Das Love-Parade-Unglück: die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen

Es darf nicht zugelassen werden, dass Untersuchungen verschleppt werden und zur Tagesordnung übergegangen wird.


 

Mittlerweile sind es 21 junge Menschen, die dem Prestigewahn des Duisbuger Establishments und der Profitgier der Veranstalter der Loveparade zum Opfer gefallen sind. Jeden Tag wird unterdessen deutlicher mit welcher Ignoranz und Fahrlässigkeit Warnungen ignoriert und an einem lebensgefährlichen Veranstaltungskonzept festgehalten wurde.

Erst auf den letzten Drücker wurde die prestigeträchtige Veranstaltung genehmigt. Vermutlich wurden Hinweise von Feuerwehr-Experten auf die Gefahren in den Wind geschlagen. Vorhandene Kamerabilder wurden nicht genutzt, um das Entstehen einer Massenpanik im Voraus zu erkennen. Der Duisburger CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Mahlberg forderte im Februar in einem Brief an NRW-Innenminister Ingo Wolf die Absetzung des örtlichen Polizeipräsidenten, nachdem aus dessen Umfeld Sicherheitsbedenken laut wurden. Die Leiterin des Duisburger Bauordnungsamtes wurde im März versetzt, nachdem sie die Genehmigung der Love Parade aus Sicherheitsgründen verweigerte.

Schluss mit dem Duisburger Filz!

Die Menschen in Duisburg durchblicken die Prestige- und Profitgier. Als Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) am Tag nach der Tragödie den Unglücksort besuchte, wurde er von den Trauernden als „geldgeiler Idiot“ beschimpft und mit Müll beworfen. Zu Recht hat die Duisburger Ratsfraktion der LINKEN beschlossen, eine Initiative zur Abwahl von OB Sauerland und Rechtsdezernent Wolfgang Rabe in Gang zu setzen, wenn beide nicht von ihren Ämtern zurücktreten. Aber das allein reicht nicht aus. Nötig sind generelle Neuwahlen in der Stadt – von OB, Rat, Dezernenten.

Der ganze „Mist“ muss jetzt ausgehoben werden. Offenbar stecken reihenweise Politiker, Dezernenten, Vermögende sowie Kräfte an der Spitze von Polizei und Justiz unter einer Decke. Das muss schonungslos aufgeklärt werden. Dazu braucht es eine unabhängige Untersuchungskommission aus Betroffenen, städtischen Beschäftigten, VertreterInnen von Kultureinrichtungen und Gewerkschaften.

Alle erforderlichen Notmaßnahmen für die Betroffenen müssen sofort sichergestellt werden. Es ist zu befürchten, dass die Versicherungssummen nicht ausreichen. Darum muss unmittelbar das Privatvermögen von den Verantwortlichen, wie Rainer Schaller, konfisziert werden – bevor sie es womöglich noch bei Seite schaffen. Die Veranstaltungsfirmen gehören zudem enteignet.

Profitmacherei verdirbt vielen Menschen schon lange die Freude am Feiern. Das gilt für den Christopher Street Day, auf dem zum Teil kein politisches Material mehr verteilt werden darf, während man mit Werbung der Sponsoren zugemüllt wird, ebenso wie für überteuerte Diskotheken und Festivals. Große Musiklabels schalten die Kultur gleich und denken nur ans Geld. In Duisburg ging man für Profite sogar über Leichen.

Demo in Duisburg: Donnerstag, 29. Juli ab 10 Uhr vor dem Rathaus. Infos hier.