Weihnachtsstreik bei Amazon

In der Nacht vom 20. zum 21. Dezember haben Beschäftigte in sechs deutschen Amazon Versandhandelszentren die Arbeit niedergelegt. Der Streik wird vorraussichtlich bis Heiligabend forgeführt und von etwa 1.700 Beschäftigten getragen. Die SAV solidarisiert sich mit den Beschäftigten, die seit mehreren Jahren einen flächendeckenden Tarifvertrag fordern.

Von Anne Engelhardt, Kassel

Amazon-Chef Jeff Bezos gehört zu den Krisengewinnern der Corona Pandemie. Insbesondere mit der Angst, sich anzustecken, bestellen viele Menschen weltweit momentan online, um die vollen Einkaufsstraßen zu meiden. Die Amazon-Kolleg*innen sind jedoch prekären Arbeitsbedingungen ausgesetzt. In sogenannten „Feedbackgesprächen“ fühlen Manager*innen den Kolleg*innen auf den Zahn. Fragen, warum sie eine Minute länger stehen blieben oder unter der Durchschnittsgeschwindigkeit Pakete sortiert hätten, gehören zur Tagesordnung. Gegen diese Praktiken wurden in einigen Werken wie den beiden Standorten in Bad Hersfeld kämpferische Betriebsräte gegründet, die einige Verbesserungen für die Belegschaft erreichen konnten.

Die Pandemie hat neue Probleme gebracht. Fehlender Arbeitsschutz führt zu einem Anstieg von Corona-Fällen in den Werken, die zu Infektions-Hotspots werden. Erst vor drei Tagen wurden in den Werken Garbsen in der Nähe Hannovers und im Verteilzentrum in Bayreuth jeweils über 60 positiv getesteten Kolleg*innen gemeldet. In den drei Monaten vor Weihnachten werden besonders viele befristete Beschäftigte eingestellt, häufig verdoppelt sich die Zahl der Kolleg*innen in der Vorweihnachtszeit sogar. Nach dem Weihnachtsgeschäft ist es mit der Anstellung dann aber schnell wieder vorbei: Wer sich besonders anstrengt, mag vielleicht noch einen Anschlussvertrag bekommen, entfristet werden Kolleg*innen aber selten. Dadurch steigt der Druck, krank zur Arbeit zu kommen. Dazu kommen Kolleg*innen, die aus beengten Flüchtlingsunterkünften angeworben und in vollen Bussen zu den Handelszentren gekarrt werden, was das Infektionsrisiko nochmals erhöht.

Amazon nutzt in Deutschland besonders strukturschwache und von Arbeitslosigkeit betroffene Regionen, um im Zentrum Europas ein Netz von Verteilzentren aufzubauen. Gleichzeitig gehört das Unternehmen zu den Global Playern, die aufgrund ihrer Unternehmensstruktur so gut wie keine Steuern zahlen.

Wir unterstützen den Streik und hoffen, dass die Kolleg*innen den reichsten Mann der Welt bald auf den Mond schießen. Konzernchef Jeff Bezos investiert ja schließlich auch in die Raumfahrt.

Mehr Infos zum Streik hier in der Pressemitteilung von ver.di