Sindelfingen: Kritische IG Metaller von Ausschluss bedroht!

KollegInnen im Sindelfinger Daimler-Werk sind vom Ausschluss aus der IG Metall bedroht und brauchen dringend Unterstützung.


 

Die KollegInnen, auch IG-Metall-Vertrauensleute, hatten im Mai 2009 Informationsblatt unter dem Namen „Alternative“ herausgebracht. Wie in vielen anderen Betrieben, sind sie unzufrieden mit der Verzichtspolitik der IG Metallführung und den IG MetallvertreterInnen im Sindelfinger Betriebsrat. Allein die Herausgabe des Flugblatts führte dazu, dass die KollegInnen auf Drängen der Betriebsratsmehrheit aus den IG Metall-Vertrauensleutestrukturen ausgeschlossen wurden. Eine kritische Diskussion über die Politik der IG Metall im Betrieb sollte somit unterbunden werden. Die UnterstützerInnen der Alternative sehen es aber als notwendig an, den KollegInnen im Werk eine Alternative zur Politik des Co-Managements anzubieten. Dafür ihnen nun der Ausschluss aus der IG Metall angedroht. Bei einer Ortsvorstandsitzung der IG Metall Stuttgart soll am Montag, den 22. Februar 2010 darüber befunden werden. Schreibt Protestbriefe an den Ortsvorstand: stuttgart@igmetall.de, johann.baur@igmetall.de und in Kopie an die KollegInnen der Alternative: alternativesifi@live.de.

Einstimmig beschlossener Protestbrief auf einer Berliner Versammlung von Kolleginnen und Kollegen, die auf einer Solidaritätsveranstaltung zu Tekel über die Androhung informiert wurden:

Brief an den Ortsvorstand der IG Metall Stuttgart

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

auf einer Solidaritätsveranstaltung mit dem Streik der Tekel-ArbeiterInnen in der Türkei haben wir erfahren, dass gegen KollegInnen der „Alternative“ bei Daimler Sindelfingen ein Ausschlussverfahren aus der IG Metall droht. Wir sind empört über diese Androhung.

Es darf nicht sein, dass kritische, kämpferische KollegInnen keinen Platz mehr in der Gewerkschaft IG Metall haben sollen. Das sind bürokratische Methoden, mit der die notwendige Diskussion über Ausrichtung und Programm der IG Metall umgangen werden.

Diese KollegInnen haben Kritik an der Politik der Mehrheit des Betriebsrats geäußert und wurden daraufhin aus den Gremien der IG Metall ausgegrenzt. Daher haben sie, weil sie es im Interesse der KollegInnen im Werk für nötig halten, eine eigene Liste aufgestellt. Als solche bekennen sie sich als Mitglieder der IG Metall.

Mit dem Argument der „Einheit“ sollen sie nun aus der IG Metall ausgeschlossen werden. Was für eine Einheit ist das, wenn sie durch bürokratische Methoden und Ausschlussverfahren erreicht werden soll? Es gibt viele Mitglieder in der IG Metall, die mit der jetzigen Politik der Führung nicht einverstanden sind, da sie zu Verzicht für die KollegInnen führt. Gerade jetzt, inmitten der Wirtschaftskrise muss auch aus unserer Sicht eine Diskussion darüber stattfinden, wie die Angriffe von Unternehmern und Regierung zurückgeschlagen werden können. Verzicht hat schon in den vergangenen Jahren nicht zum gewünschten Erfolg, nämlich Erhalt von Arbeitsplätzen geführt. Anstatt Ausschlussverfahren einzuleiten, muss endlich eine solche offene Diskussion in der IG Metall, angefangen in den Betrieben, stattfinden.

Es gibt auch in anderen IG Metallbetrieben mehrere IG Metalllisten, so zum Beispiel bei BMW Spandau, Berlin. Wir fordern euch auf, von einem Ausschlussverfahren abzusehen und stattdessen die Möglichkeiten zur breiten innergewerkschaftlichen demokratischen Diskussion auch in den Betrieben zu organisieren.

Wir möchten auch vor den Konsequenzen eines Ausschlusses für das Ansehen der IG Metall warnen. Ein solcher würde innerhalb der Belegschaften bei Daimler und darüber hinaus in anderen Betrieben auf große Empörung stoßen. Genau das würde der IG Metall schaden und genau das würde die Spaltung der Belegschaften vorantreiben. Es ist in unser aller Interesse, dass die IG Metall nicht geschwächt wird. Daher: Nein zum Ausschlussverfahren gegen die Sindelfinger KollegInnen.