Der Stoß ins Herz der Revolution

22. Juni 1941: Angriff auf die Sowjetunion

Am 22. Juni 1941 griff die deutsche Wehrmacht mit über drei Millionen Soldaten die Sowjetunion an. Über 26 Millionen Einwohner*innen des Landes sowie rund drei Millionen deutsche Soldaten starben. Dieser Krieg war kein strategischer „Fehler“ der Hitler-Diktatur, er war dessen Essenz. Seit der Machtübergabe an die NSDAP durch das deutsche Kapital hatte das Regime auf diesen Angriff hingearbeitet.

Von Claus Ludwig, Köln

Im Krieg gegen die Sowjetunion bündelten sich die geostrategischen, ökonomischen und ideologischen Motive des Hitler-Faschismus. Die Losung „Lebensraum im Osten“ beschrieb das Ziel der Unterwerfung und Kolonialisierung, um das Deutsche Reich mit Ressourcen auszustatten und die Unabhängigkeit vom Weltmarkt zu erreichen. Die Propaganda vom „slawischen Untermenschen“ begründete die Rolle der bisherigen Bewohner*innen als Arbeitssklav*innen.

Hinter den Fronten organisierten SS, Polizei und Wehrmacht die Auslöschung der Jüd*innen. Ihre Vernichtung, die Ermordung der Politkommissar*innen und das organisierte Aushungern der Kriegsgefangenen waren vor Beginn präzise geplant worden.

Fehleinschätzungen Stalins

Die Sowjetunion war kein sozialistisches Land. Bedingt durch Isolation und Rückständigkeit hatte sich eine abgehobene bürokratische Schicht mit Josef Stalin als oberstem Repräsentanten entwickelt. Die Elemente der Arbeiter*innendemokratie, die nach der Oktoberrevolution existierten, waren 1941 längst
abgeschafft. Stalins Regime hatte die oppositionellen Kommunist*innen verfolgt, aus dem Land gejagt, in Schauprozessen zum Tode verurteilt.

Trotz dieser bürokratischen Deformationen waren die Produktionsmittel in Hand des Staates, die Sowjetunion blieb damit eine Alternative zum Kapitalismus. Gleichrangig und verbunden mit der rassistisch-kolonialistischen Motivation war daher das Ziel der Nazis, diese Alternative zu zerschlagen. Die Wehrmacht war die Speerspitze der kapitalistischen Konterrevolution gegen die sozialistische Revolution, die 1917 in Russland begonnen hatte.

Die „Säuberungen“ des zunehmend paranoiden Diktators hatten auch die Führung der Roten Armee geschwächt. Stalin selbst war sich nicht im Klaren über die Unausweichlichkeit des Krieges und hatte gehofft, sich mit der Teilung Polens 1939 („Hitler-Stalin-Pakt“) die Nazis vom Hals zu halten. Die Rote Armee und die sowjetische Bevölkerung bezahlten diese Fehleinschätzung mit enormen Verlusten. Die Wehrmacht marschierte in sechs Monaten bis vor die Tore Moskaus und nahm in den „Kesselschlachten“ mehrere Millionen sowjetische Soldat*innen gefangen.

Dort stockte der deutsche Vormarsch, nicht nur wegen des russischen Winters und der Überdehnung der Nachschublinien. Es war der Sowjetunion gelungen, die Kriegsproduktion hinter die Front zu verlegen und anzukurbeln. Die Rote Armee lernte schnell aus den Niederlagen, stellte Strategien und Taktiken um.

Triumph der geplanten Wirtschaft

Die Verlegung der Produktionsstätten hinter den Ural und die Ausrichtung des kompletten riesigen Landes auf die Verteidigung wäre in einem kapitalistischen Land nicht möglich gewesen. Die „Schwarmintelligenz“ der Arbeiter*innen und Ingenieur*innen führte zu einer schnellen Verbesserung der Waffensysteme. Diese waren – wie der Panzer T-34 und die Maschinenpistole PPScha-41 – einfach konstruiert und leicht zu erlernen sowie in großer Stückzahl herstellbar.

1942 konnte die Wehrmacht im russischen Süden vorstoßen, doch bei Stalingrad (heute Wolgograd) an der Wolga endete der Vormarsch. Die 6. Armee der Nazis wurde vernichtend geschlagen und der verlustreiche jahrelange Rückmarsch bis Berlin begann.

Die Rote Armee, die Partisan*innen und die sowjetische Zivilbevölkerung trugen die Hauptlast im Kampf gegen den deutschen Faschismus. Operationen wie die Landung der Westalliierten in der Normandie dominieren die Wahrnehmung hierzulande, aber der Krieg war bereits entschieden, die Schlacht von Stalingrad Winter 1942/43 markierte die Wende.

Die Zerschlagung des deutschen Faschismus war eine der wichtigsten Leistungen der Menschheit. Er basierte – trotz der bürokratischen Deformationen und der stalinistischen Diktatur – auf einer geplanten Wirtschaft sowie dem Heldenmut von Millionen Menschen.