1. Mai in der Türkei

tuerkeiCWI-Block in Ankara – Massive Repression gegen DemonstrantInnen

 Auch in diesem Jahr war der 1. Mai in der Türkei durch heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geprägt. In Istanbul verbot die Regierung jeden Aufmarsch am Taksimplatz. Das Verbot war komplett grundlos; da es nicht einmal eine einzige Baustelle auf dem Taksimplatz gab. Zynischerweise argumentierte die Regierung das Verbot mit der Belästigung der Bürger der Istanbuler Innenstadt durch die Mai-Demonstration. Am Vorabend des 1. Mai wurde Istanbul in eine Hochsicherheitszone verwandelt. 40.000 Polizisten; ein Stopp aller Fähren über den Bosporus und massive Einschränkungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln legten die 15-Millionen-Stadt lahm. Offensichtlich war der Regierung hier die Belästigung der BewohnerInnen von Istanbul egal. Der enorme Einsatz von Tränengas führte unter anderem zur Evakuierung von Häusern in Besiktas und anderen Stadtteilen rund um den Taksim. Der Taksimplatz hat für die Arbeiterbewegung in der Türkei einen hohen symbolischen Wert. Er wurde 2010 nach Jahren der Militärdiktatur und des Verbots von der Arbeiterbewegung zurück erobert; Erdogan ließ sich für die Genehmigung von Demonstrationen als Demokrat feiern. Drei Jahre danach war die Demonstration am Taksimplatz wieder verboten. Der an den Takismplatz angrenzende Gezipark war letztes Jahr im Mai Ausgangspunkt einer großen Protestbewegung.

In Ankara verbot Erdogan Demonstrationen in Kızılay, der Innenstadt von Ankara. Daher war auch in Ankara die Stimmung angespannter als sonst.

Rund 25.000 Menschen folgten dem Aufruf der linken Gewerkschaften DISK und KESK zum Maiaufmarsch. Zahlreiche linke Gruppen und Parteien sorgten für eine Vielzahl von Blöcken und ein sehr kämpferisches Bild. Wie immer waren die kurdischen Organisationen ein wichtiger Teil des Aufmarschs. Bezeichnend war auch die hohe Beteiligung von jungen Menschen. Ein Zeichen dafür, dass die 1. Mai-Tradition in der Türkei alles andere als ein totes Ritual von Altlinken ist. So bildeten etwa linke Fußballfans der türkischen Großclubs einen kämpferischen Block. Mit dabei auch ein kleiner Block der Altpapiersammler von Ankara. Bei Ihnen handelt es sich größten Teils um verarmte sehr junge Menschen aus dem Osten der Türkei, die einen wichtigen Teil der Müllabfuhr darstellen. In den letzten Jahre versuchen sich die PapiersammlerInnen zu organisieren und für eine Verbesserung ihrer extrem schlechten Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Das CWI steht in der Türkei noch am Anfang. Aber seit über einem Jahr gibt es mit Sosyalist Alternatif eine aktive CWI-Gruppe in der Türkei; die sich unter anderem aktiv an den Gezipark-Protesten letztes Jahr beteiligte.

Mit FreundInnen, SympathisantInnen und internationalem Besuch bildeten wir einen CWI-Block auf der 1.Mai-Demo. Da es in der Türkei nur wenige Gruppen gibt, die Teil einer internationalen Organisation sind, sorgten auch die CWI-Fahnen für Nachfragen und Diskussionen.

Für den 2. Mai luden wir zu einer Veranstaltung über die internationalen Perspektiven und die Arbeit des CWI ein. Erstmals sammelten sich CWI-SympathisantInnen nicht nur um ein zwei Tische in einem linken Caféhaus, sondern in einem eigenen größeren Raum. Mit zahlreichen BesucherInnen ist der Versuch eine eigene öffentliche Veranstaltung zu machen voll gelungen. Einige BesucherInnn waren erstmals in Kontakt mit uns gekommen. Die Arbeit von Sosyalist Alternatif rund um den 1. Mai war ein erfolgreicher Schritt zum weiteren Aufbau des CWI in der Türkei.