Was kann den Kapitalismus ersetzen?

Sozialismus: Eine Welt, frei von Ausbeutung, Sexismus, Rassismus und Faschismus.

Sozialismus ist ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, in dem das Privateigentum abgeschafft ist und sich die Produktionsmittel – also Produktionsanlagen, Infrastruktur sowie Grund und Boden – in gemeinschaftlicher Hand befinden.

Viele Menschen erkennen, dass der erbarmungslose Kampf um Profite im Kapitalismus zu Ausbeutung und Umweltzerstörung führt, aber sie können sich eine Alternative nicht vorstellen.

Denn oft verbinden sie mit dem Leben im Sozialismus lange Warteschlangen, Warenengpässe, Gulag und viel Arbeit. Aber ist das tatsächlich der Fall?

Natürlich kann man nicht detailgenau wissen, wie die Zukunft und das Leben nach einer sozialistischen Revolution aussehen wird, aber man kann sich in Grundzügen vorstellen, was möglich wäre.

Eine demokratische Gesellschaft ohne Konkurrenz und Ausbeutung, mit einem geringeren Arbeitspensum, gemeinschaftlich organisierter Carearbeit und einem fortschrittlicheren Bildungssystem.

Die Grundlagen für eine in allen Bereichen demokratisch geplante Wirtschaft werden schon in der sozialistischen Revolution gelegt, denn diese ist kein Putsch, sondern eine Übernahme der Macht durch die Mehrheit der Bevölkerung, die Arbeiter*innenklasse. Denn schon während der Revolution werden regionale, demokratisch gewählte Räte gebildet, die das tägliche Leben organisieren. Zum Beispiel in den Betrieben. So können die Arbeiter*innen die Macht über die Produktionsmittel übernehmen und die Streiks und Arbeit gemeinschaftlich organisieren.

Die Räte, die während der Revolution entstehen, bilden die Grundlage für die Verwaltung in der Übergangszeit zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Gerade die Arbeiter*innen in den Betrieben spielen dabei die entscheidende Rolle, da sie die Kapitalist*innen schon während des Prozesses der Revolution enteignen und die Arbeit unter sich aufteilen und planen. Da ab diesem Punkt kein Zwang mehr bestehen wird, Profite zu erwirtschaften, kann man den Fokus auf nachhaltige Produktionsweisen und bessere Arbeitsbedingungen legen. Da die Betriebe nicht mehr in einem Wettbewerb miteinander stehen, können sie sich untereinander austauschen, um ihre Produktion effizienter und besser zu gestalten.

Ein anderes Beispiel ist das Bildungssystem. Das jetzige Schulsystem hat unter anderem die Aufgabe, die Schüler*innen zu selektieren und dafür zu sorgen, dass vielen die Möglichkeit zu studieren oder besser bezahlte Berufe zu erlangen verwehrt bleibt. Das betrifft vor allem Menschen aus dem Proletariat oder Menschen, die etwa aufgrund von Sprachbarrieren, körperlichen und geistigen Einschränkungen erschwerte Startbedingungen haben. Hierdurch bleibt ihnen ein Teil der Bildungswege verwehrt und sie haben nicht die gleichen Chancen wie Kinder aus Akademikerfamilien oder der Bourgeoisie.

Mit der Abschaffung der Selektionsfunktion bestünde die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten unabhängig von der sozialen Herkunft frei zu entfalten. Der Lehrplan wäre wesentlich flexibler. Das heißt, dass nicht vorgegeben würde, was man zu lernen hat, sondern man könnte selber entscheiden, wo die persönlichen Interessen liegen und zu welchen Themen und Bereichen man mehr wissen möchte. Denn Menschen haben eine gewisse Grundneugier und möchten Sachen lernen. Das aktuelle Schulsystem ist jedoch nicht darauf ausgelegt und sorgt dadurch dafür, dass diese Neugier irgendwann verschwindet, da man gezwungen ist, sich einen Großteil der Zeit mit Inhalten zu beschäftigen, die eine*n nicht besonders interessieren. Ein Beispiel: Wenn sich jemand für Flugzeuge interessiert und wissen möchte, wie ein Flugzeug funktioniert, könnte ihm*ihr die Lehrperson Inhalte wie Physik oder Elektronik, Mechanik und Mathe dazu bereitstellen. Die Person könnte auch ein Praktikum in einem passenden Betrieb machen. Generell könnte man sagen, dass die gesamte Schulbildung wesentlich freier und individueller wäre sowie näher an Betrieben und Arbeitsplätzen durch Praktika, Ausflüge und Vorträge von Menschen die in diesen arbeiten. Auch hier würde alles von Räten geplant werden, die demokratisch gewählt werden.

