Joker

Bild: Ant-Man (CC BY-SA 2.0)

Scharfer Blick, düstere Perspektive

Arthur Fleck ist ein erwachsener Mann, der noch bei seiner Mutter lebt, sich um sie kümmert. Neben dieser hat er nur wenig Sozialkontakt. Er arbeitet als Werbe-Clown, verliert jedoch auch diesen Job. Er träumt davon, Comedian zu sein, endet jedoch als große Lachnummer in der Show seines Idols, wo die Leute nicht mit ihm, sondern über ihn lachen. Seine Therapie ebenso wie die Medikamente werden wegen Budgetkürzungen ersatzlos gestrichen. Er erfährt im Laufe des Films, dass er als Kind tief traumatisiert wurde und die Erinnerungen daran verdrängt hatte. Er leidet unter einer Krankheit, bei der er immer wieder unvermittelt laut, fast hysterisch, manchmal verzweifelt, lachen muss.

von Annika Christ, Berlin

Arthur Fleck wird als Verlierer dargestellt, wie er im Buche steht. Ein Mann der sich bemüht, in einer kaputten Welt klar zu kommen und seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, die sich immer und immer wieder gegen ihn richtet, bis er dem in der Gesellschaft tiefsitzenden Klassenhass eher zufällig Ausdruck verleiht.
Der Film ist eine willkommene Abwechslung zu anderen Comic-Verfilmungen, in denen Bösewichte für das Elend der Bevölkerung verantwortlich sind. Es gibt nicht den einen Bösewicht, sondern ein ganzes System trägt dafür die Verantwortung. Der „Joker“ ist deutlich näher an der Realität als andere Filme des Genres. Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Kürzungen von Sozialleistungen und Sexismus werden aufgeworfen.
„Joker“ zeichnet eine düstere Perspektive. Man leidet mit der Hauptperson, versteht auch die Wut der Bevölkerung, aber Klassenkämpfe werden als brutal geschildert, als nicht unterstützenswert. Es fällt daher schwer, die Verbindung zur realen Welt, zum eigenen Handeln, zum eigenen Protest zu ziehen. Hollywood wirft einen Blick auf die Realität, will die Wut aber auf der Leinwand halten und nicht in die reale Welt transportieren.