Eine Stadt wehrt sich gegen Prestigeprojekt

Stuttgart 21 soll gebaut werden – der Widerstand geht weiter


 

Mit der offiziellen Bau-Bekanntgabe von Bahn-Chef Rüdiger Grube und den beteiligten Vertretern von Stadt, Land und Bund geht der Widerstand gegen das Milliardenprojekt in eine neue Phase.

von Pablo Alderete, Stuttgart

Noch am selben Tag versammelten sich gut 1.500 Projekt-GegnerInnen am Stuttgarter Hauptbahnhof und blockierten eine halbe Stunde lang eine Hauptverkehrsstraße.

4,1 Milliarden Euro…

…soll die Tieferlegung des Hauptbahnhofs kosten. Die Kosten werden deutlich höher sein.

Während Pendler und AnwohnerInnen zehn Jahre lang eine Großbaustelle ertragen müssten und Mineralquellen, Parkanlagen und das alte Bahnhofsgebäude bedroht wären, profitieren Banken, Immobilienfirmen, Tunnelbaufirmen, Baukonzerne und der Filz der regionalen Politik von der Durchführung. Die Bahn strebt profitable Schnellverbindungen zwischen den Metropolen an – auf Kosten des Nahverkehrs. Diese „Stuttgart-21-Mafia“ verbindet Profit, Prestige und Einfluss mit dem Projekt.

Die Gutachter Martin Vieregg und Michael Holzhey, beauftragt von den Stuttgart-21-Gegnern, halten den Ausgang weiter für offen. Sie weisen darauf hin, dass der Transrapid in München auch erst nach den Ausschreibungsergebnissen der Baufirmen gekippt wurde.

Erste Erfolge der Bewegung

Während Medien, Politiker und Wirtschaftsvertreter die Kritiker jahrelang verhöhnten, speiste sich der Widerstand aus verschiedenen Quellen und ist inzwischen zu einer ernstzunehmenden Kraft geworden. Das Bündnis gegen Stuttgart 21, die Kundgebungen und eine Menschenkette mit mehreren tausend TeilnehmerInnen haben die Öffentlichkeit aufgerüttelt.

Die 67.000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid und die Weigerung der Gemeinderatsmehrheit, einen solchen zuzulassen, haben vielen Menschen die Augen über die undemokratischen Machenschaften geöffnet. Ebenso der polarisierte Kommunalwahlkampf im Juni 2009, aus dem die Gegner von Stuttgart 21 gestärkt hervorgingen. Die Montagskundgebungen gegen Stuttgart 21 und die Blockadeseite www.parkschuetzer.de sind die aktuellsten Formen des Widerstands.

SAV Stuttgart aktiv

Die Stuttgarter SAV engagiert sich im Bündnis gegen Stuttgart 21 und ist Teil der Protestbewegung. Sie stellte den Zusammenhang zwischen den finanziellen Aufwendungen für Stuttgart 21 und dem städtischen Kürzungshaushalt her. Als der Streik gegen Arbeitsplatzabbau bei Daimler in Sindelfingen begann, schlug die SAV vor, diese Proteste miteinander zu verbinden. Ein regionaler Streik- und Protesttag gegen Arbeitsplatzabbau, kommunale Kürzungen und Stuttgart 21 hätte den Druck weiter erhöhen können. Denn eines ist sicher: Stuttgart 21 muss weg!