Boykott – Angriff ist die beste Verteidigung

Bald könnte es eine neue feste Größe im sozialkritischen Hiphop Deutschlands geben.


 

von Felix, Kassel

Angefangen hat der junge Musiker mit 16 Jahren, indem er einfache Reime zu Songs zusammensetzte und selbstgebaute Beats daruntersetzte. Mit diesen noch etwas unprofessionellen Liedern sammelte er die ersten Bühnenerfahrungen. Erst später fing er an, seine schon immer linke Meinung in seine Raps einzubauen. Politisiert wurde er in Wilhelmshaven, wo er unter Neonazis, Marineoffizieren und der Armut der HafenarbeiterInnen aufwuchs. All diese Eindrücke und Erfahrungen bringt er in seinen Texten unter, gemischt mit persönlichen Gefühlen und den Geschehnissen der Welt.

ANGRIFF

Nach einer ersten Demo kam nun am 21.Oktober das erste Album „ANGRIFF – die beste Verteidigung “. Die Beats hierzu liefert beat2.0, produziert wurde das Ganze von Aldente Recordz. Fast alle Songs sind gegen die herrschende Politik, nicht nur in Deutschland, sondern auch international gerichtet. Die Solidarität steht für ihn dabei immer an erster Stelle. Boykott rechnet mit der Regierung, mit der Polizei und der Marine ab, die er in seiner Kindheit und Jugend in Wilhelmshaven so sehr zu hassen gelernt hatte. Dass auch mangelnde Bewegung zu Agressionen führt, wird in „Friedlich“ deutlich und nicht nur da. Aus Ungeduld propagiert Boykott die gewalttätige Revolte, wo Propaganda nötig ist. Er rappt über Rassismus im Song "Integrationsproblem"und unsere Stasi 2.0. Auch am Kapitalismus lässt er nichts Gutes übrig. Die Alternative zu benennen überlässt er Albino im Track „Wehrpflicht“: „Lass uns Sozialismus entdecken, statt Kriege zu führen. Es geht, sagt uns die Pariser Kommune.“

Politik ist nicht alles…

Andererseits geht es aber auch um den Verlust von wichtigen Menschen in seinem Leben, wie seinen Vater, den er schon früh verlor. Natürlich handelt die CD nicht nur von den schlechten Seiten des Lebens. Es gibt auch fröhliche Tracks wie „Recht auf Rausch“ oder „Regenerieren“, in denen er den täglichen Straßenkampf ruhen lässt, um sich für den nächsten „Fight“ zu erholen.

Auf der Platte wird alles vereint, was guten Rap ausmacht. Harte Beats kombiniert mit sehr guten Texten, aber auch die Emotionen kommen auf der CD nicht zu kurz. Man merkt, dass Boykott hinter dem steht, was er rappt und mit vollem Herzen dabei ist. Ihm steht mehr als nur lokale Aufmerksamkeit zu – ein Must-have für jedeN LieberhaberIn von linker Musik. Felix

„Angriff ist die beste Verteidigung" bekommt 7 von 10 Megafonen