Airbus und Lufthansa in der Krise

Die Luftfahrtbranche geht davon aus, frühestens 2024 wieder auf Vorkrisenniveau zu sein. Airbus will weltweit 15.000 Arbeitsplätze abbauen, in Deutschland allein über 5.000. Die Lufthansa AG erhält neun Milliarden Euro Steuergelder, mit minimalen Auflagen und ohne Sicherungen für die Beschäftigten. Am 12. August hat Lufthansa die Verhandlungen mit ver.di abgebrochen, nachdem die Geschäftsführung zuvor unzumutbare Kürzungen von bis zu 23 % der Bruttovergütung ohne Arbeitsplatzsicherheit forderte.

von Linda Fischer, Hamburg

Wir setzen uns gegen die Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und für den Erhalt aller Arbeitsplätze ein. In Privatkonzernen werden die Profite für die Chefs immer wichtiger sein als die Interessen der Beschäftigten oder das Klima. Statt Milliarden Subventionen ohne Arbeitsplatzsicherheit setzen wir uns für die Überführung von Lufthansa, Airbus usw. in öffentliches Eigentum ein, demokratisch verwaltet und kontrolliert durch die Belegschaften, Gewerkschaften, Umweltbewegung und Vertreter*innen des Staates.

Klima retten, Arbeitsplätze verteidigen

In Zeiten der Klimaerwärmung drängt sich die Frage nach der Zukunft der Luftfahrt auf. Der CO2-Ausstoß und damit unter Anderem die Anzahl der Flüge muss drastisch reduziert werden – eine klare Bedrohung der Profite der Luftfahrtunternehmen, die sich massiv dagegen wehren.

Es gibt Anzeichen dafür, dass auch nach Corona deutlich weniger Geschäftsreisen stattfinden und dienstliche Treffen häufiger online abgehalten werden. Das ist gut für die Umwelt, bedeutet unter heutigen Bedingungen aber auch Arbeitsplatzabbau und Einkommenssenkungen für die Beschäftigten in der Luftfahrtindustrie.

Doch qualifizierte und korrekt entlohnte Arbeitsplätze sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche Verkehrswende, für die alle Kolleg*innen bei Lufthansa, Airbus und den Autobauern gebraucht werden. Die Belegschaften könnten den klimagerechten Umbau der Luftfahrtkonzerne selbst in die Hand nehmen und zusammen Möglichkeiten zur Umstellung von Produktion und Verkehr erarbeiten.

Wie schnell so etwas gehen kann, hat die Corona-Krise gezeigt. Bordpersonal und Pilot*innen könnten qualifizierte Arbeitsplätze zum Beispiel im Schienenverkehr erhalten, wo mindestens mindestens 3000 Zugbegleiter*innen und 1500 Lokführer*innen fehlen. Auch der Innenausbau von Zügen und Flugzeugen ist vergleichbar. Im ÖPNV und Eisenbahnverkehr wurden in den letzten zwanzig Jahren mehr als 200.000 Jobs abgebaut. Es gibt einen riesigen Bedarf an qualifizierter Arbeitskraft. Per Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich könnte die Arbeit auf alle Beschäftigten verteilt werden.

Verbesserungen bleiben jedoch Illusion, wenn ver.di und IGM weiterhin im Rahmen der Standortlogik agieren. Ihre Strategie ist bisher, an der Luftfahrt- und Autobranche festzuhalten, die bestehende Produktion und damit das Verkehrswesen zu verteidigen. Doch unter dem wachsenden Druck der Kapitalisten akzeptieren sie nach und nach Arbeitsplatzvernichtung und eine Verschlechterung von Einkommen und Arbeitsbedingungen. Dabei agiert jede Gewerkschaft, jede Branche und jeder Betrieb für sich allein.

Nötig ist hingegen eine gewerkschaftliche Offensive für das gesamte Verkehrswesen, mit der klaren Ansage, alle Arbeitsplätze und die Einkommen zu verteidigen. Das sollte verbunden werden mit der Entwicklung von Alternativen zur Umstellung von Produktion und Verkehr und einer integrierten Verkehrsplanung. Das steht natürlich im Gegensatz zur Profitlogik – ein Grund mehr, die Luftfahrtbranche und das gesamte Verkehrswesen dieser Logik zu entziehen und demokratisch zu planen.

Wir brauchen branchenübergreifende Solidarität und koordinierte Aktionen. Die aktuelle Tarifrunde im Nahverkehr ist eine konkrete Möglichkeit, für und mit Beschäftigten im gesamten Verkehrswesen zu kämpfen.

Foto: TJDarmstadt / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)