Solidarität mit den Streikenden in der Metall- und Elektroindustrie

Solidaritätserklärung der SAV vom 20. Juni 2003
 
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir erklären uns solidarisch mit Eurem Streik und wünschen Euch vollen Erfolg beim Kampf um die sofortige Einführung der 35-Stunden-Woche.
In den letzten Wochen gab es von Arbeitgebern und Medien eine massive Kampagne gegen die Gewerkschaften. Mit der geforderten Arbeitszeitverkürzung werde der ostdeutschen Wirtschaft massiver Schaden zugefügt und bei der ohnehin schlechten Arbeitsmarktlage in den neuen Bundesländern weitere Arbeitsplätze gefährdet. Sparen, den Gürtel enger schnallen sei das Gebot der Stunde, wird behauptet. Dieses Märchen verbunden mit der Aussicht auf „blühende Landschaften“ oder auch „Aufbau Ost“ wird uns nun seit Jahren von Unternehmervertretern und deren Sprachrohren in Politik und Medien versucht weiszumachen.

Doch die Realität zeigt ein anderes Bild. Während die Gewinne der Unternehmen weiter steigen, werden massiv Arbeitsplätze und soziale Errungenschaften abgebaut. Die Umverteilung von unten nach oben wird in immer rasanterem Tempo vorangetrieben. Um diese Entwicklung zu verschleiern und möglichen Widerstand zu verhindern, hört man von den Unternehmern ständig das gleiche Lied von der Alternativlosigkeit zum Lohnverzicht und zum Sparen.

Wie die Vergangenheit überdeutlich bewiesen hat, werden dadurch weder mehr Arbeitsplätze noch andere Verbesserungen, wie z.B. Arbeitszeitverkürzung erreicht. Diese müssen gegen den Widerstand der Unternehmen erkämpft werden.

13 Jahre nach der Wende ist die Zeit längst überreif für die Angleichung der Arbeitszeit in Ost und West. Für die einen immer mehr Arbeitsstress, für die anderen die Arbeitslosigkeit. Und das bei immer weiter steigender Produktivität, gerade im Osten. Deshalb unterstützen wir Eure Forderung nach der sofortigen Einführung der 35-Stunden-Woche nach dem Motto „Arbeit fairteilen“. Dies wäre wirklich eine Möglichkeit, Arbeitsplätze zu sichern.

Eine derartige Forderung wäre entgegen den Behauptungen aus Wirtschaft und Politik auch ohne weiteres bezahlbar, denn Geld ist genug da. DaimlerChrysler z.B. wies für das Geschäftsjahr 2002 einen Gewinn von 6,9 Milliarden Euro aus und zahlte gleichzeitig seit 1995 keinerlei Steuern mehr.

Um dieser frechen Raubritterpolitik entgegenzutreten und die 35-Stunden-Woche durchzusetzen, muss die gesamte gewerkschaftliche Kampfkraft aller Beschäftigten im Osten eingesetzt werden. Dabei ist die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Westen von großer Bedeutung. Oft genug versucht man gerade sie gegen die Arbeitnehmer im Osten mit den Drohungen auszuspielen: „Wenn Ihr aufmuckt, gehen wir in den billigeren Osten!“ Doch dem kann man durch gemeinsame Aktionen effektiv entgegenwirken. Streiks im Osten unterstützt durch Solistreiks im Westen. Ein solches Handeln wäre auch ein gutes Beispiel für einen gemeinsamen Kampf aller Betroffenen gegen den massiven Sozialkahlschlag der „Agenda 2010“.

Die Sozialistische Alternative (SAV) will Euch in Eurem Kampf ermutigen und nach Kräften unterstützen.

Mit solidarischen Grüßen
SAV