vielen technischen Details gibt es jede Menge Quellen im Internet) wird ein Loch gebohrt, ab einer gewissen Tiefe waagerecht. Anschließend wird „Wasser“ (besser gesagt ein Wasser-, Sand- und Chemikaliengemisch) in das Bohrloch gepumpt und unter hohen Druck gesetzt. Dadurch reißt das Gestein auf und nachdem das „Wasser“ wieder abgepumpt wurde, kann über die Risse das Öl oder Gas entweichen und gefördert werden. Theoretische Vorkommen, die über diese Technik erreichbar wären, gibt es viele und deswegen ist der Jubel auch so groß.

Aufwendige Förderung

Das Verfahren an sich ist nichts Neues, aber das sagt ja noch nichts – interessanter sind andere Aspekte. Zum Beispiel, dass es vergleichsweise (zur konventionellen Förderung) aufwendig ist.

So braucht man nicht nur jede Menge Wasser (von den anderen Stoffen abgesehen), sondern die erreichbaren Vorräte je Bohrung sind vergleichsweise gering. Was dazu führt, dass man viele Bohrungen braucht, um die selbe Menge zu fördern. Abgesehen von einer dadurch erhöhten Erdbebengefahr braucht man also jede Menge Energie, um die Rohstoffe ans Tageslicht zu holen. Wenn man sich vorstellt, mit Holzscheiten zu heizen, würde das bedeuten, dass man drei Holzscheite hergeben muss, um zehn zu bekommen, anstatt den zwei, die man für den konventionellen Weg hergeben müsste. Klingt zwar nach einem guten Tausch, bedeutet aber, dass die Vorkommen schneller erschöpft sind.

Verseuchtes Grundwasser

Dann wird sehr viel Wasser benötigt, das durch die Zugabe der Chemikalien als giftige Brühe übrigbleibt. Zumal es nach dem Abpumpen auch mit den im Gestein enthaltenen Öl und Gas versetzt ist. Während der Zwischenlagerung in Auffangbecken können die im Wasser enthaltenen Stoffe durch Versickern oder Verdunsten zum Teil in die Umwelt entweichen und dort die Dinge nicht zum Positiven ändern. Wenn es nicht sowieso gleich dem natürlichen Stoffkreislauf zugeführt, also in die Landschaft verklappt wird.

Weiterhin ist es nicht unwahrscheinlich, dass die zugegebenen Chemikalien, das Öl und Gas in Grundwasser führende Erdschichten gelangen.

Das bedeutet mitnichten, dass die konventionelle Förderung spitze ist – ein Ölteppich in der Karibik ist nicht besser als einer im Grundwasser.

„Peak Oil“

Sicherlich ist die Anwendung dieser Technik zum Teil politisch motiviert, da es unabhängiger von den „klassischen“ Öl- und Gas-Staaten macht, aber es zeigt auch, dass der lange geleugnete „Peak Oil“ (beziehungsweise „Peak Gas“) Realität ist.

Fracking ist eine aufwendige und teure Art der Förderung. Selbst nach kapitalistischer Rechenart, wo alle Kosten für ökologische Schäden sowieso nicht mit eingerechnet werden. Dass es sich nun aber „lohnt“, zeigt, dass der Bedarf, zumindest in naher Zukunft, nicht mehr durch die konventionellen Quellen gedeckt werden kann.

Kurz gesagt ist Fracking das alte Lied mit neuen Akkorden. Es sichert den Öl- und Gaskonzernen weiterhin Profite, geht aber genauso wie die konventionelle Förderung völlig an dem vorbei, was wirklich benötigt wird: Eine Rohstoff- und Energieversorgung, die sich nach den Bedürfnissen von Mensch und Umwelt richtet.