Jugend 2002 – egoistisch, karrieregeil und unpolitisch?

Die weltweite Beteiligung von SchülerInnen, Studierenden und jungen ArbeiterInnen an Bewegungen und Protesten strafen die neue Shell-Studie Lügen
Die 14. Shell Studie präsentierte die neue „Ich-Generation“, die machtgeil und trendy aussehend sich wieder auf traditonelle Werte besinnt. Besonders junge Mädchen und Frauen seien „stark im Kommen“. Sie streben, der Studie nach, nach Macht und Einfluss an und würden in ihrer Karrieresucht sogar junge Männer überholen.
 

von Doreen Ullrich, Berlin
Sind bei jungen Menschen heute einzig Markenklamotten und Karriere „in“ und Politik dafür wirklich „out“? Beobachtet man Proteste wie in Seattle, Göteborg oder Genua aber auch die Streiks der Studierenden in Nordrhein Westfalen im vergangenen Semester sieht man etwas anderes.
Ähnlich wie bei PISA konnte auch die Shell-Studie nicht verbergen: Es gibt einen maßgeblichen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildung aber auch dem zukünftigem Leben. Deutliche Verlierer in diesem System sind Jugendliche aus ärmeren Familien. Sie zählen nicht zu den in der Shell-Studie bezeichneten „selbstbewussten Machern“, sondern zu der großen Anzahl der Jugendlichen, denen alles andere als rosige Zeiten bevorstehen und die das auch genau wissen.
Kein Wunder das Jugendliche, bei solch einer Situation, sich immer weiter abgestoßen fühlen von den etablierten Parteien. Zwei Drittel aller Jungen und Mädchen trauen keiner Partei mehr zu, Probleme in den Griff zu bekommen. Ein Großteil der Jugendlichen weiß genau, dass die Etablierten nicht fähig und auch gar nicht willens sind, auf ihre Probleme einzugehen. Kampagnen und Werbungen mit Slogans wie „Erst ab 18“ (SPD-Wahlwerbung, siehe Bild) oder mit „Schnuppermitgliedschaften“ (gibt es bei der CDU) zeigen deutlich, dass bürgerliche Parteien keinerlei Verständnis für das Leben und die Probleme von jungen Leuten haben. Von solchen abgehobenen PolitkerInnen haben immer mehr Jugendliche die Nase voll.
Doch das bedeutet in keinem Fall, dass Jugendliche unpolitisch sind. Kriege, Umweltzerstörung, Sozial- und Bildungsabbau bedrohen die Zukunft der heutigen jungen Generation.
Einer wachsenden Zahl wird klar: das kapitalistische Profitsystem hat ihnen nichts zu bieten. So musste auch die Shell-Studie feststellen, dass in Ostdeutschland 52 Prozent der befragten Jugendlichen dem heutigen System skeptisch gegenüberstehen. Gegen die Auswirkungen des Kapitalismus setzen sich immer mehr zur Wehr. Ob in Genua gegen den G7 Gipfel 300.000, in Bracelona gegen den EU-Gipfel 500.000 oder in Sevilla 250.000 meist jugendliche Protestierende.
Die Bewegung gegen kapitalistische Globalisierung beweist: Junge Menschen sind sehr wohl politisch aktiv, gegen korrupte Politiker, Konzernherrschaft und vermehrter Ausbeutung. Statt einer angepassten „Ich-Generation“, die sie sich gerne wünschen,  werden die Herrschenden eine Generation erleben, die ihnen das Fürchten lehren wird.