Ein weiterer Bereich wäre das alltägliche Leben in den verschiedenen Stadt- und Ortsteilen. Diese würden, wie eigentlich jeder andere Bereich der Gesellschaft, in Räten organisiert werden. Das hat den Effekt, dass alle Personen ein Mitspracherecht bei der Entwicklung ihrer Umgebung haben. Zum Beispiel wenn es darum geht, ob ein neuer Park angelegt werden oder mehr Wohnraum geschaffen werden soll. Der gesamte Bereich der Carearbeit (d.h. Wäsche, Kochen, Kinderbetreuung sowie Kranken- und Altenpflege) würde gesellschaftlich organisiert werden. Zum Beispiel in Form von Kitas, Horten, Stadtteilwäschereien und Kantinen.

Ein weiterer Punkt, der sich verändern würde, wären die Arbeitszeiten der Menschen.

Im Kapitalismus wird sehr viel Arbeitskraft sinnlos verschwendet. Für einen Autokonzern spielt es zum Beispiel keine Rolle, dass objektiv mehr PKWs hergestellt werden, als die Menschen tatsächlich brauchen. Es ist sogar unwichtig, ob mehr Autos gebaut werden, als tatsächlich verkauft werden können. Das Einzige was zählt ist, ob genug Fahrzeuge der eigenen Marke verkauft werden.

Ob ein Großteil der Fahrzeuge von anderen Herstellern ungenutzt rumsteht, spielt keine Rolle solange die Gewinne des eigenen Konzerns stimmen. Wenn nur das produziert werden würde, was tatsächlich gebraucht wird, könnte man also viel Arbeitskraft einsparen.

Andere Wirtschaftsbereiche, z.B die Waffenindustrie oder Werbebranche, wären in einer Sozialistischen Gesellschaft funktionslos. Die Menschen, die zurzeit in diesen Bereichen arbeiten, könnten andere Tätigkeiten nachgehen und somit andere Arbeiter*innen die in gesellschaftlich sinnvollen Bereichen arbeiten, entlasten.

Wenn es nicht mehr das Hauptziel ist, möglichst viel Profit aus der Arbeit der einzelnen Beschäftigten zu heraus zu pressen, sondern wenn es darum ginge, die gesellschaftlich notwendigen Arbeiten auf alle Schultern zu verteilen, würden wir uns nicht mehr in der Lage befinden in der diejenigen, die arbeiten, unter der Last von Überstunden, Zweit- und Drittjobs und Arbeitsverdichtung leiden, während Arbeitslose verzweifelt nach Erwerbsarbeit suchen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die wöchentliche Arbeitszeit könnte radikal verkürzt werden.

Dementsprechend gäbe es mehr Freizeitaktivitäten wie Sportvereine, Kulturangebote, Kunst, Theater, Kino und Musik. Die strikte Trennung zwischen überlebensnotwendiger Erwerbs- und Reproduktionsarbeit und Freizeit würde langsam an Bedeutung verlieren.

Auch der Öffentliche Nahverkehr sowie der Fernverkehr würden vergesellschaftet und ausgebaut werden und wären für alle frei nutzbar, was dazu führen würde, dass der Individualverkehr stark zurückgehen würde.

Natürlich gibt es noch wesentlich mehr Bereiche, die sich radikal verändern würden, wenn wir unsere komplette Gesellschaftsordnung über den Haufen werfen und eine komplett neue Welt erschaffen.