Opel Bochum

Erste Runde im Kampf um den Erhalt der Arbeitspl?tze: Enorme Kampfbereitschaft bewiesen!

Flugblatt der SAV vom 21. Oktober 2004
 
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Erste Runde im Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze:
Enorme Kampfbereitschaft bewiesen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

sechs Tage lang habt ihr toll gekämpft und allen von Sozialkürzungen und Arbeitsplatzvernichtung Betroffenen Mut gemacht. Damit habt Ihr nicht nur für Bochum und nicht nur für Opel ein enorm wichtiges Zeichen gesetzt: Gegen Arbeitsplatzvernichtung und drohende Werksschließungen können sich die Beschäftigten mit beeindruckender Kampfkraft wehren! Dieses Signal haben nicht nur die Bosse von GM und den anderen Autowerken erhalten – Euer Kampf ist eine enorme Ermutigung für alle ArbeiterInnen. Doch die sechs Tage ?Informationsveranstaltung? waren nur die erste Runde.
Jetzt geht es darum, erst einmal wieder Kräfte zu sammeln, den Kampf zu bilanzieren und sich auf die nächsten Schritte vorzubereiten.

Was wurde erreicht?

Ihr habt dem Management und den Aktionären einen Schuss vor den Bug verpasst: Ihr Profitgier trifft auf massiven Widerstand.

Ihr habt den Kampf in die eigenen Hände genommen. Die Belegschaft war sich immer darüber im Klaren: Sie selbst muss entscheiden, was wann und wie im Kampf passieren soll.

Die Pläne der Jobkiller sind allerdings noch nicht vom Tisch. Vereinbart wurde nur, dass verhandelt wird. Und die Zielsetzung ist dabei leider die ?Wettbewerbsfähigkeit? der Werke und nicht der Erhalt aller Arbeitsplätze und aller Werke.

Ihr habt viel Kraft investiert, um die letzte Woche so erfolgreich in Bochum durchzuziehen. 50.000 beteiligten sich am 19. Oktober am Aktionstag an allen europäischen Standorten von GM, selbst an den drei brasilianischen Standorten kam es zu Solidaritätsaktionen. Euer ?wilder Streik?, so die Medien, legte nach und nach die Produktion in Rüsselsheim, Antwerpen und Ellesmere Port bei Liverpool lahm. Auf den Profit von 6.500 Autos mussten die Aktionäre verzichten.
Doch entscheidend wäre gewesen, Euren Kampf zu einem Streik über Bochum hinaus auszuweiten.

Warum ging es nicht weiter?

Die ?Unterstützung? der Gewerkschaftsspitze sah so aus, dass Euch IG-Metall-Chef Peters so schnell wie möglich zurück zur Arbeit schicken wollte. Dafür wurde Peters nicht zum Vorsitzenden gewählt! Die Gewerkschaft ist dafür da, die Konkurrenz zwischen ArbeiterInnen und Standorten aufzuheben, sie ist dafür da, gemeinsame Kämpfe zu organisieren. Das geschah nicht. Die IG Metall hätte Euch massiv unterstützen müssen: Sie hätte Geld an Euren Soli-Fonds überweisen können, um die Einbußen der Streikenden indirekt zu mindern. Sie hätte den Ausstand in den Medien massiv fördern und für andere Werke fordern können, statt über das möglichst schnelle Ende bei Euch zu reden.

Die BR-Mehrheit tauchte die meiste Zeit der ?Informationsveranstaltung? ab oder bremste. Der Gipfel war die Versammlung am 20. Oktober: Nur sie kamen zu Wort. Und dann wurden zwei Fragen (Verhandlungen und Rückkehr zur Arbeit) in einer Frage gestellt, die nur eine Antwort zu ließ. Jedem war klar: Die Belegschaft entscheidet und das gilt – warum diese Tricks?

An dieser Stelle entglitt der Kampf der Leitung durch die Belegschaft selbst. Es gab die ganze Zeit Zusammenkünfte von AktivistInnen aus den verschiedenen Werksteilen, die immer wieder über den weiteren Verlauf des Kampfes diskutierten und eng mit der ganzen Belegschaft zurück koppelten. Sie hätten auch diese Versammlung selbst organisieren und durchführen müssen.
Die Schlussfolgerung muss sein: Ihr, die Ihr den Kampf getragen habt, müsst Euch noch besser organisieren. Ein Verlass auf Betriebsratsmehrheit und DGB-Führung führt in die Niederlage. Die bisherigen Strukturen des Kampfes sollten jetzt weiterentwickelt werden: zu Komitees zur Verteidigung aller Arbeitsplätze und aller Werke, die auch in Zukunft direkt gestützt auf die Belegschaft den weiteren Widerstand koordinieren und Eure Schlagkraft aufrecht erhalten.
Von solchen Komitees muss ab sofort der direkte Kontakt zu anderen Werken und anderen Betrieben aufgenommen werden, die mit ähnlichen Angriffen konfrontiert sind. Gleichzeitig dürfen wir die Gewerkschaften nicht den Peters und Hubers überlassen, sondern den Kampf um einen Kurswechsel führen. Dazu sollten sich kritische IGM-Mitglieder zusammenschließen und eine innergewerkschaftliche Opposition bilden. Wenn von Euch eine Einladung zu einer bundesweiten Konferenz kämpferischer AutoarbeiterInnen wie dem Kreis bei Daimler in Mettingen ausgehen würde, könnte das der Beginn einer starken Opposition in der IGM sein! Hierzu sollten auch KollegInnen aus den anderen europäischen GM-Werken angesprochen werden, damit wir uns nicht international gegeneinander ausspielen lassen. Auf dieser Basis kann so ein gemeinsamer, gesteigerter Kampf um jeden Arbeitsplatz und jedes Werk möglich werden.

Strategie zur  Verteidigung der Arbeitsplätze

Lohnverzicht sichert nur die Profite und trägt dazu bei, die Standorte gegeneinander auszuspielen.

?Beschäftigungsgarantien? garantieren recht wenig. Führt die kapitalistische Konkurrenz zu Schwierigkeiten eines Betriebs, dann fühlen sich Management und Aktionäre an gar nichts mehr gebunden. Ihre Profite sind in Gefahr – für sie das einzige Kriterium.

?Sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau? – das gibt es nicht! Auffanggesellschaften sind nur ein Tod auf Raten!

Das einzige was hilft, ist, die Arbeitszeit massiv zu reduzieren und die vorhandene Arbeit auf alle zu verteilen – bei vollem Lohnausgleich auf Kosten der Profite der Konzerne. Der nötige erste Schritt ist die Einführung der 30-Stunden-Woche in der gesamten Autoindustrie.

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