Pakistan – Brutaler Polizei-Angriff auf Arbeiter-Demo in Karatschi

Kampagne für gewerkschaftliche Rechte (Trade Union Rights Campaign, TURCP) verurteilt Polizeibrutalität und organisiert Solidaritätsdemonstration
 

von Babu Ladhu, TURCP, Karachi

Die Beschäftigten der Zuckermühlen in den Provinzen Dadu und Thatha protestieren weiterhin für die Zahlung ihrer ausstehenden Löhne. Am 13. Mai organisierten sie eine friedliche Demonstration und versuchten in Richtung Amtssitz des Regierungspräsidenten von Karatschi zu marschieren. Gewaltbereite Polizeieinheiten attackierten daraufhin die friedlichen Demo-TeilnehmerInnen und verhafteten mindestens 45 von ihnen. Dabei wurde nicht nur wahllos vom Schlagstock Gebrauch gemacht, auch misshandelte die Polizei die weiblichen Familienangehörigen der protestierenden Arbeiter. Sie wurden an den Haaren gepackt und geschlagen. Am 15. Mai versuchten die Arbeiter dann zusammen mit ihren Familienangehörigen einen Protestzug gegen die Verhaftungen und die Polizeigewalt zu organisieren. Die Sicherheitskräfte kesselten daraufhin den Kundgebungsplatz, um die sich dort versammelten Familien der Arbeiter von der Demo abzuschneiden. Zeitgleich wurden abermals 30 Arbeiter verhaftet, die ein Protestcamp aufgebaut hatten, um dort einen Hungerstreik zu beginnen.

Die Polizeiübergriffe und die exzessive Gewaltanwendung der staatlichen Organe zeigen ein weiteres Mal das wahre Gesicht der momentanen Regierung, die nicht müde wird, sich als Verfechterin von Menschenrechten und Demokratie darzustellen. Täglich beteuern Regierungsvertreter, Minister und General Musharaf selbst, dass sie für die Einführung demokratischer Strukturen in Pakistan stehen. Außerdem versichern sie immer wieder, dass es kein Verbot friedfertiger Demonstrationen oder politischer Betätigung gibt. Die beschriebene Brutalität, mit der gegen die KollegInnen in Karatschi vorgegangen wurde, macht jedoch mehr als deutlich, dass das Musharaf-Regime absolut keinen Respekt vor den grundlegenden Rechten der arbeitenden Massen hat. Die Lügen von Demokratie und Menschenrechten sind damit wieder einmal deutlich zu Tage getreten.

Die Arbeiter in den Zuckermühlen von Dadu und Thatha bekommen zur Zeit die Auswirkungen der Privatisierung ihrer Werke in den Jahren 1995 bzw. 1998 zu spüren. Unter dem Versprechen der unverzüglichen Auszahlung ihrer Löhne unterschrieben Arbeitnehmervertreter damals ein Abkommen mit der Regierung über die Privatisierung der Mühlen. Seither warten 800 Arbeiter auf ihre Löhne. Darüber hinaus stimmte die Regierung zu, den weniger als 10 Jahren dort Beschäftigten alternative Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Von alledem ist nichts eingehalten worden außer, dass den ehemaligen Geschäftsführern ihre Zeit nach der Leitung der Zuckermühlen mehr als versüßt wurde.

Am 16. Mai organisierte die TURCP vor dem Karachi Press Club eine Protestkundgebung gegen Polizeigewalt. Aufs schärfste verurteilten wir die Übergriffe und zeigten unsere Solidarität mit den protestierenden Arbeitern und ihren Familien. Diese Demo fand hervorragenden Anklang in Print- und elektronischen Medien. Sämtliche wichtigen Fernsehsender und Zeitungen berichteten, und auch die miserable Lage der Arbeiter wurde mehrmals erwähnt. Mitglieder der TURCP in Karatschi sind außerdem dabei, die Arbeiter bei der Organisation weiterer Aktionen zu unterstützen. An der Demo zum Karachi Press Club nahmen bereits gut 200 Arbeiter teil. Die Polizei versuchte zwar den Zug zu stoppen, musste sich aber zurückziehen. Die TURCP bereitet momentan weitere Solidaritätsdemos für die kommenden Tage und Wochen vor.

Weitere Infos: www.turcp.org