Frankfurter Flughafen: Streikende verdienen Unterstützung

Nicht die streikenden Beschäftigten der Vorfeldkontrolle praktizieren Entsolidarisierung


 

Das war nicht anders zu erwarten: Sobald eine Gruppe von Beschäftigten in den Streik tritt, deren Arbeitsverweigerung etwas größere Folgen hat, lebt das Geschrei der Unternehmerfunktionäre nach einer Einschränkung des Streikrechts wieder auf. So geschehen beim Ausstand von knapp 200 Angestellten der Vorfeldkontrolle am Flughafen Frankfurt am Main (Fraport), der am Freitag in den zweiten Tag ging und zum Ausfall von mehreren hundert Flügen führte.

von Daniel Behruzi, Frankfurt/Main

Dieser schade der gesamten Volkswirtschaft, sei unverhältnismäßig und unverantwortlich, schimpfte Dieter Schweer vom Bundesverband der Deutschen Industrie. Der unvermeidliche Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) erklärte: »Dieser Streik ist ein deutlicher Beweis, dass wir eine gesetzliche Regelung brauchen.«

Auch der Flughafenverband ADV forderte am Freitag, die Politik müsse „einem solchen Treiben einen klaren Riegel vorschieben – das verantwortungslose Handeln der Spartengewerkschaften gehört unterbunden.“ Sein Argument: „Hier werden Belegschaften entsolidarisiert, der Betriebsfrieden gefährdet und das Gemeinwohl beeinträchtigt.“ Dass ausgerechnet die Flughafenbetreiber vor einer Entsolidarisierung der Beschäftigten warnen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Werden doch an allen Airports massenhaft Tätigkeiten ausgegliedert, zu schlechteren Arbeitsbedingungen fremdvergeben oder von Leiharbeitern ausgeführt. Allein am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main schätzt ver.di die Zahl der Leiharbeiter auf mehr als 10000.

Tatsächlich lässt die Solidarität in der Fraport-Belegschaft zu wünschen übrig. Verantwortung hierfür trägt aber vor allem die von ver.di-Funktionären gestellte Betriebsratsspitze, die den Streikenden öffentlich in den Rücken fällt. Die Forderungen der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), zu der die einst bei ver.di organisierte Beschäftigtengruppe übergetreten ist, seien völlig überzogen, behauptete die Betriebsratsvorsitzende des Flughafenbetreibers, Claudia Amier. Und der ebenfalls in ver.di organisierte Konzernbetriebsratschef Edgar Stejskal warf den Streikenden „reinen Egoismus“ vor. GdF-Mann Markus Siebers erklärte dazu, vor Leuten, „die auf diese Art und Weise ihre Kollegen verunglimpfen und gemeinsame Sache mit dem Unternehmen machen, habe ich als Gewerkschafter jede Achtung verloren“.

Aus den Erfahrungen mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, dem Marburger Bund und anderen Spartengewerkschaften sollten die DGB-Organisationen eigentlich gelernt haben, dass solche Ausgrenzungs- und Spaltungsstrategien nicht weiterhelfen und letztlich allen Beschäftigten schaden. Statt dessen sollte ver.di an der Entschlossenheit der Vorfeldkontrolleure anknüpfen und gemeinsam mit ihnen für Verbesserungen mobilisieren.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Tageszeitung junge Welt.