Schließung von Iveco-Betrieb

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Wildwest in Süddeutschland

Die badische Gemeinde Weisweil am Kaiserstuhl ist wohl den meisten nicht bekannt. Einer der Nachbarorte, Wyhl, schon eher. Wer einmal die Dokumentation über den Wyhler Widerstand gegen das damals geplante AKW gesehen hat, war sicher auch beeindruckt von der gesunden Renitenz der dort lebenden Menschen.

von Boris Gullatz, Karlsruhe

Der größte Arbeitgeber am Ort war jahrzehntelang der zum Fiat-Konzern gehörende LKW-Hersteller Iveco. „Am Produktionsstandort Weisweil/Breisgau hat der Bau von Feuerwehrfahrzeugen eine über 50-jährige Tradition“ (www.iveco-magirus.de). Und diese 50-jährige Tradition ist nun nichts mehr wert. Der Standort wird geschlossen, 180 Familien sind direkt betroffen.

Was dem Fass noch den Boden ausgeschlagen hatte, war die Vorgehensweise der Leitungsebene, die versucht hatte, in der Nacht (!) von Freitag auf Samstag am 29. September zwölf Anlagen aus dem Betrieb abzutransportieren. Das aber nahmen die WeisweilerInnen nicht hin. Bereits gegen 19.30 Uhr, als die ersten LKW auf dem Betriebsgelände angekommen waren, verständigten AnwohnerInnen den Betriebsrat. Dieser hatte vorsorglich eine Telefonkette organisiert. So wurden in Windeseile die Zufahrten blockiert. Die LKW-Fahrer haben die Situation nach etwa zwei Stunden wohl richtig erfasst und ohne Mitnahme das Werksgelände wieder verlassen.

Alle Zeichen standen nun auf Streik. Aber schon am 28. Oktober sprach Thomas Bleile, Verhandlungsführer der IG Metall, von einem „tragfähigen Kompromiss“ („Badische Zeitung“). Eine Beschäftigungsgesellschaft soll mal wieder den Übergang in angeblich neue Arbeitsplätze möglich machen. Die Gewerkschaftsführung hat es offenbar geschafft, einem vielleicht wegweisenden Konflikt aus dem Weg zu gehen.

P.S.: Interessant auch die Informationspolitik des Konzerns. Auf der Website keinerlei Stellungnahmen, die letzten „News“ sind vom 30. Juli – „Gesucht: Feuerwehrteam des Jahres“.