Nach dem Mord von London: Nein zu Terrorismus, Rassismus und Krieg!

socialist partyPresseerklärung der Socialist Party Greenwich (London) vom 23.5.2013 zu dem Mordanschlag von Woolwich

Der vollkommen grundlose, barbarische und bösartige Mord an einem unbewaffneten Soldaten gestern in Woolwich stellt ein schreckliches Ereignis dar, das für die Menschen, die AugenzeugInnen dieser Tat geworden sind, ein hochgradig traumatisches Erlebnis gewesen sein muss. Für das Mordopfer und dessen Angehörige und FreundInnen handelt es sich um eine entsetzliche Tragödie. Die AnwohnerInnen vor Ort haben unglaublichen Mut bewiesen, als sie einzugreifen versuchten, um dem Opfer zu Hilfe zu kommen.

Die „Socialist Party“ verurteilt diesen gewaltsamen Angriff genauso wie schon die Anschläge vom 7. Juli 2005 (in London, A.d.Ü.) und 11. September 2001 (in New York, A.d.Ü.) und alle vergleichbaren Angriffe, die offenbar nur das wahllose Töten zum Ziel haben. Dieser Mord, der wohl eher von einem Einzeltäter als von einer Gruppe verübt wurde, scheint völlig willkürlich durchgeführt worden zu sein, und das Opfer ist möglicherweise nur deshalb zum Opfer geworden, weil es ein „help for heroes“-T-shirt trug (hierbei handelt es sich um eine Wohlfahrtsorganisation der britischen Armee für Opfer von Militäreinsätzen; Anm. d. Übers.).

Offenbar gab der Täter an, im Namen des Islam zu handeln und gegen die Besatzung im Irak und in Afghanistan protestieren zu wollen. Dabei wird die übergroße Mehrheit der Muslime von dieser Tat genauso angewidert und abgestoßen sein, wie der Rest der Bevölkerung. Für die brutale imperialistische Besatzung im Irak und in Afghanistan, die zu mehr als hunderttausend toten ZivilistInnen geführt haben, sind nicht „einfache“ SoldatInnen verantwortlich, sondern die Regierungen, die die Entscheidung dafür getroffen haben, erst einzumarschieren und dann zu besetzen. „New Labour“ (britische Sozialdemokratie; Anm. d. Übers.) machte mit der Invasion des Irak weiter, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung dagegen war. Aus diesem Anlass kam es damals zur größten Demonstration in der Geschichte Großbritanniens, bei deren Organisation auch die „Socialist Party“ mit half.

Der Terrorismus ist eine vollkommen falsche und kontraproduktive Kampf-Methode. Es war der Terrorismus vom 11. September 2001, der George Bush die „Rechtfertigung“ gab, die er brauchte, um nach Afghanistan und in den Irak einzumarschieren. Einer der Täter von Woolwich rief die Bevölkerung Großbritanniens auf, die Regierung zu stürzen. Es handelt sich hierbei um dieselbe Regierung, die die Besetzung Afghanistans fortführt und die schreckliche Austeritätsmaßnahmen gegen die Arbeiterklasse Großbritanniens durchführt. Allerdings wird dieser brutale Mord von Premierminister Cameron genutzt werden, um zu versuchen mehr Unterstützung für seine extrem unbeliebte, schwache und gespaltene Regierung zu gewinnen.

Nach diesem Mordanschlag haben die rassistischen Schlägertrupps der „English Defence League“ (EDL) schon auf zynische Art und Weise versucht diese Tat für sich zu nutzen und Rassismus gegen alle Muslime zu schüren. In der Nacht nach der Tat von Woolwich wurden bereits zwei Moscheen angezündet. Die „Socialist Party“ verurteilt es auf das Schärfste, dass Muslime in Folge des tragischen Mordes von Woolwich nun zum Sündenbock gemacht werden. Aus welcher gesellschaftlichen Schicht auch immer derlei falsche und letztlich nur noch größeren Schaden anrichtende Kampf-Methoden kommen: der einzige Weg für die Arbeiterklasse – die sich aus Menschen aller möglichen ethnischen Hintergründe zusammensetzt – dagegen vorzugehen besteht darin, sich zu vereinen und eine Bewegung gegen Rassismus und Terrorismus aufzubauen – aber auch gegen die endlose Austerität des Kapitalismus.

Zudem müssen wir allen Versuchen seitens der Regierung begegnen, die dies als Vorwand nimmt, um unsere demokratischen Rechte zu beschneiden. Eine Anti-Terror-Gesetzgebung ist genutzt worden, um die gegen die Austerität gerichteten Proteste zu schwächen. „Einfache“ Leute aus der Arbeiterklasse haben in der Vergangenheit für diese Rechte gekämpft und haben für sie ihr Leben gelassen.

Dies ist nicht das erste Mal, dass die Menschen aus der Arbeiterklasse angesichts von Spaltungsversuchen in Greenwich geschlossen zusammenstehen müssen. Nur zwei Minuten von dem Tatort entfernt, befindet sich die Kneipe „Kings Arms Pub“, in der die IRA 1974 eine Bombe hochgehen ließ. Das Wohnviertel Greenwich blieb damals gegen jene standhaft, die daraufhin versucht hatten, anti-irische Hysterie zu entfachen.

1993 wurde Stephen Lawrence, keine zwanzig Minuten entfernt, in Eltham umgebracht. Von Mitgliedern der „Socialist Party“ (die damals noch als „Militant“-Gruppe bekannt war) und anderen wurde für eine Massen-Kampagne gegen Rassismus mobilisiert, was dazu führte, dass die Parteizentrale der rechtsextremen BNP in Welling geschlossen werden musste.

Es ist jetzt mehr denn je wichtig, dass die Menschen aus der Arbeiterklasse in Woolwich und im ganzen Land sich an ihre Geschichte der Solidarität und des Kampfes erinnern. Wir müssen vereint zusammenstehen gegen alle Versuche, uns im Nachgang zu diesem tragischen Ereignis zu spalten.