Joe Higgins in Athen

Über 2.000 hören den irischen Marxisten auf Großkundgebung von Syriza


 

Bei einer Großveranstaltung von SYRIZA (Bündnis der radikalen Linken, im Parlament vertretenes Linksbündnis) am 14. Mai in Athen sprach neben Alexis Tsipras (Sprecher der SYRIZA-Fraktion im griechischen Parlament), Manolis Glezos (Mitglied des SYRIZA-Vorstands), Marisa Matias (Bloco de Esquerda / LinksBlock, Portugal) und Jean Pierre Brar (Parti Communiste Francais / Kommunistische Partei Frankreichs) auch Joe Higgins, MdEP für die Socialist Party aus Irland.

von Harris Sideris, Xekinima (Schwesterorganisation der SAV in Griechenland)

Mit 2000 bis 2500 TeilnehmerInnen – Mitgliedern wie auch SympathisantInnen von SYRIZA, war das Treffen überaus erfolgreich.

Joe hielt eine sehr kraftvolle Rede, die alle Anwesenden bewegte. Er überbrachte den ArbeiterInnen in Griechenland eine Botschaft der Klassen-Solidarität und wies, um den Angriffen der Chefetagen Widerstand entgegenzusetzen, auf die Notwendigkeit europaweit koordinierter Kämpfe hin.

Joe begrüßte die von der Arbeiterklasse und von SYRIZA geführten Kämpfe in Griechenland und sagte mit Nachdruck:

„Man will von euch, dass ihr dem Beispiel Irlands folgt. Mein Rat an die ArbeiterInnen in Griechenland ist hingegen: Akzeptiert nicht die Politik der Angriffe und Kürzungen, die die irische Regierung gegen die irischen ArbeiterInnen aufgelegt hat. Und mein Rat in Richtung der irischen ArbeiterInnen in Dublin, die mich ins Europaparlament gewählt haben, lautet: Folgt dem Beispiel des Kampfes und Widerstands, das die griechischen ArbeiterInnen gegeben haben!“.

Mit Bezug auf die Schuldenkrise sagte er:

„Wir müssen es ablehnen, für die von den Chefetagen zu verantwortende Krise zu bezahlen. Wir kämpfen gemeinsam mit den ArbeiterInnen in Griechenland. Wir sagen Nein zur Diktatur von IWF und den Märkten.“

Er setzte dann damit fort, die Initiative linker EuropaparlamentarierInnen für eine europaweite Aktionswoche gegen die neuen Sparprogramme vorzustellen. Dabei bezog er sich besonders auf die Solidarität, die für die Arbeiterklasse in Griechenland jetzt nötig ist. Es handelt sich dabei um ein von Joe selbst initiiertes Vorgehen, dem sich mittlerweile Europaabgeordnete linker Parteien aus Griechenland, Zypern, Frankreich, Portugal, Dänemark und Schweden angeschlossen haben. Dazu erklärte er:

„Für die Woche vom 21. bis zum 26. Juni rufen wir zu Solidaritätsaktionen auf und wir appellieren an die linken Parteien, sozialen Organisationen und die Gewerkschaften, in dieser Woche in Solidarität mit der Arbeiterklasse in Griechenland und mit allen europäischen ArbeiterInnen, die ähnlichen Problemen gegenüber stehen, zu mobilisieren.“

Er wies auch darauf hin, dass „die momentane Krise in Europa nicht durch die Schulden Griechenlands verursacht wurde, sondern das Ergebnis der Krise ist, in der sich das globale kapitalistische System befindet […].“

Was die Aufgaben der linken Parteien dabei angeht, gegen diese kapitalistische Krise vorzugehen, betonte Joe:

„Wir müssen mit der Dominanz der Märkte brechen, um das Bankensystem unter der Kontrolle der ArbeiterInnen und der Gesellschaft zu re-verstaatlichen. So können wir dann Investitionen nach den Belangen der Gesellschaft lenken, zur Sicherung der Renten, zum Aufbau eines Sozialsystems und zur Schaffung von Arbeitsplätzen für tausende erwerbslos gewordene ArbeiterInnen.“

Stürmischer Beifall kam auf, als Joe die Rolle der Märkte in Bezug auf die Schuldenkrise kommentierte:

„Es sind weder die ArbeiterInnen in Irland noch die in Griechenland, die sich Milliarden geliehen haben. Zur Hölle mit den Märkten, Schuldenstreichung jetzt! Bei ihnen handelt es sich nur um Spekulanten, die gezockt und nun verloren haben.“

Joes energiegeladener Redebeitrag faszinierte und stieß bei vielen GenossInnen und SympathisantInnen auf Begeisterung. Es war kein Zufall, dass Joe nach jedem Satz, den er beendet hatte, den Applaus der Zuhörerschaft erhielt; zeigte er damit doch in der Praxis die Kraft und die anziehende Wirkung sowie die Ansätze des revolutionären Marxismus auf – vor allem unter den heutigen Bedingungen der schweren kapitalistischen Krise.