Feminismus als “Krebs”: Das Frauenbild der AfD

Frauen sind die größte benachteiligte Gruppe in der Gesellschaft. Wenn es nach der AfD ginge, würde sich ihre Stellung weiter verschlechtern. Wir werfen einen Blick auf den antifeministischen Backlash, der mit ihrem Aufstieg einhergeht.

Von Johannes von Simons, Berlin

Das Familienideal der AfD ist die monogame heterosexuelle Familie mit dem Ehemann als Ernährer und der Frau als Mutter und Hausfrau. Sie propagieren zudem Homophobie und Transfeindlichkeit. Zusammengewurschtelt klingt das dann so wie beim Europawahl-Spitzenkandidat Krah: “Feminismus heute ist Krebs. Er bedeutet, dass Männer in Mädchentoiletten dürfen. Er vernichtet die Weiblichkeit, zerstört junge Menschen und verhindert Kinder.”

Schwangerschaftsabbrüche sind für die AfD kein Menschenrecht, sondern “das Recht auf Leben ist ein Menschenrecht” und man “ist ab der Befruchtung ein Mensch” (Europawahlprogramm 2024). Bei Gesprächen zu Schwangerschaftsabbrüchen soll noch mehr Druck ausgeübt werden: “Schwangerschaftsberatung in Konfliktsituationen darf nicht ergebnisoffen sein, sondern muss mit dem Ziel der Bejahung des Kindes erfolgen.”

Hass und Sozialkürzungen

Nicht nur homosexuelle Paare, sondern auch alleinerziehende Elternteile werden als Anomalie dargestellt. Letztere sollen nur dann finanzielle Hilfe erhalten, wenn sie sich durch eine Fügung des Schicksals und nicht “eigenverschuldet“ als Alleinerziehende durchschlagen müssen. Auch diese Forderung benachteiligt vor allem Frauen, da sie 90% der 1,6 Millionen Alleinerziehenden in Deutschland stellen. Die AfD schreibt, dass sie “eine echte Wahlfreiheit zwischen Fremdbetreuung in Krippen oder familiennaher Betreuung durch Eltern, Großeltern, Kinderfrauen oder Tagesmütter“ wollen. Eine “echte Wahl” hat aber nur, wer alle diese Alternativen zur Verfügung hat. Ein Großteil der Eltern in Deutschland hat das aber nicht, sondern lebt eh schon in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen und benötigt die kostenlose, qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, die nur das staatliche, durch soziale Umverteilung finanzierte System ermöglicht. Zu dessen Finanzierung könnte übrigens eine Millionärssteuer beitragen, wie sie die Partei Die Linke schon lange fordert.

Gehorchen in Schule und Betrieb

Die von der AfD propagierte Unterordnung der Frau unter den Mann widerspiegelt die Hierarchien in anderen Bereichen. Schon das Schulsystem ist darauf angelegt, dass die große Mehrheit eine angepasste, untergeordnete Rolle spielt. Damit wird das Ausführen von Anweisungen und Befehlen des späteren Berufslebens trainiert und anerzogen, ohne den Chef in Frage zu stellen.

Die AfD hat zwar prozentual noch weniger Frauen als die CSU und die FDP in ihrer Mitgliedschaft, aber es ist trotzdem bizarr, dass sie den Gender Pay Gap schlicht leugnet. Die real erlebte Benachteiligung wird Frauen also ausgeredet – Sozialist*innen argumentieren stattdessen natürlich für den solidarischen Kampf von Männern und Frauen zusammen gegen ungleiche Bezahlung. Die AfD schürt auch gezielt Ängste bei Männern, die sich vom gestiegenen Frauenanteil an der Erwerbsbevölkerung bedroht fühlen, und hilft so abermals den Bossen, denn je mehr sie uns spalten, desto besser für die Kapitalist*innen. Das gilt übrigens genauso für die Hetze gegen Obdachlose, Erwerbslose und Migrant*innen.

Björn Höcke und der offen faschistische Teil der AfD sind inzwischen so deutlich in der Mehrheit, dass sie ihren “Flügel“ auflösen konnten. Die gezielte Verwendung von Nazipropaganda geht weiter. Ein Beispiel ist Höckes schon im November 2015 gehaltene Rede mit der Behauptung, Deutschland und Europa hätten „ihre Männlichkeit verloren“. Nötig sei es, wieder „mannhaft“ und dadurch auch „wehrhaft“ zu werden. Sowohl die Wortwahl als auch der Tonfall sind Joseph Goebbels, dem Propagandachef der NSDAP, nachempfunden.