Danni bleibt! Solidarität mit der Besetzung

Über ein Jahr ist der Dannenröder Wald („Danni“) in der Nähe von Marburg nun besetzt. Grund dafür ist der geplante Ausbau der A49 zwischen Schwalmstadt und Homberg/Ohm mit Anschluss an die A5. Am 1. Oktober hat die Rodungssaison begonnen. Einige Baumhäuser wurden bereits geräumt und die ersten Bäume gefällt.

von Sophie Hardenberg, Kassel

Die Planung der A49 ist vierzig Jahre alt und genauso so lange gibt es bereits Widerstand aus der Bevölkerung. Die Besetzung hat diesem Widerstand neuen Aufschwung verliehen. Einige wenige Menschen begannen letztes Jahr mit dem Bau von Baumhäusern, um die Rodung zu verhindern. Seitdem hat die Besetzung viel Unterstützung erfahren und ist stark gewachsen. Entlang der geplanten Trasse sind viele Baumhausdörfer entstanden. Auch in den benachbarten Wäldern, dem Herrenwald und Maulbacherwald, gibt es Widerstand. Außerdem existiert seit einigen Wochen in Dannenrod am Waldrand ein Camp, dort können Menschen übernachten, die die Besetzung unterstützen möchten.

Schon seit Beginn findet jeden Sonntagmittag ein Waldspaziergang statt. Treffpunkt ist die Mahnwache, eine Anlaufstelle, die von Unterstützer*innen aus der Bevölkerung organisiert wird. Von dort aus wandern Menschen zur Besichtigung in den Wald und können sich mit den Besetzer*innen austauschen. Hier wächst die Unterstützung ebenfalls. Anfang September haben 800 Menschen daran teilgenommen, Anfang Oktober sogar 5000. Auch aus Kassel gab es Solidarität, an mehreren Samstagen fuhr eine Fahrrad-Demo über den bereits fertiggestellten Streckenabschnitt in den Danni.

Im Interesse der Konzerne

Für die Trasse soll 250 Jahre alter Mischwald gefällt werden, außerdem gefährdet sie ein Trinkwasserschutzgebiet, das 500.000 Menschen versorgt. Dies sind nur die kurzfristig sichtbaren Folgen des Projekts, die langfristigen Folgen betreffen uns alle. Brände, steigende Temperaturen und schmelzende Polkappen – der Klimawandel ist den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Vor diesem Hintergrund ist eine Verkehrsrevolution notwendiger denn je. Der Ausbau der Autobahn ist ein Schritt in die falsche Richtung. Wir müssen wegkommen vom Individualverkehr, dazu müssen ÖPNV und Schienenverkehr ausgebaut und kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Doch Bundesverkehrsminister Scheuer betreibt Verkehrspolitik im Interesse der Konzerne, unterstützt wird er dabei auch von den Grünen.

Die Grünen präsentieren sich als Klimapartei, bauen haben aber unter Tarek Al-Wazir mit der CDU im hessischen Koalitionsvertrag vereinbart, den Bau der A49 zu vollenden. Al-Wazir weist alle Verantwortung von sich und schiebt die Schuld auf die CDU und auf Beschlüsse der Bundesebene. Das ist Heuchelei, der Koalitionsvertrag könnte aufgelöst werden. Doch die Grünen haben es sich schon lange im kapitalistischen System bequem gemacht. Die Partei ist somit mitverantwortlich für die Räumung der Besetzung und die beginnende Rodung des Waldes.

Der Bau der Autobahn und die Rodung des Waldes sind Symptome eines Systems, dass auf den Profitinteressen privater Konzerne beruht. Der erwirtschaftete Profit bleibt privat. Dieses System muss gestürzt, die Konzerne enteignet und unter demokratische Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten gestellt werden. Um das zu erreichen, sollte die Umweltbewegung mit den Kämpfen für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen verbunden werden, zum Beispiel durch Unterstützung der Streiks im Nahverkehr. Entscheidungen müssen gemeinsam mit Beschäftigten und der Bevölkerung vor Ort ausgearbeitet werden. Nur so kann eine Infrastruktur entstehen, die den Bedürfnissen von Mensch und Natur entspricht. Ruhige Wohngebiete, gute Anbindung und der Erhalt der Natur können so sichergestellt werden.