Spanien: Jugendbewegung weitet sich aus

„Ich will nicht Sklave dieses Systems sein“


 

Am Abend des 16. Mai brachte die oppositionelle Jugendbewegung, die sich momentan in Spanien entwickelt, 150.000 Protestierende auf den zentralen Plätzen in 57 verschiedenen Orten zusammen.

von Korrespondenten des CWI (Komitee für eine Arbeiterinternationale) in Spanien, 20.5.2011

Diese Jugendbewegung nennt sich selbst „Echte Demokratie – Jetzt!“ und weitet sich permanent aus. Trotz der Versuche der PSOE-Regierung, die Proteste zu unterbinden, wird für das kommende Wochenende erwartet, dass der Aufstand der Jugend noch zunimmt.

Diese Bewegung ist jetzt schon das hauptgesprächsthema im ganzen Land.

Kommenden Sonntag finden landesweit die Regional- und Kommunalwahlen statt. Und eine der Hauptforderungen der Bewegung „Echte Demokratie – Jetzt!“ lautet: „Wählt sie nicht!“. Gemeint sind damit sowohl die sogenannte „sozialistische“ PSOE als auch die in der Opposition befindliche konservative PP.

Die Protestjugend richtet sich entschieden gegen die Bankiers und Reichen; es existiert eine energische Abneigung gegen das System und den Markt. Auf den Transparenten kommt dies eindeutig zum Ausdruck: „Wir sind keine Ware, die man kaufen und verkaufen kann“ oder „Ich will nicht der Sklave dieses Systems sein“.

„Revolution“

Alle jungen Leute, die sich an der Bewegung beteiligen, identifizieren sich mit der allgemeinen Idee einer Revolution. Dabei besteht allerdings kein klares Konzept davon, was darunter zu verstehen ist. Einige rufen zur „Systemveränderung“ auf, während andere eine eindeutigere Ahnung davon haben, wie die Opposition gegen den Kapitalismus aussehen soll – es besteht jedoch keine Klarheit darüber, wodurch der Kapitalismus ersetzt werden kann.

In Madrid wollte die PSOE ihre Wahlkampfabschlussveranstaltung auf dem Platz La Puerta del Sol abhalten. Aber als die jungen Leute den Platz zu besetzen begannen, mussten die Parteiverantwortlichen ihre Kundgebung außerhalb des Stadtzentrums veranstalten. Die PSOE-Regierung untersagte abermals die Jugendproteste und sagte, dass La Puerta del Sol frei gemacht werden muss.

Obwohl es sich um eine Jugendbewegung handelt, kommen auch viele ältere ArbeiterInnen zu den Protesten, um ihre Solidarität zu zeigen. Aus Madrid wird berichtet, dass letzte Nacht hunderte ArbeiterInnen dazu kamen, um die jungen Menschen zu unterstützen. Die Jugend begegnet den ArbeiterInnen mit Sympathie. Wegen der bremsenden Rolle, die die meisten Gewerkschaftsführer gespielt haben, ist die Jugend allerdings stark von dieser Gewerkschaftsbewegung entfremdet und steht ihr in Teilen sogar feindlich gegenüber. Viele ArbeiterInnen teilen diese Ansicht.

Das CWI in Spanien bemüht sich um größtmögliche Einheit von ArbeiterInnen und Jugendlichen, indem wir den Generalstreik fordern und die Formierung von Aktionskomitees, in denen ArbeiterInnen und junge Menschen gemeinsam agieren. Wir fordern die Nichtbezahlung der Staatsschulden, die Vergesellschaftung der Banken und Schlüsselindustrien unter Kontrolle und Geschäftsführung der Beschäftigten und wir schlagen ein sozialistisches Programm zur Transformation der Gesellschaft vor.

Livestream von der Puerta del Sol: http://www.soltv.tv/soltv/index.html

Homepage von Socialismo Revolucionario (CWI in Spanien): http://srev.blogspot.com