Tarifvertrag des Grauens

Bundesweiter Streiktag von Ärzten – 3000 bei Demonstration in Berlin
 
Am Ende einer Protestwoche von Ärzten überall in Deutschland nahmen am 5. August 3000 Ärzte an einem Streiktag mit zentraler Kundgebung und Demonstration in Berlin teil. Aus verschiedenen Städten waren KollegInnen angereist, der Großteil der TeilnehmerInnen kam von der Berliner Charite.
Hintergrund der Proteste ist die einseitige Kündigung des Tarifvertrages durch die Arbeitgeber mit dem Ziel einen Tarifvertrag durchzusetzen, der massive Verschlechterungen beinhaltet: 10 % weniger Lohn für Neueinstellungen, sowie Vertragsverlängerungen. Auf vielen selbstgemalten Schildern wurde mit Sprüchen wie ’Vorsicht müder Arzt‘, ’Arbeit ohne Grenzen‘ oder ’Ulla in den Schichtdienst‘ ausserdem auf die schwierigen Arbeitsbedingungen hingewiesen: Unbezahlte Überstunden (jedes Jahr werden den Arbeitgebern so 1 Milliarde Euro geschenkt), durch Bereitschaftsdienste verursachte Arbeitszeiten von bis zu 30 Stunden am Stück, kaum Zeit für die PatientInnen…

Dementgegen forderte der Vorsitzende des Marbuger Bundes Ullrich Montgomery unter anderem die Bezahlung aller geleisteten Überstunden, sowie Zuschläge für Nacht- Wochenend- und Feiertagsdienste und die Abschaffung von kurzfristig befristeten Arbeitsverträgen (allein in Badem Würtemberg wären 80 % aller Ärzte von dem neuen Tarifvertrag betroffen, da sie nur kurzfristig begrenzte Tarifverträge haben). Der Marbuger Bund hatte zu den Protesten aufgerufen.

Rolle von verdi

Dr. Martin Krause vom Universitätsklinikum Heidelberg griff in seiner Rede Ullrich Montgomery an und forderte die Führung des Marbuger Bundes auf, die Interessen der Ärzte unabhägig von verdi zu vertreten. Die verdi-Führung übt sich in der Auseinandersetzung im Stillhalten. Nachdem sie schon beim Krankenhauskonzern vivantes alle Schweinereien mitmachte soll nun bei der Charite ein ähnlicher Abschluss über die Bühne gehen. Dabei wäre sie gerade jetzt in der Pflicht, ihre Mitglieder, Ärzte, Pfleger und Schwestern, ebenfalls zu Protesten und Streiks aufzurufen und den die Mitglieder des Marburger Bundes davon zu überzeugen, dass man gemeinsam am stärksten ist, dass nur gemeinsam die Angriffe verhindert und bessere Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden können und ein gemeinsamer, für alle geltender Tarifvertrag her muss. Sprüche wie ’Jeder Arbeiter bei VW, Opel (…) kriegt Nachtzuschläge, wir kriegen Abzüge‘ oder ’Eliten werden zerstört indem (Arzt-) Gehälter gekürzt werden‘, wie sie Dr. Martin Krause in seiner Rede brachte helfen wenig, sie machen eher eine Kluft auf zwischen Ärzten und anderem Personal im Gesundheitswesen. Die Politik des Marbuger Bundes läuft letztendlich auf eine Spaltung der Belegshaft hinaus, dies kann nicht das Ziel sein. Vielmehr muss es darum gehen, die guten Ansätze von Protesten und Streiks weiterzuführen und für einen guten für alle geltenden Tarifvertrag zu kämpfen.

von Nelli Tügel, Berlin