Kapitalismus in der Krise – wir sollen zahlen

Mit dem Kapitalismus geht es bergab. Bankenkrise, Börsenturbulenzen, Beginn eines Wirtschaftsabschwungs in den USA. In den ersten drei Wochen diesen Jahres verbuchten die weltweiten Aktienmärkte Verluste in Höhe von 7.300.000.000.000 Dollar. In der Finanzwelt zeigten die „Experten“ „ihren Kopf nur dadurch, dass sie ihn schüttelten“ (Bertolt Brecht).


 

von Lucy Redler, Berlin

An dem einen Tag erklärt die US-Regierung, 145 Milliarden Dollar ins System zu pumpen, am nächsten Tag kann sich schon keiner mehr daran erinnern, weil diese Ankündigung nichts geholfen hat. Die Krise nimmt ihren Lauf. Und wird nicht auf die Vereinigten Staaten beschränkt bleiben. Die Faktoren, die den Aufschwung befeuerten, schlagen jetzt ins Gegenteil um: Konsumentenverschuldung in den USA, Aufblähung spekulativer Blasen, Aufbau von Überkapazitäten.

Die Krise ist eine Krise des Kapitalismus und der Bosse. Aber sie sind es nicht, die dafür zahlen müssen. Im Gegenteil. Nachdem das US-amerikanische Finanzinstitut Merrill Lynch in Schwierigkeiten geriet, musste der Chef zwar seinen Hut nehmen. Das wurde ihm aber mit einer Abfindung von 161 Millionen Dollar versüßt. Und das ist kein Einzelfall.

Im Januar trafen sich die Reichen und Mächtigen im Schweizer Winterparadies Davos. Beim dortigen Weltwirtschaftsforum bedauerten sie zwar die globalen Verluste. Für sie ändert sich aber nicht viel. So sagte Lakshmi Mittal, der 32 Milliarden Dollar besitzt, zu BILD: „Ich bin mit dem Heli für 24 Stunden eingeflogen, treffe ein paar Freunde.“ Ein russischer Multimillionär teilte mit, Hotels habe er satt. Darum hat er sich ein Häuschen gemietet, Sterneköche inklusive. Der Preis für eine halbe Woche: eine Million Euro.

Die Wenigen, die jetzt viel Geld abschreiben müssen, können weiter von ihrer Privatinsel in der Karibik nach Davos und dann zum Einkaufsbummel mal eben nach New York jetten. All die anderen haben derweil Angst – um ihre Arbeit, ihr Erspartes, ihre Riester-Rente, die Zukunft ihrer Kinder, vielleicht auch um ein Eigenheim.

Wie immer in der Vergangenheit wollen uns die Bosse für ihre Krise zahlen lassen: Ford entlässt international 13.000 Beschäftigte, um konkurrenzfähig zu bleiben. Eintausend Angestellte der WestLB sollen ihren Hut nehmen, weil die Bank in den Krisenstrudel geraten ist. Der Autozulieferer Karmann plant in zwei deutschen Städten einen Abbau von 1.800 Stellen. All das ist nur der Anfang.

Höchste Zeit, jeden einzelnen Kampf gegen Entlassungen und Sozialkürzungen mit dem Kampf gegen dieses unmenschliche System Kapitalismus zu verbinden.