Hamburg: ROSA-Kundgebung gegen sexistische Gewalt

Am 30.10. fand eine von ROSA Hamburg organisierte Aktionskundgebung unter dem Motto „Sexistische Gewalt hat System – Fight back“ statt. Mit Redebeiträgen, Musik, Sexisten-Abwerfspiel, Stencils zum vor Ort sprühen und Tanz drückten über 50 Teilnehmer*innen ihre Wut und ihre Forderungen nach Sicherheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung für Frauen und genderqueere Personen aus.

SAV- und ROSA-Mitglied Linda erklärte in ihrem Redebeitrag das Motto der Kundgebung und den Zusammenhang zwischen sexistischer Gewalt und dem kapitalistischen System. Sexistische Gewalt gehört in Deutschland zum Alltag, jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen – aber Präventionsangebote und Gewaltschutz sind seit Jahrzehnten unterfinanziert, während Konzerne mit Milliarden Euro gerettet werden können. Zum Gewaltschutz gehören auch der Ausbau von Frauenhäusern und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, um die Abhängigkeit von gewalttätigen Partnern zu durchbrechen.

„Diese Gesellschaft – Der Kapitalismus hat Ungleichheit und Unterdrückung in seiner DNA – nicht: ‚Männer‘ an sich. Von klein auf werden wir in binäre Geschlechterrollen gezwängt. Jungen sollen die Starken, die Anführer sein, Mädchen sich anpassen. In der Realität haben weder die meisten Männer noch Frauen oder genderqueere Personen in dieser Gesellschaft wirklich etwas zu sagen.“

Körperliche Selbstbestimmung für Frauen und genderqueere Personen

Konstanze von ROSA sprach über das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, das in Deutschland unter anderem durch das sogenannte „Werbungsverbot“ (§219a des Strafgesetzbuchs) eingeschränkt wird. Dadurch wird Ärzt*innen verboten, über Abbrüche zu informieren und ungewollte schwangere Patient*innen wissen nicht, an wen sie sich wenden können. In den vor einer Abtreibung vorgeschriebenen Beratungsgesprächen sollen die Beratenden Schwangere laut Gesetz zur Fortführung der Schwangerschaft ermutigen, anstatt neutral zu sein. Dabei sind ungewollte Schwangerschaften und Abbrüche sowieso schon eine enorme psychische und körperliche Belastung. Deshalb fordert ROSA, die Paragraphen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch zu streichen, um Frauen und genderqueeren Personen legalen und sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen zu ermöglichen.

Für angemessene Bezahlung und Wertschätzung von Care-Arbeit

Sandy, die in der Altenpflege arbeitet, forderte Lohnerhöhungen, Verkürzung der Arbeitszeit und mehr Lebensqualität für die Pflegenden, die zu 80% weiblich sind.

Die ROSA-Aktive Cori sprach in ihrer Rede über den Gender Pay Gap, prekäre Beschäftigung und die Doppelbelastung durch Erwerbs- und Hausarbeit, die durch immer noch verankerte Rollenbilder größtenteils Frauen auferlegt wird. Sie erklärte: „Deshalb kämpfen wir für einen demokratischen Sozialismus […] für eine Gesellschaft, in der nach Bedarf produziert wird statt nach Gewinn, in der für die Gemeinschaft essentielle Tätigkeiten wie Pflege angemessen entlohnt und wertgeschätzt werden. In der durch die öffentliche Organisation von Bildung und Erziehung alle die gleichen Chancen bekommen und nicht mehr das Elternhaus bestimmt, wie das Leben verläuft. In der alle gemeinsam für die Gemeinschaft arbeiten, in der alle Menschen als gleichwertig, ebenbürtig und verbündet gelten.“

Titelfoto: Henry Janowitz