Streiks für 35-h-Woche bei Bombardier in Hennigsdorf

Bericht vom 20. Juni 2003
 
Die Lage vor Ort

Wie viele andere Unternehmen ist auch Bombardier seit längerem in der Krise. So berichteten Kollegen, dass das Unternehmen weiter Stellen abbauen will (ca. 300), nachdem bisher durch Abbau und Ausgliederungen von Teilen des Betriebes nur noch ca. 1000 KollegInnen von ehemals über 2500 übrig sind.
Bei Bombardier bekamen die Beschäftigten bisher Westlohn bezahlt, weil viele KollegInnen aus Berlin stammten und auch hohe Löhne einforderten. Doch das soll sich jetzt ändern. Neben Entlassungen sollen auch noch die Löhne und Gehälter gekürzt werden.
Die Organisation des Streikes machte sich hier schwieriger als anderswo, da es sich um ein riesiges Gelände mit mehreren Eingängen handelte. So war es schwierig Streikposten an jedem Tor zu positionieren. Doch die Beteiligung am Streik und die Zustimmung dazu unter den KollegInnen war anscheinend recht gut. Trotzdem war dies nur ein befristeter Streik von Dienstag früh bis Freitag Nachmittag. Doch die Beschäftigten und auch die IG-Metall schlossen weitere Streiks nicht aus.

Die Stimmung unter den KollegInnen

Die Mehrheit der KollegInnen hatte für Streik gestimmt, darunter auch viele Unorganisierte (Nichtgewerkschaftsmitglieder). Die Lage hatte sich innerhalb der 4 Streiktage schon zugespitzt.
Die Medien und die Beschäftigten vor Ort berichteten, dass Streikbrecher behindert wurden, in den Betrieb zu gelangen. Es hatte im Vorfeld mit der Geschäftsführung von Bombardier Absprachen über einen Notdienst gegeben, der aber von diesen durch das Einschleusen von Streikbrechern gebrochen wurde. Daraufhin kam es auch zu einigen Rangeleien, die dazu führten, dass die Unternehmer eine Auflage durchbringen konnten, die besagte, dass eine Gasse zu bilden sei (mindestens 3m breit und hoch).
KollegInnen ließen sich aber dadurch nicht einschüchtern. Stattdessen bauten sie „Irrgärten“, die alle Streikbrecher nur vorführten. So wurde z.B. am Haupttor ein Eingang eingerichtet, der als Sackgasse endete, während ein zweiter Eingang an allen Streikenden (in Kreisform) vorbei ging.
Obwohl dies der erste richtige Streik war, herrschte unter den KollegInnen eine gute und optimistische Stimmung. Auch die große Beteiligung vor allem denjenigen, die ursprünglich gegen Streik waren, trug dazu bei.