Gemeinsam kämpfen
„Das Geld ist da, es ist nur falsch verteilt!“ rief Renate Sternatz vom ver.di-Bundesvorstand unter großem Beifall auf der Abschlusskundgebung des Warnstreiks am 22. März in Dresden. Über 5.000 Menschen waren allein hier dem Aufruf gefolgt, überhaupt gab es sehr gute Beteiligungen an den Warnstreiks von ver.di im März – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Beschäftigten genug haben von Reallohnverlust, Stellenabbau und Kürzungspaketen.
von Dorit Wallenburger, Vorsitzende der ver.di-Betriebsgruppe im Krankenhaus Dresden-Neustadt*
Die KollegInnen wollen nicht mehr hinnehmen, dass dem Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff ein Ehrensold von 199.000 Euro plus 280.000 Euro für Büro, Bürokraft und Fahrer gewährt werden und sie bei ständig steigenden Lebenshaltungskosten kaum noch über die Runden kommen. Oder dass ein VW-Chef Martin Winterkorn 2011 16,6 Millionen Euro bekommt, während unsereins die Banken-Rettungsschirme bezahlen soll.
Die ver.di-Forderung von 6,5 Prozent, mindestens 200 Euro und die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden erscheint da fast noch bescheiden. Gleiches gilt für die IG-Metall-Tarifrunde, in der ebenfalls 6,5 Prozent sowie die unbefristete Anstellung aller Azubis und mehr Mitbestimmung der Betriebsräte bei der Leiharbeit gefordert werden.
Das erste „Angebot“ der Arbeitgeberseite im Öffentlichen Dienst von etwas über drei Prozent bei zwei Jahren Laufzeit bedeutet dagegen sogar weiteren Reallohnverlust. Da gilt es, harte Kante zu zeigen und die derzeitige Schwäche der Bundesregierung auszunutzen. Die Forderungen müssen von ver.di und IG Metall – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten! – ohne Abstriche durchgesetzt werden.
Schluss mit Billigjobs!
In den letzten 15 Jahren wurde fast jede dritte Stelle im Öffentlichen Dienst gestrichen. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Teilzeitstellen um 50 Prozent und die befristeten Beschäftigungsverhältnisse nahmen extrem zu. Ohnehin arbeiten in Deutschland nur noch 50 Prozent der KollegInnen unter einem Flächentarifvertrag. Bundesweit gibt es fast eine Million LeiharbeiterInnen, 300.000 von ihnen werden in der Metallindustrie ausgebeutet.
Es geht darum, diese Lohn-Spirale nach unten endlich zu stoppen. Wenn uns in diesem Frühjahr eine Tarifwende gelingen sollte, dann könnte dieser Erfolg auch dabei helfen, gegen die voranschreitende Prekarisierung vorzugehen.
Kampfkraft bündeln
Jetzt kommt es darauf an, die vorhandene Kampfbereitschaft der Beschäftigten zu nutzen. Wenn die Arbeitgeberseite den Forderungen nicht entspricht, sollten Vollstreiks vorbereitet werden. Richtig Druck können wir machen, wenn die Auseinandersetzungen der beiden Großgewerkschaften ver.di und IG Metall zusammengebracht – und mit den Tarifkonflikten bei Telekom und Chemie sowie mit den Kämpfen gegen Arbeitsplatzabbau bei Schlecker, Opel und Nokia verbunden – werden: durch gegenseitige Besuche bei Streikposten, zeitgleiche Streiks und gemeinsame Demonstrationen. Dann könnten wir die Ära der Reallohnverluste beenden und dem Widerstand gegen die Krisen- und Kürzungspolitik neuen Schwung geben.
*Angaben dienen nur der Kenntlichmachung der Person