„Wir sind kein Profitcenter“

Neuer Tarifkonflikt an der Charité

Am 12. November begannen an dem Berliner Uniklinikum Charité Gespräche über einen neuen Tarifvertrag. Ziel der Beschäftigtenvertreter sind dieses Mal verbindliche Mindeststandards beim Personal und ein besserer Gesundheitsschutz.

Allein in den letzten vier Jahren wurden am größten Uniklinikum Europas 200 Pflegestellen gestrichen. 4.000 KrankenpflegerInnen schieben rund 120.000 Überstunden vor sich her. Damit soll Schluss sein. Die ver.di-Betriebsgruppe will die Charité zum Vorreiter bei guten Arbeitsbedingungen und Personalausstattung machen. Gefordert wird unter anderem, dass ein Pfleger tagsüber nicht mehr als fünf, auf der Intensivstation höchstens zwei PatientInnen versorgt und „keine Nacht allein“ ist. Zudem tritt ver.di für Tarifregelungen zur Gesundheitsförderung ein. Letztlich sollen personelle Mindeststandards auch per Gesetz festgeschrieben werden.

Die Tarifauseinandersetzung könnte hart werden. Ohne großen Druck wird die Spitze des Uniklinikums sicherlich nicht bereit sein, diesen Eingriff in ihr Direktionsrecht zu akzeptieren. Im Falle eines Erfolgs würde bundesweit jedoch der erste Tarifvertrag dieser Art erstritten werden.

Rückenwind bedeuten in jedem Fall die Personalratswahlen Mitte November. Hier konnte die ver.di-Liste im Klinik- und Gesamtpersonalrat die absolute Mehrheit erzielen!

Dieses Ergebnis ist das Resultat jahrelanger Aufbauarbeit der ver.di-Betriebsgruppe und der Tarifauseinandersetzung im Mai 2011. Damals bestreikte die Belegschaft beinahe die Hälfte aller Betten sowie 90 Prozent der OPs und konnte den Anschluss an die bundesweite Tarifentwicklung wiederherstellen.

In einem offenen Brief schrieb Carsten Becker, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, an die Aufsichtsratsvorsitzende der Charité, Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD): „Weg vom Sparkurs – zurück zu den ehrwürdigen Zielen der Charité. Wir sind kein Profitcenter!“ Mit dem Ausstand 2011 hat die Belegschaft gezeigt, wozu sie fähig ist. Gute Voraussetzungen, in den neuen Tarifkampf zu gehen und in Sachen Personalausstattung und Gesundheitsschutz bundesweit ein Zeichen zu setzen.