N30 – Streiktag im Öffentlichen Dienst in Groß-Britannien (inkl. Video)

N30, wie der 30. November 2011, war der Tag, an dem ein massiver Streik im Öffentlichen Dienst stattfinden sollte. Es war ein Tag, auf den massiv hin mobilisiert wurde.

 

sozialismus.info veröffentlicht hier ein Video von socialistworld.net über den Streik am 30. November sowie einen Bericht einer Aachener Genossin, die sich zur Zeit Coventry befindet.

von Julia, zur Zeit in Coventry

Schon am 30. Juni 2011 fand ein großer Streik statt, an dem sich ca. 750.000 ArbeiterInnen beteiligten, doch schnell wurde eingesehen, dass ein Streiktag nicht ausreicht und schon bald ein nächster stattfinden muss. Dies war dann der 30. November.

Am 30. 11. fanden dann schon morgens Aktionen statt. Ich möchte hier insbesondere von den Aktionen in Coventry berichten, wo ich zurzeit einen Freiwilligendienst absolviere und weiter politisch aktiv bin.

Streikposten

Schon morgens sind GenossInnen zu sogenannten Picket-lines gegangen. An den Streikposten versammeln sich die streikenden ArbeiterInnen, um ihre KollegInnen davon zu überzeugen, an diesem Tag der Arbeit fernzubleiben. Ich bin zur Picket-line an der Warwick Uni (wo ich arbeite) gegangen, allerdings war die Intervention dort nicht ganz einfach.

Dann sind wir mit dem Bus ins Zentrum von Coventry gefahren, wo um 10 Uhr eine Demo begonnen hat. Wir von der Socialist Party (Name der Sektion des CWI in England und Wales) haben Zeitungen verkauft und Flyer für eine Abendveranstaltung verteilt.

Demonstration in Coventry

Gegen halb 11 begann der Demozug, der durch das Stadtzentrum ging und gegen halb 12 außerhalb des „Council House“ endete, wo Reden gehalten wurden.

Es haben einige Mitglieder der Labour-Party (eine der 3 etablierten Parteien, vergleichbar mit der SPD, jedoch etwas rechts von ihr stehend) gesprochen, diese wurden jedoch zum großen Teil ausgebuht und von den streikenden ArbeiterInnen „scaps“ (zu deutsch: „Streikbrecher“) genannt.

Bejubelt wurde Dave Nellist, Stadtratsmitglied für die Socialist Party und aktiv in der Gewerkschaft „Unite“, der größten Gewerkschaft des Landes.

Auch Lenny Shail, Vetreter für die Socialist Party, hat eine gute und politisch inspirierende Rede gehalten. Schon gegen 13 Uhr war die Aktion zu Ende.

Größter Streik seit 1926

Es war beeindruckend, wie viele ArbeiterInnen allein in Coventry gestreikt haben und der allgemeine Unmut über die Kürzungspakete und Sparmaßnahmen des Landes war nicht zu übersehen. Viele Schulen in Coventry und in ganz Groß-Britannien blieben an diesem Tag geschlossen, da sich viele Lehrergewerkschaften im Streik befanden.

Es gab eine große Mobilisierung der Gewerkschaftsbasis – viele Mitglieder streikten an diesem Tag und verteilten Flyer, in denen Erklärungen drin standen, weshalb sie sich genau im Streik befänden.

Auf der Demo in Coventry waren ca. 3000 Streikende und UnterstützerInnen, am Streik selbst haben sich aber weit mehr beteiligt.

Insgesamt streikten am 30. November 2 Millionen Menschen in ganz Groß-Britannien, somit war es der größte Streik seit dem Generalstreik 1926 und sogar größer als dieser, denn am ersten Streiktag 1926 streikten „nur“ 1,7 Millionen Menschen.

Abends fand in Coventry noch eine Veranstaltung statt, auf der besprochen wurde, wie es nach dem 30. November nun weitergehen soll. Es haben viele Mitglieder der Socialist Party sowie verschiedener Gewerkschaften teilgenommen.

Der Konsens war, dass die Socialist Party weiterhin viel Gewerkschaftsarbeit leisten will und dass etwas Druck auf den TUC (Trade Union Congress) ausgeübt werden soll, wann genau ein nächster Streik stattfinden soll – es wird davon gesprochen, dass eine nächste größere Aktion schon im Januar stattfinden könnte. Außerdem will man auch Druck auf die Führungen der National Union (große Gewerkschaften in Groß-Britannien) ausüben, dass schon bald ein nächster Streiktag stattfindet.