2000 bei Schülerdemo gegen Kopfnoten in Düsseldorf

Laut und wütend demonstrierten am letzten Samstag über 2000 SchülerInnen aus allen Regionen Nordrhein-Westfalens in der Landeshauptstadt Düsseldorf gegen die Kopfnoten, die dieses Jahr zum ersten Mal auf den Halbjahreszeugnissen auftauchten.


 

Mit vier Zensuren von „sehr gut“ bis „unbefriedigend“ werden „Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Kooperation und Konfliktverhalten“ der SchülerInnen ab dem dritten Grundschuljahr bewertet. Die Landesschülervertretung NRW hatte seit Wochen gegen diese Charakterzensuren mobilisiert, hinzu kam das große Medienecho. Auch die GEW hatte die Demonstration unterstützt, da auch viele PädagogInnen Kopfnoten ablehnen und ihre Zeit lieber in Unterrichtplanung und Betreuung investieren würden. Trotzdem waren neben einigen Eltern nur wenige LehrerInnen dabei.

Die LSV-Vertreterin wies in ihrer Rede darauf hin, dass die Benotung des Verhaltens SchülerInnen nicht nur der Willkür der LehrerInnen ausliefert und auf ihrem Abschlusszeugnis für immer als asozial und unzuverlässig stigmatisiert (ein Transparent:„Verhalten kann sich ändern, die Kopfnote bleibt“), sondern auch im Interesse zukünftiger „Arbeitgeber“ ist, um von vorneherein mögliche „Unruhestifter“ aus ihrem Betrieb fernzuhalten: "Hier wird nur die Wirtschaft befriedigt, die es sich damit einfacher bei der Auswahl ihrer Auszubildenden machen will." Sie wollen lieber fügsames und auf Konkurrenzdenken trainiertes „Humankapital“.

Am meisten Applaus hatte nach den Reden von Jusos, Jungen Grünen und Jungliberalen (!) auf der Abschlusskundgebung der solid – Sprecher bekommen. Er verurteilte nicht nur die Kopfnoten, sondern auch die rassistische Wahlkampagne Roland Kochs in Hessen gegen jugendliche ImmigrantInnen.

Allerdings werden weitere gemeinsame Aktionen von SchülerInnen und LehrerInnen notwendig sein. Wenn GEW, LSV und andere Jugendstrukturen wirklich in jeder Schule mobilisieren, sind sehr viel größere Proteste möglich. Denn bisher lehnt Nordrhein-Westfalens Schulministerin Barbara Sommer (CDU) die Rücknahme der Kopfnoten ab: „Aber solange wir die politische Verantwortung in Nordrhein-Westfalen haben, wird es Kopfnoten geben." Sie drohte außerdem Schulen, welche die Kopfnoten boykottieren, indem sie Standardzensuren verteilen, mit der Schulaufsichtsbehörde (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung).