Schulstreik in Kassel geplant

„Wir streiken, weil die Bildung am Boden ist!“

Am 11. Dezember 2017 ruft das Bündnis „Unsere Zukunft erkämpfen“ zu einem Schulstreik anallen Kasseler Schulen auf. Grund dafür: undichte Schuldächer, Naturwissenschaftsräume auf einem Stand der 1960er Jahre und deutlich eingeschränkte Barrierefreiheit.

von Hannah Lürssen und Vanessa Diener, Kassel

SchülerInnen acht verschiedener Schulen, LehramtsstudentInnen, Mitglieder der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Stadtverordnete der Kasseler Linke sowie Kasseler Basisgruppen politischer Jugendorganisationen wie die der Linksjugend [’solid] und der SDAJ sind sich einig – um die Schulen zu einem angenehmen Lernort (für alle!) zu machen, bedarf es einer massiven Gebäudesanierung!

Das Bündnis entstand, nachdem sich einige SchülerInnen der Offenen Schule Waldau an die Stadtverordneten der Kasseler Linken wandten, um von den massiven Mängeln der Schulinfrastruktur zu berichten. Sie fragten nach Unterstützung, um die Notwendigkeit größerer finanzieller Investitionen im Bereich „Schule, Jugend, Bildung“ in die Haushaltsdebatten der Stadtverordnetenversammlung im Kasseler Rathaus zu tragen. Schnell wurde klar, dass marode Zustände kein Einzelfall an Kasseler Schulen sind, sondern ein breitflächiges Problem.

Die Mehrheit der Fraktionen scheint diesem Problem jedoch eher mit Ignoranz als mit Engagement zu begegnen. In den vergangenen Jahren hat die Stadt Kassel einen Investitionsstau von 144 Millionen Euro angehäuft, Sanierungen wurden immer wieder nach hinten verschoben. Viele betroffene SchülerInnen und weitere UnterstützerInnen kamen zusammen, um nun selbst Initiative zu ergreifen und sich gemeinsam für Veränderungen stark zu machen.

So fiel im Bündnis die Entscheidung, am 11. Dezember, der Tag, an dem der Haushalt besiegelt wird, aus den Schulen raus und auf die Straße zu gehen. Mit ihrer Abwesenheit in der Schule wollen die SchülerInnen deutlich machen, dass die Zustände für sie zum großen Teil nicht länger tragbar sind; mit der Anwesenheit auf der Straße, wollen sie ihre Forderungen in die Öffentlichkeit tragen und sich mit  ihrem Anliegen für Solidarität stark machen. Ihr Ziel ist es, Druck auf die Haushaltsverhandlungen aufzubauen und die zu gering berechneten Bildungsinvestitionen auf einen Betrag zu rücken, der Optimierungen an den Schulen überhaupt erst realisierbar macht.

Mobilisierung bis zum Schulstreik

Unter dem Motto „Bildung am Boden“ fand Anfang September die erste öffentlichkeitswirksame Aktion des Bündnisses vor dem Kasseler Rathaus statt. Nach nur wenigen Wochen Bündnisarbeit konnten über siebzig TeilnehmerInnen für die Aktion mobilisiert werden. Da es den SchülerInnen an diesem Tag von Seiten der Stadt-Regierung verwehrt wurde, an der öffentlichen Haushaltssitzung teilzunehmen, wurden schließlich auch unsicherere TeilnehmerInnen ermutigt, weiterhin und noch entschlossener für ihr Anliegen auf die Straße zu gehen und so den Druck auf die Stadtverordneten zu erhöhen.

Anschließend wurden für die Schulen individuelle Unterschriftenlisten angefertigt, um zu verdeutlichen, wie vielen SchülerInnen eine Aufstockung des Investitionsprogramms für Bildung und die Sanierung der Schulen wichtig ist. In den nächsten Wochen sind noch weitere öffentliche Aktionen geplant: ein, von der lokalen Presse begleitetes, Gespräch mit dem Oberbürgermeister und der Bildungsbeauftragten der Stadt Kassel, über gemeinsames Transparente-Malen in der Innenstadt, bis hin zu einer Satire-Demo unter dem Motto: „Wir tragen unsere Bildung zu Grabe“.

Um die letzten Tage der Mobilisierung vor dem Streik voll auszunutzen, ist außerdem eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant, auf der auch SAV-Mitglieder, die an den letzten großen Schulstreiks in Kassel teilnahmen, ihre Erfahrungen schildern werden und zum anderen der genaue Ablauf des Streiks geplant werden soll. Denn sicher ist, wenn die Stadt Kassel nicht endlich aufhört, an der Bildung zu sparen, sehen die Mitglieder des Bündnisses rot für ihre Zukunft. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie wichtig der Kasseler Stadt-Regierung die Forderungen der Jugend sind. Sicher ist allerdings schon jetzt, dass die TeilnehmerInnen des Bündnisses wissen, dass sie für eine bessere Bildung und eine selbstbestimmte Zukunft gemeinsam kämpfen müssen!