„Youth Fight for Jobs“

Interview mit Sean Figg, einem Sprecher der Kampagne "Youth Fight for Jobs" aus Großbritannien.


 

Was waren die Gründe, die Euch bewegt haben, die Initiative „Youth Fight for Jobs“ zu gründen?

„Youth Fight for Jobs“ wurde von jungen Mitgliedern der International Socialist Resistance und Socialist Students mit der Unterstützung von Aktivisten der Socialist Party ins Leben gerufen.

Großbritannien wird gerade besonders hart von der Weltwirtschaftskrise getroffen und in Folge des Schlamassels im Bankensektor sind viele der bedeutendsten Unternehmen an die Wand gefahren worden. Schnell stieg die Arbeitslosigkeit an. Was wir in der letzten Rezession erfahren mussten, war, dass gerade Arbeiterjugendliche am härtesten betroffen sind. Wenn Unternehmen ihre Profite retten wollen, ist es üblicherweise billiger, junge Arbeiter als erstes zu entlassen; kürzere Betriebszugehörigkeit bedeutet geringere Abfindungen.

Einstellungsstopps in den Unternehmen verringern zudem die Chancen der jetzigen Schulabgänger und Akademiker. Junge Kollegen in Großbritannien stecken vor allem in prekären Be-schäftigungsverhältnissen im Einzelhandel, im Krankenhaussektor und auf dem Bau – die alle hart von der Rezession getroffen werden.

Wie können Arbeitsplätze erfolgreich verteidigt und eine gesicherte Zukunft erkämpft werden?

Es ist klar, dass die etablierten Parteien von sich aus nichts tun werden. Das liegt daran, dass sie ihre neoliberale Politik, die die gegenwärtige Wirtschaftskrise verursacht hat, weiterhin betreiben. Wenn Firmen geschlossen werden, sagen die Regierenden zwar, dass sie dies bedauerlich finden. Wirklich etwas dagegen zu tun, fällt ihnen aber nicht ein. Deshalb müssen sich junge Menschen selbst organisieren und eine Massenkampagne aufbauen, die aus arbeitslosen Jugendlichen, Studierenden, Arbeiterjugendlichen und Gewerkschaftern besteht.

In dieser Gesellschaft ist der Reichtum vorhanden, jedem einen ordentlichen Lebensstandard zu sichern. Und wenn die Arbeit auf alle verteilt würde, gäbe es auch genug gesellschaftlich sinnvolle Jobs. Wenn dazu die Politik der Kapitalisten nicht fähig ist, brauchen wir eine Alternative zu ihr!

Was für Aktivitäten habt ihr bisher organisiert? Was waren die vorläufigen Höhepunkte?

Unser erstes Event war im April der „Marsch für Arbeitsplätze” anlässlich des Treffens der G20 in London. Die Route führte durch die von Arbeitslosigkeit besonders betroffenen Viertel Londons. Gerade junge Leute kamen zu der Demo. Einzelne Gewerkschaften haben auf unserer Route Kundgebungen abgehalten. Es war ein riesiger Erfolg! Wir bekamen viel Aufmerksamkeit von den Medien. Viele der Teilnehmer waren entschlossen, darauf weiter aufzubauen. Kurz nach unserer Demonstration gegen die G20 organisierten wir eine Gründungskonferenz, um demokratisch zu diskutieren, wie „Youth Fight for Jobs” weiter gestärkt werden kann. Dort wurden mehrere programmatische Resolutionen verabschiedet. Zudem entschlossen wir uns, einen Vorstand zu wählen. Im Anschluss an diese Konferenz organisierten wir vor den Schul- und Semesterferien eine 14-tägige Aktionswoche. Ungefähr 600.000 junge Leute verließen im Sommer die Schule mit großen Erwartungen, aber nur sehr geringen Berufsaussichten.

Ich glaube, dass es die Stimmung traf, wie „Youth Fight for Jobs” mit ihrem progressiven Programm Widerstand organisiert hat. Überall im Land organisierten die lokalen Gruppen Aktionen wie örtliche Demonstrationen, Versammlungen und öffentliche Proteste.

Wie ist Euer Verhältnis zu den Gewerkschaften?

Kontakte zu den Gewerkschaften zu knüpfen, war eine äußerst wichtige Strategie von „Youth Fight for Jobs“. Angesichts steigender Arbeitslosigkeit werden Politiker und Bosse versuchen, normale Leute zu spalten. Die Gefahr, dass Tausende Jugendliche arbeitslos werden, wird von den Chefs genutzt, um Angriffe auf die Arbeitsbedingungen zu starten. „Youth Fight for Jobs“ ist der Ansicht, dass der Kampf um Arbeitsplätze und der Kampf um anständige Löhne und Arbeitsbedingungen zwei Seiten einer Medaille sind. Um eine Spaltung zu vermeiden hat sich „Youth Fight for Jobs“ selbst auf die Gewerkschaften orientiert. Wir trafen uns mit der Eisenbahnergewerkschaft, der Gewerkschaft des Öffentlichen Dienstes und der Post-Gewerkschaft, die alle unsere Kampagne unterstützen. Auf unserer ersten Konferenz hatten wir Redner und Delegierte von all diesen Gewerkschaftsjugenden.

Was werden die nächsten Schritte Eurer Kampagne sein?

Der nächste Schritt ist der Ehrgeizigste! Wir rufen am 28. November zu einer landesweiten Demonstration auf. Dann werden über eine Million Jugendliche arbeitslos sein und es ist davon auszugehen, dass ihre Zahl noch weiter steigt. Wir haben den Eindruck, dass die Stimmung vorhanden ist, eine bedeutende Teilnehmerzahl zu mobilisieren. Aus allen Teilen des Landes sind bereits Busse gebucht, um zu der Demonstration zu fahren. Ich denke, dass dies ein entscheidender Schritt sein wird, um „Youth Fight for Jobs” zur einer Massenkampagne zu machen, die einen bedeutenden Anteil daran hat, eine bessere Zukunft für die nächste Generation zu erkämpfen.

Das Gespräch führte Thorben Mager.