Hartz IV stürzt Frauen in Armut

Ab 1. Januar gibt es für viele Frauen einschneidende Veränderungen
 
Hartz IV bedeutet Massenarmut und die Förderung von Billigjobs. Mindestens 600.000 sogenannter Ein-Euro-Jobs will Schröder einführen, die vor allem in sozialen Bereichen wie Kindergärten, Altenheimen oder im öffentlichen Gesundheitswesen entstehen sollen. Gerade in diesen Kernbereichen der Ein-Euro-Jobs ist der Anteil der weiblichen Beschäftigten besonders hoch.
Von der Umsetzung von Hartz IV werden auch diejenigen betroffen sein, die noch eine Arbeit haben. Der westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) sieht bereits „arbeitslose Ingineure an Berufsschulen und arbeitslose Pädagogen an Grundschulen“ für ein bis zwei Euro im Einsatz. Ähnliches plant die PDS-Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner in Berlin.
Das zeigt, wohin die Reise gehen soll: Die „Ein-Euro-Jobs“ werden in vielen Fällen tariflich bezahlte Stellen ersetzen. Und das, obwohl es alleine nach Angaben der Bundesregierung zur Zeit in Deutschland 130 Tariflöhne mit weniger als sechs Euro Stundenlohn gibt.
Wie gut das funktionieren kann, zeigt sich bereits an der Umsetzung der 400-Euro-Jobs oder „Minijobs“, die im Frühling 2003 eingeführt wurden. Laut einer Studie von ver.di wurden im Einzelhandel innerhalb des letzten Jahres 227.000 regulärer Jobs vernichtet und 176.000 dieser „Minijobs“ geschaffen, häufig indem den Kol-legInnen einfach die Stunden zusammengestrichen wurden.
Diese Angriffe werden Frauen besonders treffen. 83,3 Prozent aller erwerbstätigen Frauen arbeiten im Dienstleistungsgewerbe, mehrheitlich in kleinen Betrieben mit unter 100 Beschäftigten. Diese Bereiche waren bereits Zielscheibe der letzten Angriffe und werden die ersten sein, bei denen die neuen Regelungen greifen.
Obwohl in den letzten Jahrzehnten Verbesserungen erkämpft wurden, verdienen Frauen heute immer noch deutlich weniger und arbeiten besonders häufig in ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen. Zur Zeit sind 80 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor Frauen. Durch die neuen Billiglohnbereiche und durch Hartz IV werden Frauen wieder verstärkt auf die Rolle des klassischen Dazuverdieners reduziert.
Auch die Anrechnung des Partnereinkommens auf den Bezug von Arbeitslosengeld wird durch die häufig geringeren Löhne vor allem Frauen in die Abhängigkeit  ihres Ehemanns oder Partners treiben.

von Tinette Schnatterer, Stuttgart